Die Telemedizin wird an Bedeutung gewinnen. Foto: imago//Jochen Tack

Die Landesanstalt für Kommunikation will mit dem Projekt „Gesund und digital im ländlichen Raum“ die Bürger fit für die medizinische Zukunft zu machen.

Für Mark Dominik Alscher, in Personalunion Chef des Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhauses, Vorsitzender des Vereins Digitale Gesundheit Baden-Württemberg und Sprecher des Forums Gesundheitsstandort Baden-Württemberg, steht fest: „Das ist eine gute Sache. Wir können in diesem Feld eigentlich nie genug Projekte haben.“ Gemeint ist die Initiative „Gesund und digital im Ländlichen Raum“, mit der die Landesanstalt für Kommunikation (LfK) zusammen mit zahlreichen Partnern die Chancen der digitalen Gesundheitsvorsorge in den ländlichen Raum bringen will.

Dass es gerade im Bereich Digitalkompetenz in Deutschland große Lücken gibt, darauf hatte Alscher vor Kurzem beim Gesundheitskongress der baden-württembergischen Ärztekammer hingewiesen: Schon in Sachen allgemeiner Gesundheitskompetenz rangiert Deutschland aktuell europaweit im letzten Drittel. Noch schlechter sieht es bei der digitalen Gesundheitskompetenz aus: In einer Studie hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Fähigkeiten der Bevölkerungen in Europa verglichen, Informationen für die eigene Gesundheit aus dem Internet zu nutzen. Dabei belegt Deutschland den letzten Platz: Mehr als drei Viertel der Deutschen verfügen über keine oder nur geringe digitale Gesundheitskompetenz.

Gesteigerte Medienkompetenz als Voraussetzung

Die LfK will helfen, diesen Zustand zu verbessern. Insbesondere älteren Bürgerinnen und Bürgern soll ermöglicht werden, selbstbestimmt an der digitalen Gesundheitsvorsorge teilzuhaben. Das soll vor allem mit gesteigerter Medienkompetenz erreicht werden. Zunächst, so erläutert die Gesamtleiterin des Projekts, Christiane Diemer, werden einzelne Bausteine in vier Modellregionen des ländlichen Raums, im Neckar-Odenwald-, im Ortenau-, Ostalb- und Zollernalbkreis erprobt.

Christiane Diemer: „Dazu konzipieren wir auf den Bedarf in den ländlichen Gegenden angepasste Bildungsmaßnahmen in den Bereichen Information und Qualifikation.“ Zum Beispiel hat der Volkshochschulverband für das Projekt ein breites Informations- und Kursangebot zur Verfügung gestellt, das über die vielfältigen Möglichkeiten digitaler Anwendungen und Dienstleistungen aufklären möchte.

Das Landesmedienzentrum wiederum kümmert sich um die Ausbildung von digitalen Gesundheitsbotschaftern, die Bürger wie Kommunen auf dem Weg in die digitale Medizinwelt begleiten sollen. Die Gemeinden werden ermuntert, ihrerseits Angebote zu schaffen, die den Weg ins digitale Gesundheitswesen erleichtern. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von der katholischen Hochschule Freiburg.

Hilfe auch für absolute Digitalneulinge

Aber nicht alle Menschen haben tatsächlich schon die Kompetenz, um sich überhaupt in der digitalen Welt zurechtzufinden. Auch für sie hat die LfK ein passendes Angebot im Programm: Mithilfe einer kostenlosen Lern-App – www.starthilfe-app.de – erhalten vor allem Seniorinnen und Senioren spielerisch die Möglichkeit, die allerersten Schritt in die digitale Welt zu wagen. „Wir wollen diesen Menschen die Möglichkeit bieten, dass sie mithilfe von Smartphone und Tablet stärker als bisher am Leben, das sich ja nun immer mehr in die digitale Welt verlagert, teilhaben zu können“, erläutert die Projektleiterin Simone Götz.