Das erfolgreiche Team des DJK Sportbund Stuttgart (von links): Thomas Walter (Betreuer und Trainer), Hao Mu, Dauud Cheaib, Bernd Müller, Nico Wenger, Marius Henninger, Niels Felder, Alexander Frank, Sven Happek Foto: /Volker Arnold

Thomas Walter, der Betreuer und Mannschaftsführer ist für die 3. Liga zuversichtlich gestimmt. Beide Teams tragen Heimspiele gemeinsam aus

Stuttgart-Ost - I n Sachen Tischtennis ist der DJK Sportbund Stuttgart das Aushängeschild in der Landeshauptstadt. Durch den Aufstieg der Frauen und Männer in die 3. Bundesliga hat das Team aus dem Stuttgarter Osten noch mehr an Bedeutung gewonnen. „Vor allem bei den Frauen erhoffen wir uns durch den Erfolg einen zusätzlichen Schub“, sagt Betreuer und Mannschaftsführer Thomas Walter.

Herr Walter, Titel und Aufstieg in die 3. Bundesliga sowohl bei den Frauen als auch den Herren – war das der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte?

Der größte Erfolg war nach der Deutschen Vizemeisterschaft 1964 sicherlich der Aufstieg der Herren vor zehn Jahren in die 2. Bundesliga. Doch wenn man die gesamte Ausbeute betrachtet, dann war es die erfolgreichste Runde. Die beiden Regionalliga-Titel einberechnet, haben unsere 29 Teams insgesamt neun Meisterschaften und zehn Aufstiege geschafft.

Wie planbar waren für den Verein der Aufstieg der Frauen und der Männer?

Bei den Frauen überhaupt nicht. Dieser Titel kam völlig überraschend, zumal andere Teams personell besser aufgestellt waren. Die Zielsetzung des Männerteams war schon der Titel. Dass es aber so glatt läuft, war nicht planbar beziehungsweise absehbar.

Zuletzt spielten die Männer von 2014 bis 2016 – von den heutigen Meistermachern waren Hao Mu und Alexander Frank dabei – in der 3. Liga. Obwohl man sportlich jeweils den Klassenerhalt recht deutlich schaffte, zog der Verein freiwillig zurück und jetzt ist man erneut in der 3. Liga angekommen.

Die Situation ist nun eine andere. Damals waren nicht alle Spieler bereit, den Aufwand in der 3. Liga weiterhin mitzumachen. Die Alternative wäre gewesen, Legionäre einzukaufen. Aber das ist nicht unsere Philosophie. Deshalb haben wir uns damals für den Rückzug entschieden. Die jetzige Truppe ist aber ehrgeizig, brennt und investiert viel fürs Tischtennis. Zum Beispiel Sven Happek und Dauud Cheaib sind im Verein auch als Trainer angestellt, leben hauptsächlich vom Tischtennis.

Dann ist die 3. nur eine Durchgangsstation in die 2. Bundesliga?

Die 2. Bundesliga ist sicherlich ein Thema und die Spieler unterhalten sich darüber. Jetzt geht es aber erst darum, sich in der 3. Bundesliga zu etablieren. Wie gesagt, sie sind motiviert und wollen noch mehr erreichen. Jedoch muss man erst einmal abwarten, wie die anderen Teams aufgestellt sind, wer sich wie und ob verstärkt hat. Ich gehe davon aus, dass wir in der kommenden Runde durchaus in der vorderen Hälfte mitmischen können. Dann sieht man für die Zukunft weiter.

Und bei den Frauen?

Auch dieses Team ist ehrgeizig, jedoch ist der Klassenerhalt ein realistisches Ziel. Mehr wäre augenblicklich nur eine willkommene Zugabe.

Nun hat der Verein den Luxus, mit den Frauen und den Männern drittklassig zu sein. Hand aufs Herz, wie ist die Gewichtung der Teams verteilt, die Männer stehen doch immer noch mehr im Fokus?

Die Männer werden sicherlich auch weiterhin mehr im Fokus stehen, weil sie auch einen höheren Aufwand betreiben. Alle trainieren täglich, während bei den Frauen in der Regel zweimal pro Woche Übungseinheiten stattfinden. Doch die Frauen haben mit dem Titel ein Zeichen gesetzt und sich mehr in den Vordergrund gespielt. Für unseren Verein ist das ein großer Zugewinn, zumal viele unserer Frauenteams hochklassig spielen. Durch das 3. Liga-Team hoffen wir, das Interesse für Frauen-Tischtennis allgemein zu steigern.

Eine höhere Klasse bedeutet aber auch höhere Ausgaben. Die Auswärtsfahrten werden weiter, teilweise muss sogar übernachtet werden – und das ja mal zwei. Um wie viel erhöht sich der Etat von der Regionalliga zur 3. Bundesliga?

Grob überschlagen rechnen wir mit Mehrausgaben von 15 000 Euro, unter anderem wegen Fahrt- und Übernachtungskosten, drei statt einem Schiedsrichter und der Lizenzgebühr an den Deutschen Tischtennis-Bund.

Wie finanziert der Verein die Mehrausgaben?

Wir versuchen natürlich, neue Sponsoren zu gewinnen und arbeiten derzeit daran. Die Corona-Krise erschwert das Ganze im Augenblick. Die Zeiten von Heftchen und Plakaten, um Gelder zu genieren, ist vorbei. Derzeit richten wir unser Hauptaugenmerk auf die Sozialen Medien. Nico Wenger, ebenfalls ein Mitglied des erfolgreichen Männer-Teams, ist in diesem Bereich sehr engagiert und fit, weswegen wir bei Youtube, Instagram und Facebook zu sehen sind. Mit drei Werbepartnern sind wir derzeit im Gespräch. Darüber hinaus stehen wir in Verhandlungen mit einem Livestream-Anbieter, der künftig Mitschnitte von unseren Heimspielen zusammenstellen und uns auf diesem Weg für mögliche Sponsoren attraktiver machen soll. Aktuell haben wir aber durch zwei Privat-Mäzene und den Förderverein, der die Kosten für unsere umfangreiche Jugendarbeit trägt, erst mal eine gewisse Planungssicherheit.

Die Zuschauerzahlen pendelten sich bei den Spielen der Männer so bei 80 ein, die Frauen spielten vor 10 bis 20 Fans. Erhoffen sie sich durch den Doppelaufstieg ein größeres Interesse?

In der 3. Liga dürfen eigentlich keine Teams parallel spielen. Mit einer Sondergenehmigung geht das jedoch, insofern beide Mannschaften in derselben Klasse spielen. Dementsprechend können wir die Heimspiele der Männer und Frauen zeitgleich stattfinden lassen. Wir erhoffen uns von doppeltem Sport auch doppelte Aufmerksamkeit. Immerhin wird es in beiden Bereichen sicherlich sehr gutes Tischtennis zu sehen geben. Wie viele Zuschauer es letztlich sein werden – und ob überhaupt, wegen Corona weiß man das ja jetzt noch nicht – wird sich zeigen.

Sie sagten, die abgelaufene Saison war die beste in der Vereinsgeschichte. Wie sehen die Perspektiven für die nächsten Jahre aus?

Wir wollen weiterhin in beiden Bereichen Bundesligist bleiben. Ob 3. oder 2. Liga, das ist nicht entscheidend. Darüber hinaus verfügen wir in der Jugend bei den 12- und 13-Jährigen über einige vielversprechend Talente, die die Veranlagung mitbringen, um später in den ersten Mannschaften spielen zu können. Dementsprechend wollen wir das umfangreiche Trainingsangebot, das ein großer Verdienst unseres Spielers und Coaches Sven Happek ist, weiterhin anbieten und vielleicht noch ausbauen. Alles in allem glaube ich, dass wir für die nächsten fünf bis zehn Jahre gut aufgestellt sind.

Die Fragen stelle Torsten Streib.

Das Erfolgsteam: Dauud Cheaib, Hao Mu, Marius Henninger, Sven Happek, Alexander Frank, Nico Wenger, Niels Felder.

Beste Bilanz: Dauud Cheaib hat eine Bilanz von 25:3-Siegen, Sven Happek von 21:3 aufzuweisen.

Schlüsselspiele: Die beiden 9:4-Siege gegen den Vize-Meister TTC Bietigheim-Bissingen sowie der 9:3-Auswärtserfolg beim Dritten Plüderhausen.

Zielsetzung für 2020/21: Ein sicherer Mittelfeldplatz in der 3. Bundesliga Süd.

Künftige Gegner: TV Leiselheim (Absteiger aus der 2. Bundesliga), TTC Wohlbach, TTC 1946 Weinheim, TTC Wöschbach, TSG Kaiserslautern, SV Sachsenring-Hohenstein-Ernstthal, FC Bayern München, SB Versbach, SV Schott Jena (Aufsteiger aus der Regionalliga-Süd).

Geplanter Modus: Ein Aufsteiger und zwei Absteiger.

Weiteste Fahrt: Nach Jena und nach Sachsenring-Hohenstein-Ernstthal (Zwickau)

Geplanter Saisonstart: Wochenende 12./13. September.

Kurioses: Noch nie dagewesen ist der Saisonabbruch drei Spieltage vor Schluss. Die Sportbund-Mannschaft hatte zu diesem Zeitpunkt allerdings vier Punkte Vorsprung auf den TTC Bietigheim-Bissingen und das klar bessere Spielverhältnis bei drei ausstehenden Partien gegen die drei Letzten.