Cem Özdemir will Deutschlands Landwirte unabhängig von mineralischem Dünger machen. (Archivbild) Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat in Ditzingen den Erntebericht 2022 seines Ministeriums vorgestellt. Er ruft Landwirte aufgrund des Klimawandels um Umdenken auf.

Obwohl die Getreideernte in diesem Jahr fast fünf Prozent besser ausfiel als noch im Jahr zuvor, hat Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) den Erntebericht 2022 als „Warnung“ und „Zeugnis der Klimakrise“ bezeichnet. „Jetzt handeln ist essenziell und existenziell“, sagte Özdemir am Freitag im baden-württembergischen Ditzingen bei der Vorstellung des Ernteberichts 2022 seines Ministeriums. Jene, die den klimafreundlichen Umbau der Landwirtschaft bremsen, seien keine Freunde der Landwirtinnen und Landwirte hierzulande, sondern deren erklärte Gegner.

Dem Bericht nach sollten unabhängige Produktion und Selbstversorgung gestärkt werden, erläuterte Özdemir. Ein wesentlicher Hebel liege darin, unabhängiger von mineralischem Dünger zu werden, der energieintensiv hergestellt werde und von russischem Gas abhängig sei. Insgesamt halte der Erntebericht Gutes und Schlechtes bereit: Während an manchen Orten Wasser gefehlt habe, sei die Ernte andernorts gut oder sehr gut ausgefallen.

Knapp 40 Millionen Tonnen Getreide geerntet

Dem Erntebericht zufolge holten die Bauern 2022 etwa 39,7 Millionen Tonnen Getreide von den Feldern. Das seien 4,8 Prozent mehr als im Vorjahr und 1,6 Prozent mehr als im Durchschnitt der letzten sechs Jahre. Die höchsten Anstiege verzeichneten demnach Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Den mit Abstand größten Ernterückgang gab es in Bayern. Die Zahlen für Körnermais, dessen Ertrag nach Schätzungen um rund ein Fünftel zurückgeht, waren nicht darin enthalten.

Der Bauernverband hatte am Dienstag ebenfalls eine etwas größere Getreideernte als im Vorjahr gemeldet. Den Zahlen des Verbands zufolge lag er Ertrag einschließlich Körnermais jedoch unter dem Schnitt der letzten Jahre. Bauernpräsident Joachim Rukwied hatte gesagt, die Getreideernte falle nun quantitativ gesehen etwas besser aus als im Vorjahr – die Qualitäten speziell beim Weizen ließen aber vielfach zu wünschen übrig.