Weniger gefährlicher Atommüll wird in normalen Fässern gelagert. Foto: picture alliance / Jens Wolf/dpa

Die Endlagerung bewegt die Gemüter, derweil schlummert der Atommüll in Zwischenlagern. Deren Sicherheit wird angezweifelt.

Stuttgart - Innerhalb Deutschlands existieren derzeit neun Zwischenlager für Atommüll. Zwei davon befinden sich in Baden-Württemberg: Die Lager Philippsburg im Landkreis Karlsruhe sowie Neckarwestheim im Kreis Heilbronn. Laut dem Statistischen Bundesamt lagern in Neckarwestheim aktuell 86 Castoren mit Strahlenabfall, in Philippsburg 62. Nach Abschaltung der letzten Atomkraftwerke sollen diese Zwischenlager auf 127 (Neckarwestheim) und 106 Behälter anwachsen. Das größte deutsche Zwischenlager befindet sich, mit derzeit 113 belegten Behälterstellplätzen, in Gorleben. Genehmigt sind dort 420 Plätze.

Wie langlebig sind Atommüllbehälter?

Nahe der baden-württembergischen Landesgrenze, im bayerischen Gundremmingen, befindet sich das Zwischenlager mit der zweithöchsten Zahl genehmigter Castoren. 69 Behälter stehen derzeit dort in Hallen. Bis zum Jahr 2050, wenn es dann tatsächlich ein Endlager geben sollte, steigt die errechnete Kapazität auf 176 Castoren an. Bundesweit liegen viele Brennelemente derzeit noch in wassergefüllten Abklingbecken. Über mehrere Jahre wird der Abfall bis zur Transport- und Lagerfähigkeit und zur Verminderung der restlichen Strahlungsaktivität gekühlt.

Während deutsche Behörden die Zwischenlager für sicher halten, gibt es Bedenken und harsche Kritik seitens Naturschützern und Bürgerinitiativen. So kritisiert beispielsweise die Organisation Greenpeace, die verwendeten Atommüllbehälter seien ungetestet auf ihre Langlebigkeit. Ihre Haltbarkeit basiere lediglich auf Rechenmodellen. Die Lagergebäude müssten von Behördenseite so ausgelegt werden, dass sie Flugzeugabstürzen oder Explosionen standhalten; es werde aber vor allem auf die Haltbarkeit der Castoren vertraut.

Terroranschläge als Gefahrenpotenzial

Schon 2017 forderte der Umweltverband BUND eine Überprüfung des deutschen Konzepts zur Zwischenlagerung. Grundlage der Kritik war eine Auftragsstudie durch die Hannoveraner Physikerin Oda Becker. Die Studienautorin monierte fehlende Reparatur- und Inspektionsmöglichkeiten der Castoren. Es müssten, um Schadstellen ausfindig zu machen und beheben zu können, Reparaturzellen eingebaut werden, von denen aus bei großer Hitze gearbeitet werden könne. Außerdem monierte Becker einen unzureichenden Schutz der Lagerhallen gegen potenzielle Terroranschläge.

Zuständig für die Einhaltung von Sicherheitsstandards ist das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (Base). Alle deutschen Zwischenlager, heißt es dort, böten „den erforderlichen Schutz für Mensch und Umwelt“. Die Einhaltung der Sicherheit werde laufend von den Aufsichtsbehörden der Bundesländer überwacht. Als eine Langfristlösung betrachtet aber auch das Bundesamt die Zwischenlager nicht. Es brauche „ein sicheres Endlager in tiefen geologischen Schichten, das den notwendigen Schutz auch lange Zeit gewährleisten kann“.

Zu den Kosten für die Zwischen- und Endlagerung gibt es bislang nur Schätzungen. Noch im vergangenen Jahr nannte das Bundeswirtschaftsministerium die Summe von 169 Milliarden Euro – aufzubringen bis zum Jahr 2100. Dafür ist, in Form einer öffentlich-rechtlichen Stiftung, der Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung gegründet worden. Die Akw-Betreiber in Deutschland zahlten dort im Jahr 2017 insgesamt 24 Milliarden Euro ein; das waren deren sämtliche Rücklagen für die Entsorgung des Atommülls. Mit Aktien und Staatsanleihen, so der kühne Plan, soll der Fonds die Einlage in Zukunft versiebenfachen.