Der Christbaum im Hause Küper lässt zwar eifrig Nadeln fallen. Foto: Küper

Die Stuttgarter Oberärztin Regina Küper über ihr erstes Weihnachten in Peking und einen schrägen Christbaum, der ihr dennoch ans Herz gewachsen ist.

Stuttgart/Peking - Für ein bis zwei Jahre ist die Stuttgarter Oberärztin Regina Küper mit ihren beiden Töchtern nach Peking gezogen, wo ihr Mann als Diplomat arbeitet. Wir halten Kontakt.

Frau Küper, Weihnachten steht vor der Tür. Auch in Peking?

Ein klares Jein. Weihnachten kennen die Chinesen als Fest zwar nicht, und es hat auch keiner frei. Aber die Chinesen sind da ja ganz unverkrampft. Warum sollte man sich die Gelegenheit entgehen lassen, Malls und Einkaufsstraßen zu schmücken? Gerne auch bis Anfang Mai, wie mir mein Mann erzählt hat. Unsere Chinesischlehrerin trägt gerne Haarreifen mit Weihnachtsschmuck und liebt ré hóng jou, heißen Rotwein, sprich Glühwein. Dazu passt, dass der Weihnachtsmarkt in der britischen Botschaft gut besucht war. Auch von jungen Chinesinnen und Chinesen.

Auf Ihrer Facebook-Seite habe ich Christbäume gesehen.

Genau. In den meisten Malls und Hotels sieht man die schon. Aber für den privaten Gebrauch ist das Angebot eingeschränkt. Weshalb es nicht einfach war, einen Baum zu bekommen.

Aber Sie haben einen?

Klar, Taobao, das chinesische Amazon, liefert alles. Das Bäumchen war aber viel teurer als in Deutschland, und nach der Bestellung passierte erst mal drei Tage nichts. Am vierten Tag kam dann der Topf, ein paar Tage später das in Plastikfolie eingewickelte Bäumchen mit einem Pflanzballen. Erde musste ich mir von Freunden besorgen.

Aber jetzt steht der Baum.

Ja, allerdings ziemlich wackelig. Meine jüngere Tochter hat aus einem Ausschneidebogen eine Krippe gebastelt. Da kommen dann die ganzen Nadeln rein, die der Baum jetzt schon abwirft. Aber irgendwie habe ich ihn trotz oder vielleicht wegen seiner Unvollkommenheit ins Herz geschlossen.

Wie werden Sie Weihnachten feiern?

In der Botschaft gab es am 22. eine Weihnachtsfeier. An Heiligabend werden wir wie zu Hause Raclette machen, am 25. sind wir bei einem Freund zum Gansessen eingeladen. Danach versuchen wir, für knapp zwei Wochen nach Weizhou zu fliegen, um auf dieser kleinen Insel im Südchinesischen Meer meinen Geburtstag und den meines Mannes zu feiern und Silvester zu verbringen, das hier ja auch nicht gefeiert wird. Um dorthin zu gelangen, brauchen wir aber drei verschiedene Apps, aktuelle Tests und als Ausländer ein Schreiben der Behörden, dass wir 35 Tage nicht in einem Risikogebiet waren. Bin gespannt, ob wir tatsächlich dort ankommen.

Das chinesische Neujahrsfest ist 2022 am 1. Februar.

Ja, das ist hier ein Riesending, da ist die ganze Nation unterwegs. Normalerweise. Wegen der Pandemie wird den Leuten aber nahegelegt, aufs Reisen zu verzichten. Oder es wird komplett untersagt. Übrigens das dritte Jahr in Folge. Aber man will verhindern, dass die Coronazahlen zu den Olympischen Winterspielen, die Anfang Februar losgehen, in die Höhe schnellen. Darf ich eigentlich noch Weihnachtsgrüße loswerden?

Sehr gern.

Dann grüße ich alle unsere Verwandten und Freunde in Stuttgart und anderswo. Ich wünsche euch ein schönes Fest und einen guten Rutsch! Wir sehen uns in 2022.