Eine Biogasanlage bei Backnang: In Baden-Württemberg gibt es derzeit 1000 solcher Anlagen. Foto: imago/imagebroker

Der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Peter Hauk fordert, dass die Produktion von Biogas im Südwesten erhöht wird. Umweltministerin Thekla Walker zeigt sich offen – doch es gibt auch große Bedenken.

Die Landesregierung erwägt eine Steigerung der Produktion von Biogasanlagen. Agrarminister Peter Hauk (CDU) will beim Gasgipfel am kommenden Montag ein Sofortprogramm Biogas vorstellen. Demnach könnte die Biogasproduktion vorübergehend um 20 bis 30 Prozent angehoben werden, allein durch die Nutzung vorhandener Reserven. Biogas könnte dann dazu beitragen, dass weniger Strom aus Erdgas gewonnen werden müsste. „Hierzu müsste allerdings im Einzelfall die genehmigte Bemessungsleistung überschritten werden dürfen“, heißt es in dem Vorschlag, der unserer Zeitung vorliegt – bislang ist diese gedeckelt. „Die Kapazitäten liegen auf dem Tisch, wir müssen sie nur nutzen“, sagte Hauk auf Anfrage. Ziel sei eine Konzeption, die Biogas aus Biorest- und -abfallstoffen beinhalte.

Um die Hürden zu überwinden,

„Jeder Einsparbeitrag und jeder Erzeugungsbeitrag, sei er auch noch so klein, zählt“, sagte Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) auf Anfrage. Man sehe die Initiative von Minister Hauk insofern „grundsätzlich positiv“. Aus der Sicht der Ministerin könnten die Biogasanlagen über eine Gasmanggellage allerdings nicht hinweghelfen.

Im Südwesten sind derzeit rund 1000 Anlagen in Betrieb, die laut dem Statistischen Landesamt 6,7 Prozent des Bruttostroms und nur 1,4 Prozent der Wärme im Land erzeugen. Laut Umweltministerium sind die Ablagen häufig auch nicht an das Gasverteilnetz angeschlossen. „Hier bestehen hohe anlagentechnische Hürden, die ohne kurzfristige Investitionen nicht leicht zu überwinden sein werden.“

Energiegewinnung mit Photovoltaik ist laut dem Nabu effizienter

Bedenken gibt es auch in anderer Hinsicht. Knapp die Hälfte des notwendigen Substrats kommt bundesweit gesehen aus nachwachsenden Rohstoffen, vor allem Mais. Knapp die andere Hälfte sind dem Umweltbundesamt zufolge Exkremente aus Rinder- und Schweinezucht, andere Substrate wie Biomüll spielen kaum eine Rolle.

„Wir können unseren hohen Energiehunger nicht komplett durch die immer intensivere Nutzung landwirtschaftlicher Nutzflächen stillen“, kritisiert Andrea Molkenthin-Kessler, Energieexpertin beim Naturschutzbund im Land. Mehr Biomasse vom Feld entziehe wertvolle Böden zur Erzeugung von Lebensmitteln. „Mit einer Photovoltaikanlage kann man auf der gleichen Flächen einen bis zu 40-fach höheren Stromertrag erwirtschaften.“

Minister Hauk betont aber, dass für seinen Vorschlag keine weitere Fläche benötigt würde: Das Sofortprogramm nutze nur vorhandenes Substrat. Der FDP-Landtagsabgeordnete Frank Bonath begrüßte die Idee: „Dass Hauk sich nun, nach Ukraine-Krieg und Energiekrise, zu einer stärkeren Biogasnutzung bekannt hat, ist längst überfällig.“