Orel Mangala Foto: Baumann - Baumann

Die beiden Akteure deuten ihre Qualitäten oft nur an.

StuttgartNatürlich gibt es für so einen begabten Spieler einen Markt mit reichlich Interessenten. Denn Orel Mangala ist ja 21 Jahre jung. Er verfügt über eine starke Technik und großes Spielverständnis. Er kann viel und schnell laufen sowie gallig in die Zweikämpfe gehen. Das alles ergibt ein ziemlich komplettes Paket an Fähigkeiten für einen Mittelfeldspieler und macht den Belgier begehrt. Doch Mangala kann trotz seiner geschmeidigen Bewegungen eines noch nicht: sein enormes Talent konstant und stabil auf den Fußballplatz bringen – das macht ihn weniger begehrt und hat beim VfB Stuttgart Fragen aufgeworfen. Aufgelaufen sind diese dann unmittelbar vor Weihnachten bei Tim Walter. Der mittlerweile geschasste Cheftrainer sollte in einer Gesamtanalyse schon beantworten, warum ein hochveranlagter Spieler wie Mangala in seiner Entwicklung nicht vorankommt.

Die Auffassungen darüber gingen in den Gesprächen mit dem Vorstandsvorsitzenden Thomas Hitzlsperger und dem Sportdirektor Sven Mislintat ebenso wie bei Philipp Klement auseinander. Dieser zählt mit seinen 27 Jahren zwar nicht mehr zu den Jungen im Kader, doch eines verband ihn mit Mangala: Beide schienen von diesem grässlichen Stuttgarter Virus erfasst, der seit Jahren grassiert und Spieler beim VfB offenbar schleichend schlechter statt besser macht.

Als Spitzenspieler der 2. Bundesliga wurde das Mittelfeldduo im vergangenen Sommer empfangen. Mangala nach seinem Leihjahr beim Hamburger SV, Klement nach seiner Verpflichtung vom SC Paderborn. Der eine in der Überzeugung, gereift zu sein, der andere mit der Empfehlung von 16 Treffern – und beide kamen mit Selbstvertrauen.

Die Erwartungen waren groß, und nach der ersten Saisonhälfte ist es die Unzufriedenheit sowohl auf Spieler- als auch auf Clubseite, weil Anspruch und Wirklichkeit auseinanderklaffen. Etwas hat immer gefehlt – bei Mangala etwas weniger, da er auf 15 Liga-Einsätze kommt und punktuell gefiel; bei Klement etwas mehr, sofern er überhaupt am Ball war. Dieses Etwas hatte zu tun mit Klasse und Leidenschaft, mit Kreativität und Leichtigkeit. Bei Mangala und Klement wirkte es auf dem Rasen gelegentlich so, als ob der Chefdesigner einer Modemarke verschleierte Topmodells auf den Laufsteg schicken würde. Die Qualitäten waren zwar zu erahnen, aber nicht zu sehen.

Abwanderungsgedanken soll es aufgrund der Enttäuschung gegeben haben, da beide Profis glaubten, ihre Rolle im Walter-System nicht finden zu können. Mit dem Trainerwechsel zu Pellegrino Matarazzo hat sich die Situation jedoch verändert. Mangala und Klement wollen und sollen sich nun im Trainingslager in Spanien (von diesem Freitag an bis zum 19. Januar) Stammplätze erobern. „Wir planen aktiv keine Transfers mehr in der Winterpause“, sagt Mislintat. Ausnahmen schließt der Sportdirektor zwar nicht aus, aber gerade im Zentrum ergeben sich durch den Millionenabgang von Santiago Ascacibar (Hertha BSC) neue Möglichkeiten, von denen das Stuttgarter Spiel zumindest kurzfristig profitieren könnte.

Starke Konkurrenz

Mit einem Mangala, der sich auf dem Flügel nicht mehr so verloren vorkommen muss, weil er nach innen rücken soll und dort seine Vielseitigkeit besser ausleben kann. Und mit einem Klement, dessen feines Spiel wieder zum Tragen kommen soll. Der Linksfuß ist ja keiner, der das Geschehen an sich reißt, sondern jemand, der in guten Momenten alles aus eleganten, fließenden Bewegungen heraus macht. Ballan- und -mitnahme, Dribblings, Pässe mit dem Außenrist, Abschlüsse.

In einer schlechten Phase stockt das alles – und die dauerte nach einer Muskelverletzung lange an. Frisch motiviert präsentiert sich nun Klement. Wobei abzuwarten bleibt, wie Matarazzo seine neue Mitte abmischt. Denn die Konkurrenz ist selbst ohne Ascacibar und dessen artfremder Verwendung im offensiven Mittelfeld enorm. Zum Beispiel durch Atakan Karazor, der ebenfalls in die Startelf zurück will. Oder Gonzalo Castro, der sich selbst als Mann für das Mittelfeld betrachtet und nicht für die linke Abwehrseite. Und freiwillig werden Daniel Didavi, Philipp Förster und Wataru Endo ihre Positionen auch nicht aufgeben. Da müssen Mangala und Klement schon Gas geben, um beim VfB durchzustarten.