2018 besucht Eleanor Reissa die Heimatstadt ihre Vaters. In der Stuttgarter Gedenkstätte Nordbahnhof findet sie auch die Namen ihrer Halbschwester Frida und der ersten Frau ihres Vaters. Foto: /Hilke Lorenz

Eleanor Reissas Vater wird 1943 von Stuttgart nach Auschwitz deportiert. Er überlebt und beginnt in New York ein neues Leben. Deutschland bleibt immer seine gefühlte Heimat. Jetzt ist seine Tochter Deutsche geworden. Eine überfällige Wiedergutmachung

Der 24. Juni 2022 ist ein Freitag. Um 8.35 Uhr Ortszeit setzt sich im Bundesstaat New York eine Frau in den Zug nach Manhattan. In einem Supermarkt hat sie am Tag zuvor eilig ein, wie sie findet, nicht sehr gelungenes Passbild von sich gemacht. Sie hat es dennoch zu den anderen Unterlagen gesteckt und ist ziemlich aufgeregt. Die Fahrt bis Grand Central Station dauert eine Stunde und neun Minuten. Ankunft 9.44 Uhr. Eleanor Reissa hat die Uhrzeiten in ihrem Tagebuch notiert. Sie geht die letzte halbe Meile über die Lexington Avenue und die 48. Straße zu Fuß. Ihr Ziel ist das deutsche Generalkonsulat. Sie kann nicht recht glauben, dass das, was gleich passieren wird, „wirklich wahr ist“.