Leo Azzola arbeitet heute als Zahnarzt, dem Eiskunstlauf ist der Olympiateilnehmer von 1984 weiterhin verbunden. Am Sonntag kommt er mit Nachwuchsstars nach Gerlingen.
Er war Deutscher Meister und Olympiateilnehmer im Eiskunstlauf, heute ist er als Zahnarzt in Gerlingen tätig. Doch dem Eiskunstlauf, seinen Nachwuchstalenten, ist Leo Azzola immer noch verbunden. Warum also sollte er sich nicht daran beteiligen, auf der Gerlinger Eisbahn Eiskunstlauf auf hohem Niveau zu zeigen? Es sei keine Frage für ihn gewesen, als er gefragt worden sei, erzählt Azzola.
Heike Bischoff vom örtlichen Stadtmarketingverein Mein Gerlingen war auf ihn zugegangen mit der Idee, die Kunst auf zwei Kufen auf der Eisbahn vor dem Rathaus zu zeigen.
Azzola wird am Sonntag wohl nicht selbst auf dem Eis stehen, sondern moderieren. Er will den Zuschauern die Sportler, deren Kunst und Können auf dem Eis näherbringen. „Live wirkt das ganz anders als im Fernsehen“. Erst vor Ort werde einem das Tempo bewusst, mit dem die Sportler Pirouetten drehen und Anlauf nehmen zu ihren Sprüngen. Auch in Gerlingen werden Dreifachsprünge zu sehen sein, kündigt Azzola an. Sasha Tandogan wird kommen, sie holte vor knapp einem Jahr den Titel bei den Deutschen Meisterschaften. Mit dabei sein werde außerdem eine siebenjährige Nachwuchssportlerin aus der Ukraine – auch die Sportlerszene hat der Russland-Ukraine-Krieg auseinandergerissen. Manche seien heute in Wien, manche in Finnland, manche seien nach Stuttgart gekommen, erzählt Azzola.
Er selbst, in Rumänien geboren, war eher zufällig in Stuttgart hängen geblieben. Als junger Mann, er war auf der Durchreise zu seinem Onkel in Frankfurt, hatte er auf der Waldau vorbeigeschaut – und traf dort, beim TuS Stuttgart, auf bekannte Gesichter. „Man kannte sich von den Wettbewerben.“
Leo Azzola war 1982 zunächst im Einzellauf gestartet, ein Jahr später nahm er erstmals an den Deutschen Meisterschaften im Paarlauf teil – und wurde auf Anhieb mit seiner Eispartnerin Claudia Massari Meister. Insgesamt dreimal holte Azzola den Meistertitel. 1984 startete er mit Massari bei den Olympischen Winterspielen in Sarajevo.
„Ich habe mit vier angefangen und mit 26 aufgehört.“ Immer schon sei ihm der künstlerische Ausdruck wichtig gewesen – insofern lag es nahe, dass er später, nach seiner aktiven Zeit als Sportler, als Choreograf tätig wurde. In dieser Tätigkeit arbeitete er auch mit der rumänischen Meisterin zusammen„Auf internationaler Ebene, das hat mir am meisten Freude gemacht.“ Sich nur auf die Technik zu fokussieren, dass sei ihm zu wenig gewesen. Mit dem reinen Trainerjob wäre er nicht glücklich geworden, das wäre ihm zu wenig kreativ gewesen, sagt er.
Gleichwohl, ohne gute Technik ist auch im Eiskunstlauf alles nichts. „Die beste Choreografie bringt einem nichts, wenn keine Schwerpunktelemente da sind.“ Schwerpunktelemente – damit meint der Sportler, der zu den den weltbesten Eiskunstläufern zählte, die Sprünge, die Pirouetten. All das, was das Eiskunstlaufen auch spektakulär macht. Eiskunstlaufen benötige beides: Ausdruck und Technik.
Er selbst geht nur noch zum privaten Vergnügen aufs Eis – die Zeit für mehr hätte er als Zahnarzt gar nicht, sagt er. „Wenn man es macht, dann muss man es richtig machen.“ Er sagt diesen Satz in einem anderen Kontext, Richtung Stuttgart gewandt, wo es in diesem Jahr keine Eisbahn, sondern eine Rollschuhbahn gibt. Aber genauso passen diese Worte auf das, was er sportlich und beruflich anpackt.
Die Nachwuchstalente seien hierzulande heute vier bis fünf Stunden täglich auf dem Eis, deutlich weniger als Vertreter anderer Nationen. Aber allein dies wäre für den Zahnarzt, wäre er heute zugleich Trainer, undenkbar. Freude hat er dennoch daran, zu testen – und zu erkennen – was noch übrig ist von dem intensiven jahrelangen Training auf dem Eis. Fit hält er sich heute jenseits des Eises: mit Tennis.
Vorführung auf dem Eis: Sonntag, 17. Dezember, Beginn 17.30 Uhr. Die Eiskunstläufer werden von 17 Uhr an vor dem Rathaus sein.