Historischer Höhepunkt einer Bilderbuchkarriere: Ketanji Brown Jackson wird die erste schwarze Frau am Supreme Court. Foto: AFP/SAUL LOEB

Ketanji Brown Jackson wird erste afroamerikanerische Richterin am US-Verfassungsgericht. Höhepunkt einer Bilderbuchkarriere – trotz Querschüssen im Senat.

Die Demokraten klatschten laut Beifall, als das Wahlergebnis im Senat bekannt wurde. Die US-Vizepräsidentin Kamala Harris, die erste Afroamerikanerin in diesem Amt, leitete die Senatssitzung. US-Präsident Joe Biden verfolgte die Prozedur gemeinsam mit seiner Kandidatin Jackson vor dem Fernsehapparat im Weißen Haus. Als das Ergebnis klar war, nahmen sich beide in den Arm.

Mit 53 zu 47 Stimmen bestätigte die kleine US-Parlamentskammer Ketanji Brown Jackson als Richterin am höchsten Gericht der USA, dem US Supreme Court. Mit diesem relativ knappen Abstimmungsergebnis wird die 51-Jährige die erste schwarze Frau und erst die vierte nichtweiße Person am US-Verfassungsgericht.

Intellekt und Qualifikationen

Schon im Wahlkampf hatte Biden versprochen, eine Afroamerikanerin für das Verfassungsgericht zu nominieren. Als der liberale Verfassungsrichter Stephen Breyer Ende Januar ankündigte, dass er in den Ruhestand geht, bot sich die Chance dazu.

Nur wenige der Republikaner, die sich der Richterin in den Weg stellten, äußerten Sorge über ihre Eignung und ihren Charakter. Auch Intellekt und Qualifikationen stehen außer Frage: Zuletzt hatte Biden sie 2021 an das wichtigste Bundesberufungsgericht des Landes in Washington DC befördert. 1996 machte sie ihren Jura-Abschluss in Harvard, arbeitete danach für mehrere Bundesrichter, bevor sie 2012 von Barack Obama an ein Bundesgericht berufen wurde.

Aus der Mittelklasse

Sie stammt aus einer Mittelklassefamilie, der Vater Justiziar, ihre Mutter leitete eine Schule. Sie wuchs in Miami auf. Ihr Vater weckte früh ihr Interesse an der Juristerei: „Er hatte seinen Stapel mit Gesetzbüchern auf dem Küchentisch, ich saß mit meinen Malheften gegenüber“, so erzählt sie. Schon an der Highschool glänzte sie beim Debattieren. Ihr familiärer Hintergrund erleichtert auch den Blick über den juristischen Tellerrand hinaus: Ihr weißer Mann ist Chirurg, ihr jüngerer Bruder arbeitete früher als Drogenfahnder und war Soldat im Irak, und ein Schwager ist verheiratet mit der Schwägerin des früheren republikanischen Vizepräsidentschaftskandidaten Paul Ryan. Auch dieser lobt sie: „Unsere politischen Ansichten mögen sich unterscheiden, aber meine Anerkennung für Ketanjis Intellekt, Charakter und Integrität ist zweifelsfrei.“

„Radikale Linke“?

Einige Republikaner polemisierten trotzdem gegen Jackson. Sie sei die Wunschkandidatin der „radikalen Linken“ und zu nachsichtig mit Verbreitern von Kinderpornografie umgegangen. Am Ende stimmten nur drei Republikaner für Richterin Jackson: Die Gemäßigten Susan Collins, Lisa Murkowski und Mitt Romney setzten damit ein Zeichen gegen die ungute Politisierung des US-Verfassungsgerichts.

Sicher ist sie eine liberale Stimme im Verfassungsgericht, etwa beim Recht auf Abtreibung. Doch ändert auch sie an der Sechs-zu-drei-Stimmenmehrheit der Konservativen nichts. Und, egal, wie historisch Jacksons Aufstieg ins oberste US-Gericht nun auch erscheint. Sollten die Republikaner im Herbst die Senatsmehrheit erringen, so versprach der Senator Lindsay Graham, „würden es Kandidatinnen wie diese nicht schaffen“.