Anders als bei Gegner Leverkusen haben die Einwechslungen des VfB beim 3:4 keinen belebenden Effekt. Im Gegenteil: Die umstrittenen Wechsel des Trainers Hoeneß sind eine der Ursachen für die Niederlage.
Es ist noch gar nicht allzu lange her, da haben auch die Jokertore das erfolgreiche Spiel des VfB mitgeprägt. Mit acht Treffern durch eingewechselte Spieler rangierten die Stuttgarter noch kurz vor Weihnachten in der Bundesliga auf Platz eins – vor dem FC Bayern.
Die Vorsaison hatte derweil Nationalspieler Deniz Undav mit allein sechs Treffern nach seiner Hereinnahme als stärkster Joker der Liga abgeschlossen; und aktuell liegt noch immer Nick Woltemade mit vier Treffern nach neun Einwechslungen vor dem Bayern-Profi Serge Gnabry an der Spitze der Joker-Tabelle.
Der vor der Saison aus Bremen gekommene Angreifer Woltemade, der am vergangenen Sonntag bei der 3:4-Heimniederlage gegen Bayer Leverkusen der beste Spieler im VfB-Trikot war, ist inzwischen Stammspieler – und seinem Trainer Sebastian Hoeneß ist derweil gegen die Werkself das glückliche Händchen für Einwechslungen abhanden gekommen ist. Die brutal bittere Last-Minute-Pleite gegen den Doublesieger aus Leverkusen hatte diverse Ursachen – und die umstrittenen Hereinnahmen des VfB-Trainers waren eine davon.
„Wir haben über die Bank das Spiel entschieden“, sagte Bayer-Nationalspieler Robert Andrich nach Spielschluss – und meinte damit vor allem die Einwechslungen von Amine Adli und Victor Boniface. Beim VfB Stuttgart dagegen hatten die Wechsel keinen beflügelnden Effekt. „Durch die große Intensität des Spiels mussten wir ja irgendwann wechseln“, sagte der VfB-Sportvorstand Fabian Wohlgemuth. Doch hinterher stellte sich vor allem die Frage nach dem Wie.
Da wäre zum Beispiel die vierte Minute der Nachspielzeit, in der Jeremie Frimpong ein Laufduell auf dem rechten Flügel gegen den in der 89. Spielminute für den Linksverteidiger Maximilian Mittelstädt ins Spiel gekommenen Chris Führich gewann. Seine Flanke köpfte Leverkusens Torjäger Patrik Schick zum 4:3-Knockout-Gegentreffer ins VfB-Tor. „Diese Niederlage war brutal – und das vierte Gegentor war von allen das vermeidbarste“, sagte Hoeneß.
Warum aber stand Führich überhaupt auf dem Platz? Und nicht mehr Mittelstädt, der anfangs zwar auch kurz seine Probleme mit Frimpong hatte, diese aber schnell in den Griff bekam? Der Linksverteidiger ging nach dem Ausgleich zum 3:3 (89.). Kurz hatte es den Anschein, als sollte mit Luzern-Neuzugang Luca Jaquez ein Verteidiger für ihn eingewechselt werden. Dann kam jedoch Führich.
Doch auch andere Wechsel zündeten beim VfB nicht. So wurde in der 68. Minute Deniz Undav für Enzo Millot eingewechselt, der zuvor – nicht nur durch die starke Vorbereitung des 2:0 durch Woltemade – ein gutes Spiel gemacht hatte. Undav dagegen gab dem VfB-Spiel kaum Impulse. Auch, weil er viel Deckungsarbeit zu verrichten hatte – und dafür eigentlich nicht der richtige Mann ist.
Mit Ermedin Demirovic ging nach 77 Minuten der Stürmer, der sich zuvor beim Anlaufen der Leverkusener Defensivreihe sehr verdient gemacht hatte. Womöglich bessere Optionen hätte es auch für die Hereinnahme des seit Wochen formschwachen Josha Vagnoman gegeben. Während Finn Jeltsch weiter hinten rechts verteidigte, bekam Vagnoman die offensivere Position auf der rechten Außenbahn zugewiesen. Doch hier hatte der ehemalige Hamburger bereits in der Hinserie mehrfach nicht überzeugt.
Eine offensivstärkere Alternative für den rechten Flügel zog Hoeneß derweil nicht: Denn Jacob Bruun Larsen, der erst im Winter auch auf seine Initiative hin von der TSG Hoffenheim gekommen war, blieb bis zum Schlusspfiff auf der Bank.