Kultusministerin Susanne Eisenmann hatte keinen Gegenkandidaten. Foto: imago images/Arnulf Hettrich

Im Gazi-Stadion auf der Waldau haben die Mitglieder der Stuttgarter CDU am Samstag ihre Direktkandidaten für die vier Wahlkreise nominiert. Bei der letzten Wahl gab es eine herbe Schlappe für die Christdemokraten.

Stuttgart - Bei der letzten Landtagswahl konnte die CDU keinen einzigen der vier Stuttgarter Wahlbezirke gewinnen. Alle Direktmandate gingen an die Grünen. Stadtweit kam die Partei 2016 nur noch auf 22,2 Prozent der Stimmen. Das wollen die Christdemokraten im kommenden März ändern. Seit Samstag steht auch fest, welches Personal es richten soll. Auf vier direkt hintereinander abgehaltenen Wahlkreisversammlungen nominierten die Parteimitglieder ihre Direktkandidaten für die Landtagswahl 2021.

Pandemiebedingt fand die vom Kreisvorsitzenden Stefan Kaufmann geleitete Veranstaltung im Degerlocher Gazi-Stadion statt, wo am Wochenende sonst die Kickers spielen. Das gab Parteivertretern die willkommene Gelegenheit, auf Fußball-Metaphern zurückzugreifen. Von Teamarbeit war oft die Rede, vom letzten Pass, der sitzen müsse und nicht zuletzt auch von mannschaftlicher Geschlossenheit. Zumindest den Ergebnissen nach darf man die der Stuttgarter CDU auch unterstellen.

Viel Applaus für Eisenmann

Allen voran gilt das für den Wahlkreis II (Filder). Kultusministerin Susanne Eisenmann, gleichzeitig Spitzenkandidatin ihrer Partei, trat ohne Gegenkandidaten an, konnte alle 62 Stimmen aus ihrem Wahlkreis auf sich vereinen und erhielt nach ihrer Antrittsrede lang anhaltenden Applaus. „Ich trete da an, wo ich daheim bin“, sagte Eisenmann, die in Heumaden aufgewachsen ist.

Inhaltlich machte sich die Ministerin unter anderem für bessere Betreuungsangebote, für finanzielles Verantwortungsbewusstsein und für die Verzahnung von Forschung und Wirtschaft stark. Auch im Bereich Mobilität habe die CDU mehr zu bieten als die Grünen, dessen Verkehrsminister Winfried Hermann sie als „Verhinderungsminister“ bezeichnete. Hermann tritt bei der Landtagswahl voraussichtlich als Direktkandidat im gleichen Wahlkreis an, wobei die Partei ihre Kandidaten noch nicht offiziell nominiert hat.

Schagemann nimmt es wohl mit Aras auf

Im Wahlkreis I (Mitte) hatte sich bereits zuvor die Architektin Ruth Schagemann gegen Andreas Graf von Brühl durchgesetzt, den Inhaber eines Auktionshauses im Stuttgarter Westen. Für Schagemann votierten 37 von 48 Stimmberechtigte, für von Brühl elf. „Ich setze auf Sieg, weil ich es will und weil ich es kann“, sagte die 46-jährige, die Bezirksbeirätin aus Stuttgart-West ist und es in ihrem Wahlkreis wohl mit Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) aufnehmen wird. Stuttgart habe vor allem in den Bereichen Stadtplanung und Mobilität viele Chancen verpasst und könne viel mehr aus sich machen, so Schagemann.

Für den Wahlkreis III (Nord) geht einmal mehr Reinhard Löffler ins Rennen. Der 66-jährige verlor 2016 den letzten in CDU-Hand verbliebenen Stuttgarter Wahlkreis an den Grünen Franz Untersteller. Am Samstag trat er ohne Gegenkandidaten an und wurde mit 29 von 34 Stimmen gewählt, fünf Parteimitglieder stimmten gegen ihn. Die Ausgangslage für die CDU sei besser als 2016, die Umfragewerte ermutigend, so Löffler. Trotzdem müsse man sich anstrengen und wieder mehr zum „Anker“ werden im Leben der Menschen.

Nopper verbreitet Aufbruchstimmung

Im Wahlkreis IV (Neckar) setzte sich Regionalrat Roland Schmid (50 von 63 Stimmen) gegen den Cannstatter Zahnarzt Robert Pernar durch (13 von 63 Stimmen). Schmid, der bereits von 1996 bis 2001 im Landtag saß, warb für eine alltäglich gelebte Politik der Freiheit, die sich gegen die „Penetranz, Bevormundung und Besserwisserei“ der Grünen absetzen solle.

Auch auf die Stuttgarter OB-Wahl im Herbst gab es einen kleinen Vorgeschmack in Form eines Grußworts von CDU-Kandidat Frank Nopper. Der verbreitete Aufbruchstimmung und sprach von einem neuen „Stuttgart Spirit“, was beim Publikum gut ankam. „Stuttgart hat es verdient, mehr zu leuchten“, so Nopper, der außerdem ankündigte, die Themen Sicherheit und Integration zur Chefsache machen zu wollen.