Beim Neujahrs-Talk: Moderatorin Kimsy von Reischach, Aufsichtsratschef Winfried Hermann und Geschäftsführer Walter Schoefer (von links). Foto: Flughafen Stuttgart GmbH

Das erste Halbjahr 2021 fiel denkbar schlecht aus, im Sommer lief es besser, aber unterm Strich blieb es für den Flughafen Stuttgart mau. 2022 hofft die Geschäftsführung nun wirklich auf deutlich mehr Reisende.

Stuttgart - Die Coronaviren haben ihn schwer getroffen, doch der Manfred-Rommel-Flughafen Stuttgart versucht der Pandemie weiter nach Kräften zu trotzen. Flughafenchef Walter Schoefer und der Aufsichtsratsvorsitzende und Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) haben das am Montagabend deutlich gemacht. Das geschah in einem „digitalen Neujahrs-Talk“ live via Internet. Der sonst zu dieser Jahreszeit übliche Neujahrsempfang der Flughafen Stuttgart GmbH (FSG) war nämlich wegen Corona wieder nicht in der früher gewohnten Form mit persönlichen Treffen, mit Speis und Trank und mit Gesprächen möglich.

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Schoefer brachte die Botschaft mit, dass das Jahr 2021, das zweite Corona-Jahr, zahlenmäßig etwas besser gewesen sei als das vorausgegangene Jahr. Mit 3 582 906 Passagieren lag man um 11,5 Prozent über der Fluggastzahl von 2020 (damals 3,2 Millionen Reisende), mit 62 135 Starts und Landungen auch um 5,7 Prozent über der Zahl der Flugbewegungen im Vorjahr.

Die Luftfracht nahm sehr stark zu

Die Luftfracht, in Stuttgart gemeinhin ein kleiner Geschäftszweig, nahm sogar um 112,4 Prozent auf insgesamt 40 523 Tonnen Umschlag zu – was auch daran lag, dass die Unternehmen der Region hochwertige Produkte vermehrt ausfliegen ließen, weil sich in Seehäfen oder im Suezkanal die Frachtschiffe stauten. Und weil viele Schutzmasken gegen die Coronaviren und Coronatestkits eingeflogen wurden. Das Minus in den Geschäftsbüchern, Ende 2020 bei rund 100 Millionen Euro, war am Jahresende 2021 deutlich geringer, etwa bei der Hälfte. Zu danken war dies auch dem Bund und den beiden Gesellschaftern des Airports – Land Baden-Württemberg und Landeshauptstadt Stuttgart – für eine Nothilfe im Volumen von 31 Millionen Euro.

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Im neuen Jahr peilt die FSG-Geschäftsführung „gut sechs Millionen Passagiere“ an, ähnlich wie Anfang 2021, als man sich 6,5 Millionen erhoffte. Doch damals folgte rasch ein Lockdown zur Coronabekämpfung und erschwerte das Reisen, machte die Planzahlen zu Makulatur. Daher warnte Schoefer jetzt: „Die Krise ist noch nicht vorbei, es rollt eine neue Welle.“ Gleichwohl sei er zuversichtlich, wenn die Impfquoten weiter steigen und die Reiserestriktionen nicht einschneidend ausfallen. Wenn die Coronasituation das Reisen zulasse, beobachte man umgehend steigende Passagierzahlen. Damit die FSG regen Reiseverkehr bewältigen kann, schaue man auf dem Arbeitsmarkt nun nach rund 200 neuen Mitarbeitenden, obwohl das Unternehmen seit dem Ausbruch der Pandemie im Kern keinen offensiven Stellenabbau betrieben hatte.

FSG will Schrittmacherin für zeitgemäßes Fliegen sein

Im Gespräch mit der Moderatorin Kimsy von Reischach demonstrierten Schoefer und Hermann großen Ehrgeiz in Sachen Klimaschutz. Man wolle die Krise nutzen, um den Flughafen Stuttgart leistungsfähig und klimafreundlich zu entwickeln, betonte der Aufsichtsratsvorsitzende Hermann. Man stelle den Airport nun auf das neue Zeitziel 2040 statt bisher 2050 für die Klimaneutralität im FSG-Verantwortungsbereich ein. Das ist der Betrieb am Boden und an der Start-und-Lande-Bahn, in und vor den Fluggastgebäuden. Zur Umsetzung des Konzeptes werde man nun auch schnell ein Finanzkonzept aufstellen. Außerdem verstehen sich Schoefer und Hermann als Förderer des Fliegens mit Strom aus Brennstoffzellen und mit alternativen Treibstoffen.