Ursula von der Leyen wurde bei einem Fototermin schlicht ignoriert. Foto: imago images/ZUMA Wire/Valeria Mongelli via www.imago-images.de

Ursula von der Leyen wird bei einem Fototermin einfach übersehen. Die EU-Kommissionspräsidentin wird nicht zum ersten Mal von ihren männlichen Kollegen brüskiert.

Brüssel - Das diplomatische Parkett ist ein trickreiches Terrain. Mit einer kleinen Geste können große Botschaften in die Welt gesendet werden. Die deutsche EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kann ein Lied davon singen, denn sie wurde nun zum zweiten Mal Opfer dessen, was neudeutsch gerne als toxische Männlichkeit bezeichnet wird. Und wieder spielte Charles Michel, Präsident des Europäischen Rates, eine unrühmliche Hauptrolle.

Emmanuel Macron rettet die Szene

Die scheinbar nebensächliche Szene begab sich auf dem Gipfeltreffen der Europäischen Union und der Afrikanischen Union dieser Tage in Brüssel. Bei einem Fototermin ging der ugandische Außenminister Jeje Odongo schnurstracks an Ursula von der Leyen vorbei, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen. Gezielt steuerte er auf Charles Michel und den französischen Präsidenten Emmanuel Macron zu, die er herzlich begrüßte. Die deutsche Politikerin wirkte neben dieser männlichen Verbrüderungsgeste wie ein reichlich begossener Pudel.

Erst nach Aufforderung von Macron wandte sich der ugandische Außenminister kurz an die Kommissionspräsidentin, tausche einige wenige Worte mit ihr und stapfte dann, sich von den Männern verabschiedend, von der Bildfläche. Charles Michel erkannt diese Demütigung natürlich, sprang seiner Kollegin aber nicht bei. Dafür muss er sich nun in den sozialen Medien schwere Vorwürfe gefallen lassen. Von tumbem Verhalten, Machtspielchen, Rücksichtslosigkeit und Sexismus ist die Rede.

Erinnerungen an „Sofa-Gate“

Dieser Auftritt erinnert an eine Szene, die als „Sofa-Gate“ in die Geschichte der Diplomatie einging. Im April 2021, während einer Reise in die Türkei, setzte sich Charles Michel bei einem Treffen mit dem Präsidenten Recep Erdogan auf einen der beiden bereitgestellten Sessel in der Mitte des Raums. Ursula von der Leyen war gezwungen, sich weit entfernt von den beiden Männern auf ein Sofa zu platzieren. Was in Erinnerung bleibt ist ein symbolkräftiges Foto von einer Dame im Seitenaus.

Auch nach dem missglückten Fototermin in Brüssel versuchte sich Charles Michel wortreich zu rechtfertigen. Nach Abgaben seines Sprechers habe der Belgier schlicht nicht bemerkt, dass die EU-Kommissionspräsidentin von dem ugandischen Minister brüskiert worden ist. Spötter vermuten aber, dass Michel jede Gelegenheit nutzt, um Ursula von der Leyen öffentlich bloßzustellen. Dahinter verberge sich eine gekränkte Männlichkeit, denn die Deutsche habe ihm schlicht den Job vor der Nase weggeschnappt.