Ein letzter Jubel: Spanier feiern auf dem Schlossplatz den Titel. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Die EM ist vorbei. Was bleibt nun davon übrig? Zunächst einmal der Schirm auf dem Marktplatz, und die Idee sich wieder als Sportstadt hervorzutun. Es gibt konkrete Pläne.

Es war einmal. Ja, das Sommermärchen. Aber auch die Idee Stuttgarts, als Veranstalter von Sportereignissen Renommee zu gewinnen. Die EM hat diesem alten Plan neues Leben eingehaucht. So will man 2027 die Finals ausrichten. Die Finals? Seit einiger Zeit tragen viele Sportverbände ihre Deutschen Meisterschaften zur gleichen Zeit in einer Region aus, bestens in Szene gesetzt vom Fernsehen. Das sind etwa die Schwimmer, Radler und Turner. Mit Ulm hat man zarte Bande geknüpft, dort könnten die Leichtathleten zu Werke gehen; das Stuttgarter Stadion hat ja keine Laufbahn mehr.

610 000 Menschen waren Fußball schauen

Die hat man fürs bessere Fußball-Erlebnis rausgerissen. Dieses Erlebnis hatten nun während der EM 255 000 Zuschauer bei fünf EM-Spielen. 890 000 Menschen kamen in die vier Fanzonen in der Stadt und zu den Treffpunkten der ausländischen Fans im Schloss- und Stadtgarten. 610 000 Menschen waren allein auf dem Schlossplatz zum Fußball schauen. „Ganz Europa hat auf ein sympathisches und bestens organisiertes Stuttgart geblickt“, sagte Stuttgarts OB Frank Nopper, „und wird dies in Erinnerung behalten.“ Darauf hofft Stuttgart-Marketing, sagt Prokuristin Andrea Gehrlach. 200 000 Übernachtungen habe es in der Region durch EM-Gäste gegeben, eine Million Tagesgäste waren während der vier Wochen in der Stadt unterwegs. Die beiden Automuseen hätten noch nie einen solchen besucherstarken Juni verzeichnet. Auch an den beiden Tourist-Informationszentren habe man 30 Prozent mehr Kontakte gehabt. „Wir haben uns als attraktives Reiseziel präsentiert“, sagt Touristikchef Armin Dellnitz, „das wird sich in den nächsten Jahren positiv auswirken.“

Zahlen haben auch die SSB parat. In den  vier Wochen des Turniers seien Bahnen und Busse 300 000 zusätzliche Kilometer gefahren, alle Beteiligten arbeiteten 6700 Stunden zusätzlich. Die Stadionlinie U 11 beförderte 167 300 Fahrgäste, beim Spiel Deutschland gegen Spanien waren es 40 200 Menschen. Die S-Bahn setzte an den Spieltagen 366 Sonderzüge ein, zählte 65 000 Passagiere. An vier Spieltagen marschierten Fans über die B 14 ins Stadion, dabei war die B 14 gesperrt. Es sei dabei zwar zu Staus gekommen, so das Resümee, aber der Verkehr sei durch die Ansprache der Öffentlichkeit an diesen Tagen um 15 Prozent reduziert worden.

Dann war da noch die Diskussion, um manche der 15 Wirte auf den Fanzonen. Während etwa Christian von Berg meinte, gerade die Deutschland-Spiele seien „sensationell“ gewesen, sagen andere, sie hätten draufgelegt. Man merkt Andreas Kroll an, dass ihn die Diskussion nervt. „Es gibt ein unternehmerisches Risiko, und wir reden von erfahrenen Gastronomen“, sagt er, zudem werde ein Punkt gerne verschwiegen, „an Nicht-Spieltagen mussten die Wirte gar keine Pacht zahlen“. Am Dienstag wird man sich noch einmal unterhalten und über die Forderung der Wirte reden, die Standmiete anzupassen. Von 1300 Euro an Spieltagen nach unten selbstverständlich.

Bald ist die EM Geschichte. Es wird fleißig aufgeräumt. Der Schirm auf dem Marktplatz darf noch ein bisschen bleiben. Fürs Festival der Kulturen dient er als Sonnen- und Regenschutz, erst in der letzten Juli-Woche geht er zurück an den Verleiher. Auch die Sitzinseln und beiden Sportplätze kommen weg. Dass sie wieder kommen, glaubt Stuttgarts OB Frank Nopper nicht. „Wir brauchen die Plätze für den Wochenmarkt und den Flohmarkt.“ Einige Ämter und die grünen Stadträte sehen das anders. Sie hätten den Schirm und die Möbel gerne wieder. Damit ein wenig EM-Gefühl überdauert.