Auf dem Laien ist was los bei der zweiten Kulturnacht. Foto: Simon Granville

Konsolen, Kunst, Jazzklänge – und sogar Bienen: Die zweite Kulturnacht am Laien in Ditzingen ist vielfältig. Sie lockt rund 500 Besucherinnen und Besucher.

Tim, 5 Jahre, verschlägt es nach der Gute-Nacht-Geschichte oben in der Stadtbücherei in die Zockerhölle nach unten. In der „Retro-Gaming-Lounge“ spielen die Besucher an mehreren Tischen – passend mit Super-Mario-Tischdecken – mit Konsolen aus allen Jahrzehnten. Super Mario, Tetris, das Kampfspiel Tekken und was es sonst noch für Spiele für Gameboy und Co. gibt. Der Weg in den Zockerhimmel ist aber mitunter ein langer: Wer sich erst einmal einen Platz ergattert, steht nicht mehr so schnell auf. Gilt für Kinder wie Erwachsene. Geduld, im Zweifel Penetranz, ist gefragt.

Einer spielt Tetris, und alle schauen zu – auch das ist am Samstagabend Ditzinger Kulturnacht. Bei der zweiten Auflage rund ums Rathaus zieht das Publikum wieder von Ort zu Ort, um Musik zu hören, Theater zu sehen, Ausstellungen zu besuchen – und eben zu zocken. Acht Einrichtungen öffnen von 18 bis 24 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos.

Hereinspaziert! Das Stadtmuseum ist eine von acht Einrichtungen, die zur Ditzinger Kulturnacht öffnen. Foto: Simon Granville

Eine Pause legen die Kulturfans zum Beispiel in den Liegestühlen draußen auf dem Laien ein. Manche mit einem Cocktail in der Hand, andere mit einem Glas Wein. „Was darf ich Ihnen einschenken?“, fragen vor und im Gewölbekeller des Dreigiebelhauses die Mitglieder der Gruppe „Wein.Kultur.Schöckingen“ immer und immer wieder. Sie macht bei der Kulturnacht erstmals mit, lädt zur Weinprobe ein. An den Wänden im Gewölbekeller hängt Information zu den Weingütern, auf den Bistrotischen liegen Brot, Salami, Käse, Oliven. Nebenan in der städtischen Galerie zeigt der Künstler Stefan Müller-Lufft schon vor der Vernissage am 22. September die Schönheit der Mathematik unter dem Titel „Mysterious Lines“.

„Die Schönheit der Mathematik“ zeigt die neue Ausstellung in der städtischen Galerie. Foto: Simon Granville

Unter die Besucher mischt sich die Kulturamtsleiterin Inka Jessen. Sie kommt gerade aus der Konstanzer Kirche, die auch zum ersten Mal dabei ist. Die „Musik an einem ungewöhnlichen Ort“, in dem Fall Jazz im Gotteshaus, begeistert das Publikum. Die Auftritte der Musiker von KAS (Joo Kraus, Jo Ambros, Sebastian Schuster), mal mit, mal ohne den Saxofonisten Dieter Kraus und das Choerle, sorgen für Andrang mit um die 100 Zuhörer.

Schon die erste Kulturnacht am Laien war ein „Überraschungserfolg“

Vor der ersten Führung rund um die Bienenvölker auf dem Rathausdach bildet sich eine lange Schlange. Und die Führung durchs Stadtmuseum machen etwa 75 Personen mit. „Wir sind richtig zufrieden“, sagt Inka Jessen am Sonntagvormittag. Überrascht habe sie, dass so viele Leute gleich um 18 Uhr da waren. Über den ganzen Abend kamen gut 500 Besucher, schätzt Jessen, darunter viele Familien. Vor zwei Jahren waren es rund 300. Die erste Kulturnacht sei ein „Überraschungserfolg“ gewesen, den die zweite offenbar toppt.

In der Konstanzer Kirche erklingt Jazzmusik. Foto: Simon Granville

Die Veranstaltung hat Inka Jessen angeschoben. Die Kulturamtschefin hatte im Winter 2021 die Idee, an das Format der langen Kulturnächte anzuknüpfen, die in der Region generell beliebt sind. Geht es nach ihr, findet die Kulturnacht weiter im Wechsel mit dem Hafenscherbenfest statt. „Wir haben so viele Einrichtungen rund ums Rathaus, das muss man doch nutzen“, so Jessen, die die kurzen Wege für einen Vorteil hält. Für Bands und Beleuchtung legt die Stadt einen „relativ hohen Etat“ hin: Weit mehr als 10 000 Euro kostet die Kulturnacht. „Wir haben uns Mühe gebeben“, sagt Inka Jessen. Was ihr zufolge das Publikum mit„viel positivem Feedback“ goutiert.