Bonjour Tristesse: Die Königstraße am Freitagmittag. Foto: Martin Haar

Die City-Initiative Stuttgart kooperiert mit dem Internationalen Trickfilmfestival, um die rechtlichen Hürden für einen verkaufsoffenen Sonntag im Mai 2021 zu nehmen.

Stuttgart - Der Anlass hätte nicht passender sein können: Denn an diesem Freitagmorgen liegt etwas Gespenstisches über der Innenstadt, die nur noch mit Maske betreten werden darf. Wie an einem Sonntagmorgen verirren sich kaum mehr Menschen auf die Königstraße. „Niemand kommt mehr in die Stadt. Eigentlich kann ich gleich heimgehen“, schimpft die „Trottoir“-Zeitungsverkäuferin am Durchgang vom Schloss- zum Schillerplatz.

Mitten in diese Tristesse versucht nun Citymanager Sven Hahn zusammen mit Dieter Krauß vom Trickfilmfestival so etwas wie einen Silberstreif am Horizont zu skizzieren. Die City-Initiative Stuttgart (CIS) und das Internationale Trickfilmfestival (ITFS) kooperieren und wollen den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt im kommenden Jahr wieder einen Anlass zur Freude und ein „tolles Erlebnis“ (Hahn) in der City bieten: Beide Partner planen einen gemeinsamen Auftritt, von dem alle profitieren sollen: Das Festival (4. bis 9. Mai 2021), die Gewerbetreibenden der Innenstadt und schließlich alle Stuttgarter. Hintergrund: Der 9. Mai ist ein Sonntag, an dem zwischen 13 und 18 Uhr auch die Läden öffnen sollen.

OB Kuhn weiß Bescheid

Natürlich ist sich der Citymanager bewusst, dass dies unter allen Vorzeichen ein kühnes Unternehmen ist. Niemand wisse, ob die Pandemie so eine Veranstaltung zulasse. Zudem ist davon auszugehen, dass die Gewerkschaft Verdi („Ehe ein verkaufsoffener Sonntag stattfindet, erleben wir in Stuttgart die Olympischen Spiele“) sowie die beiden Stadtdekane Christian Hermes und Sören Schwesig keinen Jota von ihrer Haltung abrücken, beim Sonntagsverkauf eine einmalige Ausnahme zu machen.

Gleichwohl ist Sven Hahn optimistisch. Denn man habe sich eine rechtliche Expertise eingeholt, die ein Veto der Gewerkschaft und der Kirche schwer machen würden. Beide rechtlichen Hürden für einen verkaufsoffenen Sonntag, die Anlassbezogenheit und der örtliche Bezug, sei in dieser Kooperation verwirklicht. Zudem hofft Hahn, dass die Gegner im Sinne der Menschen denken: „Alle brauchen doch in dieser Zeit eine Vision, eine positive Erwartung, etwas, worauf sich die Menschen wieder freuen können.“ Mit diesem Ansatz hat die CIS nun ihren Antrag bei der Stadt gestellt. OB Fritz Kuhn (Grüne) sei ebenfalls im Bilde.

Alle profitieren

Auch aus Sicht von Dieter Krauß ist diese Veranstaltung eine Win-win-Situation für alle: „Natürlich haben wir Interesse, durch die Kooperation und den verkaufsoffenen Sonntag noch mehr Menschen anzulocken, aber wir fühlen uns auch solidarisch mit dem Not leidenden Handel.“ Keiner wolle eine ausgestorbene Innenstadt. Daher wünscht sich der ITFS-Geschäftsführer, nachdem das Trickfilm-Festival in diesem Jahr nur online stattfand, im kommenden Jahr wieder ein „Präsenzfestival“. Alle denkbaren Hygienekonzepte, bis hin zu einem Satellitensystem bei den Vorführungen, lägen in der Schublade: „Wir sind bestens vorbereitet.“