Jens Bartmann steht oft selbst hinter der Theke. Foto: Anne Rheinga/s

Während andere Geschäfte in der Bahnhofstraße in Kornwestheim schließen mussten, hält sich der Laden seit 50 Jahren. Der Inhaber verrät, wie das gelingt.

Während andere Geschäftsleute in der Kornwestheimer Bahnhofstraße kommen und gehen, ist Jens Bartmann eine feste Größe. Der Fotoladen, den seine Eltern gegründet haben, besteht nun schon seit 50 Jahren in Kornwestheim – und das, obwohl er eine Nische bedient, wie der Inhaber zugibt. Foto Bartmann hat sich im Gegensatz zu früheren Konkurrenten in der Stadt halten können. Was macht also der 56-Jährige richtig, was andere falsch machen?

Der Einzelhandel in der Innenstadt bereitet vielen Kornwestheimern mittlerweile Sorgen. Mehrere Leerstände, ein schrumpfendes Angebot und eine geringere Kundenfrequenz werden beklagt. Letzteres stellt auch Bartmann, der 15 Jahre lang der Vorsitzende des Bundes der Selbstständigen in Kornwestheim war, in seinem Geschäft fest. Doch Probleme bereitet es ihm nicht. Er bezeichnet sich als Hybridhändler. „Den allergrößten Teil meines Umsatzes mache ich online“, sagt er. Das Internet sei der Schlüssel zum Glück: „Ohne das Onlinegeschäft wären wir schon längst nicht mehr da.“

Unkonventionelle Lösungen sind gefragt

Vor allem bei technikaffinen Themen wie der Fotografie bietet es sich nach seiner Ansicht an, einen Teil der Geschäfte ins Internet zu verlagern. „Der Wandel im Handel ist groß“, sagt Jens Bartmann. Man müsse sich als Einzelhändler ständig anpassen. Produkte und Dienstleistungen rund ums Fotografieren sind zu einer kleinen Nischenbranche geworden, obwohl tagtäglich mit Smartphones viele Bilder aufgenommen werden und Fotos in der Pandemie sogar noch einen Boom erlebt haben. Wer nur ein paar Schnappschüsse machen möchte, sucht aber nicht mehr einen Fotoladen auf.

Aber es gibt noch ambitionierte Hobbyfotografen, die sich eine gute Ausrüstung gönnen. Diese Kunden bestellen gerne übers Internet und legen gleichzeitig Wert auf etablierte Händler, die Beratung und Service bieten. So kommt es, dass Jens Bartmann sogar Fotofans im Münchner Umland und sonstigen Regionen beliefert. „Einmal habe ich ein Objektiv sogar persönlich zu einem Kunden ins Allgäu gebracht“, sagt er. Solch unkonventionelle Lösungen seien Teil des Erfolgs.

Viel Aufwand ist nötig

Dieses Beispiel zeigt, dass Foto Bartmann für seine Kunden viel Aufwand betreibt. Um sich am Markt zu halten, reicht es bei Weitem also nicht aus, im Laden zu stehen oder einen Onlineshop einzurichten. Regelmäßig präsentiert sich das Fotogeschäft auf Fachmessen und bietet Schulungen für Kunden, zum Teil maßgeschneidert und sehr individuell. „Einer Kundin haben wir zum Beispiel gezeigt, wie sie ihren Hund mit ihrer neuen Kamera am besten fotografieren kann“, erklärt Bartmann. Außerdem arbeitet sein Laden mit größeren Firmen zusammen. Manchmal ist der 56-Jährige an sieben Tagen in der Woche im Einsatz. „Trotzdem macht es mir Spaß“, betont er.

Seinen Beruf hat Jens Bartmann von der Pike auf gelernt. Daher gerät er nicht ins Schwitzen, wenn einmal ein Kunde mit einer analogen Kamera im Laden steht und ein Film entwickelt werden muss. „Die Retrowelle können wir bedienen“, sagt er auch mit Blick auf sein kleines Team von Mitarbeitern, die ebenfalls vom Fach sind.

Historie ist ein gutes Verkaufsargument

Die lange Historie des Ladens, den Ursula und Reinhold Bartmann im November 1972 gegründet haben, ist ebenfalls ein schlagkräftiges Argument im Kampf mit Wettbewerbern. Nicht nur die Stammkunden schätzen die langjährige Erfahrung. Ob Bartmanns Kinder einmal ins Geschäft einsteigen werden, ist noch ungewiss. Die Jüngste zeige aber durchaus Interesse. Dem Vater ist jedoch wichtig, dass sein Nachwuchs zunächst eine andere Ausbildung absolviert, um in unsicheren Zeiten gerüstet zu sein.