Dirigentin Oksana Lyniv will nicht auf ihr Geschlecht reduziert werden. Foto: Oleh Pavliuchenkov

An diesem Donnerstag, 6. Mai, werden die Ludwigsburger Schlossfestspiele mit einem Streaming-Konzert eröffnet. Am Pult des Festspielorchesters steht mit Oksana Lyniv eine der zurzeit erfolgreichsten dirigierenden Frauen.

Ludwigsburg - Für Jochen Sandig, den Intendanten der Ludwigsburger Schlossfestspiele, ist sie „die Dirigentin der Stunde“. Für Oksana Lyniv ist Oksana Lyniv einfach ein Mensch, der Musik macht. Eine Frau, klar, aber fragen Sie die 43-jährige Ukrainerin bloß nicht danach, warum es (immer noch) so wenige Dirigentinnen in der Musikwelt gibt. Das kann sie nämlich ganz schön nerven. Diese Frage, viel zu häufig gestellt, könne sie nicht mehr hören, und manchmal fühle man sich als Frau in diesem Beruf „wie ein Zirkusaffe, um den alle staunend herumstehen: Oh, der Affe, kann auch tanzen!“ Über Musik will sie lieber sprechen, über Projekte, Qualität, Herausforderungen. Und nicht reduziert werden auf ihr Geschlecht, vor allem dann, wenn sie, wie so oft, an einem Haus wieder mal die erste Frau am Pult ist. So wie im Juli bei den Bayreuther Festspielen. Quoten? „Braucht man nicht!“ Nur „gesunde Konkurrenz“, findet Lyniv, könne dazu führen, dass dirigierende Frauen dieselben Chancen bekämen, wie sie Männer schon vor 200 Jahren hatten.