Charlie Vickers und Charles Edwards spielen in der Serie „Die Ringe der Macht“ Sauron und Celebrimbor: Welche Regeln galten am Set? Und wer sind ihre Lieblingshelden aus der „Herr der Ringe“-Welt?
Was verbindet Sauron, den Herrscher von Mordor, mit Celebrimbor, dem Elben-Schmied? Ist das ein Teufelspakt oder eine Bromance? Bei der Premiere der zweiten Staffel der Serie „Die Ringe der Macht“ haben wir Charlie Vickers (Sauron) und Charles Edwards (Celebrimbor) in Berlin getroffen – und sie auch nach ihren Lieblingshelden aus Tolkiens Welt gefragt.
Mr. Vickers, Mr. Edwards, als Sauron und Celebrimbor sind Sie ein bisschen das heimliche Liebespaar der zweiten Staffel von „Die Ringe der Macht“.
Charles Edwards Ich finde, wir wirken eher wie die beiden aus „Ein seltsames Paar“.
Charlie Vickers Ja, das, was wir haben, ist keine Romance, sondern eine Bromance! Da treffen zwei Köpfe aufeinander, die ihre Leidenschaft für ihre Arbeit verbindet, die ähnlich denken, ähnliche Wünsche und Ambitionen haben. Das wurde ja bereits in der ersten Staffel angelegt. Und ich als Sauron ziehe Celebrimbor durch verlockende Versprechungen in meinen Bann.
Ist das dann vielleicht statt einer Bromance ein Teufelspakt? Sauron verführt Celebrimbor dazu, die mächtigen, verhängnisvollen Ringe zu schmieden.
Vickers Ja, mit Sicherheit fließt das irgendwie ein. Sauron ist in jeder Hinsicht der Teufel in dieser Geschichte, und so, wie er auftritt, gibt es viele Ähnlichkeiten zwischen ihm und Satan. Aber ich denke, es ist nicht so, dass ich die ganze Zeit die Kontrolle habe. Auch Celebrimbor hat in dieser Beziehung viel Macht, und es ist ein echtes Hin und Her zwischen den beiden.
Edwards Dadurch wird es viel interessanter.
Vickers Zum einen sage ich ihm nicht ständig, mach dies oder das. Und zum anderen verschweigt er mir auch sehr viel.
In Tolkiens „Der Herr der Ringe“ sagt der Elbenfürst Elrond: „Am Anfang ist nichts böse.“ Gilt das auch für Sauron?
Vickers Wenn ich mich richtig erinnere, war Sauron bei Tolkien zuerst Mairon, oder? Er ist ein Halbgott. Und er ist wie Satan ein gefallener Engel. Wenn Elrond sagt, dass am Anfang nichts böse ist, bezieht er das ja auf Sauron. Sogar Morgoth, der Herr alles Bösen, der Saurons Mentor war, war zunächst ein himmlisches Wesen. Sauron liebt Schönheit und Ordnung und wurde im Laufe der Zeit von Morgoth korrumpiert.
Kennen sich alle, die in „Die Ringe der Macht“ mitspielen, so gut mit Tolkiens Mittelerde-Mythologie aus wie Sie?
Vickers Nein, es gibt einige, die kennen die Bücher überhaupt nicht, und andere, die wirklich alles von Tolkien gelesen haben.
Edwards Letztlich kommt es ja nur darauf an, in jeder Szene, die du spielst, zu wissen, worum es da gerade geht.
Sie spielen einen teuflischen Verführer und einen von seiner Eitelkeit verblendeten Kunstschmied. Wie wichtig ist es für Sie als Schauspieler, etwas von der Figur, die Sie darstellen, in sich selbst zu entdecken?
Edwards Ich denke, ich finde immer Dinge in mir selbst, die ich als Ausgangspunkt verwenden kann. Egal was für eine Rolle du spielst, du spielst immer irgendwie eine Erweiterung deiner selbst.
Vickers Weil du stets eigene Erfahrungen einbringst.
Edwards Ja, je länger du eine Rolle spielst, je intensiver die Szenen werden, um so mehr zeigst du auch unmittelbare Emotionen , die unweigerlich ein Teil von dir sind. Eine Rolle zu spielen, stellt immer ein Amalgam aus allen möglichen Dingen dar. Aber ein Teil davon bist unweigerlich du selbst.
Vickers Das läuft aber unterbewusst ab. Ich sitze jetzt nicht unbedingt da und überlege: Welcher Charakterzug von mir passt wohl besonders gut zu Sauron?
Sucht man sich, wenn man einen Bösewicht spielt, auch echte Menschen als Vorbilder für die Rolle? Man könnte ihn ja wie Donald Trump auftreten lassen?
Vickers So wollte ich die Darstellung Saurons auf keinen Fall anlegen. Tolkien hat ihn und die ganze Geschichte so wunderbar zeitlos erzählt. Deshalb sind jetzt ja alle immer noch so besessen davon. Ich fand es wichtig, dass man das nicht kaputt macht, in dem man jetzt irgendwelche zeitgebundenen Aspekte einfließen lässt. Das passt nicht in die Welt Tolkiens.
Edwards Es gibt immer wieder Momente, in denen du am Set eine Szene spielst und denkst: Ich spreche da jetzt ein bisschen zu modern, oder ich strenge mich beim Gestikulieren nicht genug an. Du musst deine Rolle ernst nehmen – vor allem, wenn du wie ich einen Elben spielst. Es gibt da jede Menge Regeln, die du befolgen musst, die dir diktieren, wie du dich zu bewegen hast. Da musst du dich immer wieder gegen deine natürlichen Bewegungsabläufe wehren. Wir haben ein sehr strenges Regelwerk.
Vickers Elfen schauen nicht nach unten. Elfen stehen immer aufrecht...
Edwards Oh, ja! Ich habe in der ersten Staffel einen grässlichen Fehler gemacht. Ich habe mich tatsächlich als Celebrimbor auf einem Tisch abgestützt. Ich wurde schwer dafür gerügt.
Haben Sie beide eigentlich auch Lieblingshelden aus Tolkiens „Herr der Ringe“-Welt?
Edwards Als ich acht Jahre alt war, habe ich tatsächlich ein kleines „Herr der Ringe“-Stück geschrieben und wollte unbedingt Sam spielen. Ich habe das für mich selbst geschrieben – Sams Part wurde deshalb auch ziemlich groß. Und ich finde immer noch, dass Sam eine ganz großartige Figur ist.
Vickers Es ist schwierig, weil es so viele tolle Figuren bei Tolkien gibt. Mir gefällt zum Beispiel eine Geschichte namens „Beren und Lúthien“. Das ist eine alte Geschichte, die zu „Das Silmarillion“ gehört: eine Liebesgeschichte zwischen Beren, der ein Mensch ist, und Lúthien, die eine Elbin ist. Es ist die erste Geschichte in der sich Elben und Menschen ineinander verlieben. Beren zu spielen wäre wirklich cool. Allerdings wird ihm am Ende der Arm abgebissen von einem Wolfshund.
Charlie VIckers, Charles Edwards und „Die Ringe der Macht“
Schauspieler
Der Australier Charlie Vickers (31) spielt in „Die Ringe der Macht“ Sauron und war zuvor zum Beispiel in der Serie „Die Medici“ (2018) zu sehen. Der Brite Charles Edwards (54) spielt Celebrimbor und hat in Filmen wie „Batman Begins“ (2005) und Serin wie „Downton Abbey“ (2012-2013) oder „The Crown“ (2019-2020) mitgespielt.
Serie
Die Fantasysaga „Die Ringe der Macht“, die auf fünf Staffeln angelegt ist, erzählt die „Der Herr der Ringe“-Vorgeschichte. Die ersten drei Episoden der zweiten Staffel sind seit diesem Donnerstag bei Amazon Prime Video veröffentlicht worden. Auch die komplette erste Staffel ist bei dem Streamingdienst verfügbar.