Die roten Teufel sind nass geworden. Der Fanmarsch der belgischen Fans zum Stadion wurde von einem nahenden Gewitter begleitet.
Ungarische Disziplin ist nicht so ihr Ding. Die Belgier ließen es bei ihrem Fanmarsch zum Stadion gelassen angehen. Während die Ungarn bei ihren zwei Märschen mit militärischer Akkuratesse pünktlich bereitstanden und ohne Lücke vorwärts walzten, gingen die Belgier vom Schlossgarten aus in Grüppchen gen Bad Cannstatt.
Das Spiel gegen die Ukraine würde schon nicht ohne sie stattfinden, so schlenderten sie gelassen voran. Und wenn mal 100 Meter Lücke war, auch kein Problem. Die Polizei machte das indes nervös, ein Gewitter nahte, sie mahnte mehrmals mit Durchsagen zur Eile. Doch einen echten roten Teufel schrecken Blitz, Donner und Regen nicht, außerdem muss Zeit bleiben, unterwegs ein Bier zu kaufen, oder um zu singen. Was sie wie schon die Ungarn bevorzugt im Schwanentunnel machten. Die Akustik dort hat es allen angetan, vielleicht sollte man den Tunnel mal als Konzertstätte testen. Eine Röhre als Ort für Konzerte wäre ja für Stuttgart nichts neues.
Mit dabei waren auch einige deutsche Fans. Nils und Simon hatten sich noch morgens Karten gekauft, 150 Euro das Stück. Ehrensache für Nils, war er doch bei der WM 2006 Einlaufkind, an der Seite des Spaniers Charles Puyol. „Da muss man auch bei der EM dabei sein“, sagt er und findet es „einfach nur grandios“, was die Belgier da so vorführen an Sangeskunst.
Raus aus dem Tunnel empfangen Blitze und Donner den Marsch. Es beginnt zu regnen. Die Durchsagen werden drängender, die Gesänge lauter. An der Mercedesstraße dann ein Pfeifkonzert. Nicht Schwarz-Gelb-Rot grüßt von einer Baustelle, sondern Schwarz-Rot-Gold hängt an einem Kran,und ein Bauarbeiter schwenkt oben auf dem Gerüst die deutsche Fahne. Schließlich ruft der Polier hoch: Du kannst runterkommen, Ali.“
Einige Meter weiter sitzend die Feuerwehrleute vor ihrer Wache auf den Autos und winken. Der Zug hält an, winkt zurück, applaudiert und macht dann die La Ola. Längst regnet es heftig, doch am Stadion stockt der Marsch. Alle knien nieder, und auf Kommando geht es weiter: La lalala Lala, Come On.“ Mit roten Rauchfackeln werden die bösen Geister und das Unwetter vertreiben. Innen und außen nass geht es auf die Tribüne. Das Spiel kann beginnen.