Dank der Paten muss sich in Uhlbach kein Erstklässler allein zurechtfinden Foto: Lichtgut/Kovalenko

30 Kinder feierten an der Grundschule Uhlbach ihre Einschulung: Von schiefen Zöpfen, starken Paten und letzten Tipps bei Aufregung.

„Seid mal alle ganz still, dann hört ihr die Glocken, die nur für euch zur Einschulung läuten“, sagt Pfarrer Jakob Spaeth und geschätzte 20 Sekunden lang funktioniert das auch gut: Schweigen in der Uhlbacher Andreaskirche. Dann geht in der ersten Bankreihe das Getuschel wieder los – dort, wo die Erstklässler sitzen, ihre Schultüten haben sie vor sich abgelegt. Es ist aber auch aufregend. 30 Kinder sind es, die am Mittwoch ihren ersten Schultag in drei Klassen an der Grundschule Uhlbach hatten. Und von Aufregung reden sie heute alle. Moritz, sechs Jahre alt, bei dem deswegen als Beistand der Kuschelhund aus der Schultüte lugt. Die sechsjährige Lena, die laut Mama Mirjana Blazic morgens ihr Müsli kaum runter bekommen hat. Mirjana Blazic selbst, die dann prompt beim ersten Versuch die Flechtzöpfe der Tochter versemmelte – eigentlich hätten sie da schon zum Gottesdienst losgemusst. „Jedes Mal bin ich wieder ein bisschen aufgeregt, hier vorne zu stehen“, wispert sogar die Schulleiterin Anja Lösch einer Kollegin zu, als sie nach dem ökumenischen Einschulungsgottesdienst die Erstklässler und deren Familien und Freunde in der Aula der Grundschule begrüßt.

Ein Gedicht über Aufkleber an Klotüren und gegenseitige Hilfe

Und obwohl sich einige der Kinder vor der Andreaskirche anfangs noch hinter den Eltern verstecken, ist es eine gute Aufregung. Denn was die Erstklässler schon über die Schule wissen, gefällt ihnen: „Es ist toll und meine Schwester Mila ist auch da“, sagt Moritz und greift schnell nach der Hand der großen Schwester. Dass die Lehrerin ihr Mathe beibringen wird und dass sie das eher gut als schwierig findet, sagt die sechsjährige Hevian. Und Alma, ebenfalls sechs Jahre alt, weiß über den Unterschied zwischen Kindergarten und Schule: „Es gibt in der Schule auch Pausen.“

Was es sonst noch über die Grundschule und den ersten Schultag zu wissen gibt, das schmettern die älteren Jahrgänge dann für die Neuen im Grundschule-Uhlbach-Lied und in einem Gedicht. Dass hier auch mal Sticker auf die Toilettentüren geklebt werden und die Eltern gerne im Besen sitzen. Aber auch, dass die Schüler etwas bewegen sollen und sich gegenseitig helfen.

Zum Beispiel im Patenprogramm der gemischten Altersklasse. In der Grundschule Uhlbach lernen die ersten und zweiten Klassen gemeinsam: „Jedes Kind darf sein eigenes Tempo haben. Manche Kinder können sich für die zwei Schulstufen drei Jahre Zeit nehmen, andere schließen sie in einem ab“, sagt die Schulleiterin Lösch. Und: Jeder der neuen Erstklässler bekommt einen Zweitklässler als Paten. Das Programm soll die soziale Kompetenz der Kinder fördern, erklärt Anja Lösch: „Die Großen zeigen den Kleinen die Schule. Aber auch ein Zweitklässler kann von einem Erstklässler lernen, wenn der zum Beispiel schon gut lesen kann.“ Zumindest am ersten Tag funktioniert die gegenseitige Unterstützung: Den noch ungewohnten Schulranzen tragen viele der Zweitklässler für ihre Patenkinder zur ersten Schulstunde ihres Lebens.

Erste große Einschulungsfeier seit Corona-Pandemie

Zum ersten Mal seit der Corona-Pandemie konnte die Einschulung in Uhlbach wieder klassenübergreifend und gemeinsam mit Familien und Freunden gefeiert werden. „Das ist schon toll, sehr festlich“, sagt Tabea Ortlieb, Mutter von Moritz. Wie Uhlbach feierten vier weitere Schulen in Stuttgart bereits am Mittwoch Einschulung. Für all jene der insgesamt 4 387 Stuttgarter Erstklässler, deren Einschulung an diesem Donnerstag, Freitag oder Samstag bevorsteht, hat der siebenjährige Immanuel noch einen Tipp: „Die guten Sachen lieber erst nach dem Frühstück anziehen – sonst gibt’s Flecken.“