Verdi macht auf Versäumnisse seit der Ladenöffnung aufmerksam. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Gewerkschaft sieht Versäumnisse der Händler im Umgang mit den eigenen Mitarbeitern. Vor allem ein Vorfall in einer Filiale eines Textilunternehmens hat bei Verdi die Alarmglocken schrillen lassen.

Stuttgart - Grundsätzlich ist es eine gute Nachricht, dass einige Händler ihre Geschäfte seit vergangenen Montag unter bestimmten Voraussetzungen wieder öffnen dürfen. Doch offensichtlich nicht alle nehmen die geltenden Infektionsschutzmaßnahmen ernst – ein Versäumnis, das oft zulasten der eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geht. Das zumindest hat der Verdi-Bezirk Stuttgart beobachtet.

Alarmiert wegen Vorfall in Zara-Filiale

Am Mittwoch hat die Gewerkschaft auf der Königstraße mit einem Info-Stand auf das Problem aufmerksam gemacht. Die Öffnungen dürften nicht auf Kosten der Gesundheit der Arbeitnehmer gehen, betonte Gewerkschaftssekretärin Sidar Carman. „Was zählt, ist die Gesundheit der Beschäftigten.“

Verdi ist vor allem aufgrund eines Vorfalls in einer Filiale der spanischen Textilkette Zara alarmiert. Wie ein Betriebsrat der Gewerkschaft berichtet hat, hatte der Filialleiter am Samstag vor der Wiedereröffnung sämtliche Mitarbeiter per WhatsApp-Nachricht für den folgenden Montag in die Filiale einbestellt. „Am Montag sind dann 30 bis 40 Mitarbeiter auf einer engen Fläche gestanden“, berichtete Sidar Carman.

Einen Teil der Mitarbeiter hätte man daraufhin wieder nach Hause geschickt. Der Zara-Betriebsrat habe auch sonst von chaotischen Zuständen berichtet: so habe es keine Abstandsmarkierungen auf dem Boden gegeben und keine Einweisung dahingehend, wie man mit Kleidern umzugehen habe, die Kunden in der Umkleidekabine zurücklassen, sagte Sidar Carman. „Es hat in den kleinen Räumen für die Mitarbeiter auch Körperkontakt gegeben“, so die Gewerkschaftssekretärin weiter. Verdi legte daraufhin Beschwerde bei der Stadt Stuttgart ein und geht davon aus, dass sich die Verhältnisse mittlerweile gebessert haben. Trotzdem nimmt die Gewerkschaft das Beispiel als Warnung: „Es zeigt, wo bei manchen Händlern die Prioritäten liegen“, sagte Carman.

Öffnungen überstürzt?

Konkret fordert Verdi von den Arbeitgebern, ausreichend Masken und Desinfektionsmittel bereitzustellen, den Beschäftigten regelmäßiges Händewaschen und Luft schnappen zu ermöglichen Text und einen geordneten Zugang in die Geschäfte zu gewährleisten. Schwangere und chronisch Kranke sollen die Arbeitgeber von der Arbeit freistellen, so Verdi.

Ein pauschales Urteil gegen den Handel will Gewerkschaftssekretärin Sabine Vogel nicht aussprechen. Rückmeldungen von Betriebsräten und Beschäftigten hätten in dieser Woche aber darauf hingedeutet, dass einige Öffnungen überstürzt und ohne die notwendigen Vorkehrungen erfolgt seien, so Vogel. „Deshalb wollten wir mit unseren Forderungen jetzt auch in den öffentlichen Raum“, sagte Vogel.