Der neue „Pavarotti“ eignet sich bestens für die Ferienlektüre. Foto: Lukas Jenkner

Der fünfte Fall, den der Meraner Commissario Pavarotti mit seiner großen, komplizierten Liebe Lissie löst, ist so persönlich wie nie – und führt mitten in die Geheimdienstgeplänkel der 1960er und 1980er Jahre.

Stuttgart - Vor dreißig Jahren ist Arno von Spiegel bei einem Ferienaufenthalt mit seiner 17 Jahre alten Tochter Lissie in Südtirol spurlos verschwunden. Um ihr eigenes Leben in Ordnung zu bringen, beschließt die nunmehr erwachsene Frau Jahrzehnte später, das Schicksal ihres Vaters zu klären. Unterstützt wird sie vom Meraner Mordermittler Commissario Luciano Pavarotti. Das ist die Ausgangslage von Elisabeth Florins „Commissario Pavarotti probt die Liebe“, dem fünften Fall des Südtiroler Kommissars.

Wir erinnern uns: Seit dem ersten Fall verbindet Luciano und Lissie eine komplizierte Liebe, der es nicht geholfen hat, dass er ihr am Ende des zweiten Falls aus Versehen in den Kopf geschossen hat, sodass sie ihr Gedächtnis verloren hat. Seither gibt es mehr zu streiten als zu lieben zwischen den beiden, allerdings führten die weiteren Fälle sie immer wieder zusammen - gerne auch wider Willen.

Eine wüste Agentengeschichte

Nun allerdings ist der fünfte Fall eine ganz persönliche Geschichte, und das ist sehr angenehm, weil sich die Fälle und die Befindlichkeiten unseres ungleichen Ermittlerpaars in den zurück liegenden Bänden nicht immer ideal überlagerten. Das ist nun anders: Mit Eifer stürzen sich die beiden in die Aufgabe, Lissies Leben in Ordnung zu bringen, nichts anderes zählt mehr. Die Lage bleibt zwar immer noch kompliziert, aber – so viel sei verraten – Lissie und Luciano kommen voran mit ihren Gefühlen.

Die Ermittlungen führen zurück in die 1960er und 1980er Jahre, als Südtirol im Zuge der Autonomieverhandlungen mit der italienischen Regierung von Anschlagswellen heimgesucht wurde. Pavarotti kommt wüsten und gewalttätigen Verflechtungen der europäischen Geheimdienste auf die Spur, die gelegentlich absonderlich anmuten. Das Nachwort von Elisabeth Florin offenbart indes, dass in dieser Agentenstory mehr historische Substanz steckt als der Leser zunächst denkt. Im Kalten Krieg war eben eine Menge möglich. Oder ist es womöglich auch heute noch?

Einige Klippen im Fluss der Glaubwürdigkeit

Aus der Verflechtung von Fakten und Fiktion zieht der Roman, der längst kein konventioneller „Südtirol-Ferienkrimi“ mehr ist, seine wesentliche Spannung. Da verzeiht der Leser auch einige künstlich erstellte dramatische Fallhöhen, die der Liebesgeschichte von Lissie und Luciano noch mehr Dynamik verleihen sollen, sich aber eher als mühsam zu umschiffende Klippen im Fluss der Glaubwürdigkeit erweisen. In diesen Passagen geht es dann mitunter vom europäischen Krimi à la Wolfgang Schorlau doch eher wieder in Richtung Feelgood-Urlaubskrimi.

Elisabeth Florin: Commissario Pavarotti probt die Liebe. Kriminalroman. Emons Verlag Köln 2020. Broschur, 368 Seiten, 14 Euro.