Inflation, Stellenabbau und Unsicherheit beeinflussen das Kaufverhalten. Händler, Handelsverband und Konsumenten berichten vom diesjährigen Weihnachtsgeschäft.
Von einem gemütlichen Weihnachtsbummel in der Stuttgarter Königstraße kann am Donnerstagnachmittag kaum die Rede sein. Die Menschen hetzen durch die Innenstadt. Doch nur vereinzelt sieht man Personen mit Einkaufstüten. Wie lief das Weihnachtsgeschäft in der Landeshauptstadt? Umsatz gut – alles gut?
Eine Zwischenbilanz zeigt: Die Händler sind zufrieden. Eine genaue Analyse könne man zu diesem Zeitpunkt noch nicht bieten, aber bisher laufe es sehr gut, berichtet beispielsweise Christoph Achenbach, Geschäftsführer von Lederwaren Acker im Stuttgarter Königsbau. „Sicher ist, dass wir am vergangenen Samstag den umsatzstärksten Tag seit Corona hatten“, fügt er hinzu. 2024 sei für Lederwaren Acker bisher erfolgreicher als das Vorjahr.
Konsumlaune am Ende des Jahres
Ähnlich ist es beim Kaufhaus Mitte. Betreiber Daniel Brunner ist ebenfalls erfreut über den Umsatz in der Vorweihnachtszeit. Er blicke gespannt auf die kommenden Tage, diese seien erfahrungsgemäß die umsatzstärksten. Ebenso positiv zeigt sich Joachim Aisenbrey, der Geschäftsführer des Stuttgarter Breuninger Stores. „Wir sind sehr zufrieden und freuen uns auf die kommenden Tage“, sagt er. Hierfür habe Breuninger zudem einige spezielle Aktionen geplant, wie Gewinnspiele und den Auftritt eines Gospelchors in der Karlspassage an diesem Samstag.
Insbesondere der kommende Brücken-Montag sei in diesem Jahr ein Glücksfall für den Einzelhandel. Die Erwartungen an den Tag sind hoch, sagt Holger Siegle von der City-Initiative Stuttgart. „Wir haben bereits bei der langen Einkaufsnacht am 2. November festgestellt, dass die Menschen zum Ende dieses Jahres in Konsumlaune waren. Dies scheint sich im Vorweihnachtsgeschäft zu bestätigen“, fügt er hinzu.
Stimmung zu Teilen gedrückt
Michael Heinle vom Handelsverband Baden-Württemberg schließt sich an: „Da wird noch einmal richtig was los sein in den Geschäften. Denn wer am Montag noch keine Geschenke hat, kann die auch nicht mehr bei Amazon bestellen. Zumindest nicht, wenn man will, dass sie pünktlich unter dem Weihnachtsbaum liegen.“ Trotzdem beobachte er auch Veränderungen im Kaufverhalten der Stuttgarter. Die Inflation, aber auch der enorme Stellenabbau, beispielsweise bei Bosch, drücke auf die Laune der Menschen. „Beim Einkauf ist die Stimmung vielleicht nicht das alleinige A und O, aber auf jeden Fall sehr wichtig. Man merkt, dass es eine gewisse Kaufzurückhaltung gibt“, merkt er an.
Konsumenten umgehen Stress
Einige distanzieren sich aber auch bewusst vom Weihnachtsstress in der Innenstadt. Auf die Frage, was sie zum Fest kaufen würden, antwortet ein Paar mittleren Alters: „Gar nichts mehr“. Man lebe in Deutschland sowieso im materiellen Überfluss – an Weihnachten gehe es um Nächstenliebe. Giusy Casabona, 45 Jahre alt, sieht das ähnlich. Sie kaufe kleinere Geschenke. Handgefertigte Dinge auf dem Weihnachtsmarkt, wie einen leuchtenden Stern. Konsumstress an Weihnachten kenne sie dadurch auch nicht.
Die Weihnachtsgeschäfte mussten im vergangenen Jahr deutliche Einbußen verzeichnen. In einer Umfrage des Handelsverbands Deutschland unter 350 Handelsunternehmen äußerte sich nur jeder Sechste zufrieden, mehr als zwei Drittel der Befragten zeigte sich unzufrieden und berichtete von schlechteren Umsätzen als im Vorjahr.