Bislang haben die EnBW-Ladesäulen das Stadtbild bestimmt. Künftig wird es mehr Betreiber geben – und mehr Standorte in den Neckarvororten. Foto: Elke Hauptmann

Stuttgart setzt auf E-Mobilität – und baut deshalb die Ladeinfrastruktur aus: 500 Standorte für Normalladesäulen sind in der Stadt geplant, mehr als doppelt so viele wie bislang. Auch in den Neckarvororten wird das Netz engmaschiger.

Untertürkheim - S tuttgart setzt auf E-Mobilität, die öffentliche Ladeinfrastruktur soll deutlich ausgeweitet werden. Zusammen mit den bereits Bestehenden soll es künftig rund 500 öffentliche Standorte mit Normalladesäulen in der Landeshauptstadt geben. Und zwar von mehreren Anbietern – 2021 endet die monopolähnliche Stellung der Energie Baden-Württemberg (EnBW), deren blau-graue Ladesäulen seit dem Jahr 2012 das Stadtbild dominieren.

Nach acht Jahren hatte die Landeshauptstadt jüngst 491 Säulenstandorte neu ausgeschrieben. Die EnBW bewarb sich nur noch für 80 bestehende Standorte, etwa die Hälfte der heutigen Anzahl. Im Losverfahren erhielt sie für 30 den Zuschlag, außerdem wird sie 32 neue Standorte betreiben. Als Betreiber kommen nun auch die EZE Network GmbH (41 Standorte im Bestand, 128 neue Standorte) sowie Allego (32 neue Standorte) und die Telekom (4 neue Standorte) hinzu. Hauptgewinner im Ausschreibungsverfahren sind die Stadtwerke Stuttgart. Sie werden allein 211 Ladestationen betreiben: 149 werden an neuen Standorten gebaut, an 62 bestehenden Standorten werden die Stadtwerke neueste Ladetechnik errichten und betreiben. Die neuen Stadtwerke-Ladestandorte befinden sich in 54 Stadtteilen. Die Errichtung und der Betrieb der ersten Ladesäulen soll Firmenangaben zufolge noch im Oktober 2020 starten.

Netz wird engmaschiger

Den Planungen der Stadt zufolge wird das Netz auch in den Oberen Neckarvororten künftig engmaschiger. Bislang gibt es im gesamten Stadtbezirk Untertürkheim fünf Standorte für sogenannte AC-Ladesäulen im öffentlichen Raum, acht weitere sind vorgesehen – je zwei in Luginsland sowie im Lindenschulviertel, einer beim Herzogenberg/Blick, einer in der Sattelstraße, einer im Gehrenwald und einer in Rotenberg. Deutlich profitieren soll Wangen: Die Zahl der Standorte dort erhöht sich von derzeit zwei auf dann sieben. In Hedelfingen gibt es Ladesäulen bislang an zwei Standorten, künftig sollen es fünf sein, in Rohracker bleibt es bei einem Standort. In Uhlbach wird ein weiterer Standort hinzukommen, in Obertürkheim erhöht sich deren Anzahl von derzeit zwei auf künftig fünf. Zudem sollen im Hafengebiet an zwei Stellen Ladesäulen aufgestellt werden.

Die Zahl der öffentlichen Ladepunkte in Stuttgart steigt mit den 500 Standorten erheblich, denn jede Ladestation ist in der Regel mit zwei Ladeplätzen ausgestattet. Darüber hinaus sind nach Angaben der Stadt mehr als 80 Ladestellen außerhalb des öffentlichen Raumes für jeden zugänglich. Sie befinden sich in Parkhäusern oder auf Parkplätzen, bei Einzelhändlern, Unternehmen oder Autohäusern.

Bis zu 1000 Euro Zuschuss

D as alles sei gut und schön, reiche aber nicht aus, kritisiert der Eigentümerverein Haus und Grund. Ein großes Manko sei die „kaum entwickelte private Ladeinfrastruktur“, bemängelt der Vereinsvorsitzende Klaus Lang. Diese sei „ das entscheidende Hemmnis beim Ziel, der E-Mobilität in Stuttgart einen relevanten Schub zu geben“. „Wenn aktuelle Erhebungen bestätigen, dass 85 Prozent der Ladevorgänge zuhause oder am Arbeitsplatz stattfinden, dann liegt klar auf der Hand, dass in diesem Bereich etwas geschehen muss“, so Lang. „Jetzt kann man sich dank der Kaufprämie vielleicht ein E-Auto kaufen, weiß aber nicht, wo man dafür im Alltag den Strom tanken soll.“

Die Energiewende könne nur gelingen, wenn die Sta dt hier aktiv werde. „Sie muss erkennen, dass bei der Ladeinfrastruktur die Musik im klassischen Wohnungsbestand spielt“, meint Haus-und-Grund-Geschäftsführer Ulrich Wecker. Die Forderung des Vereins lautet daher: Die Stadt soll die nächsten 5000 privaten E-Ladestellen – egal ob vom Mieter oder Eigentümer genutzt – bis maximal 50 Prozent der Investitionskosten, jedoch höchstens mit 1000 Euro bezuschussen. Dafür wären also fünf Millionen Euro erforderlich. „Die privaten Eigentümer sind bereit, ihren Beitrag zur E-Mobilität zu leisten. Dafür ist aber eine Förderung notwendig, weil sich die Anschaffung sonst wirtschaftlich nicht einmal ansatzweise trägt“, betonen Lang und Wecker. Bislang würden nur gewerbliche Unternehmen und Genossenschaften finanziell unterstützt, die privaten Haus- und Wohnungseigentümer gingen jedoch leer aus.