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Von Freitag an öffnen die Bierzelte mit ihren insgesamt 35 000 Sitzplätzen. Auch die Schausteller auf dem Cannstatter Wasen erhoffen sich ein gutes Geschäft.

StuttgartDie Vorboten tuckerten am Montag in die Stadt. Eine Armada von Schleppern machte sich von Bad Cannstatt auf Richtung Schlossplatz. Vom Wasen fuhren die Schausteller ihre alten Zugmaschinen zum Historischen Volksfest. Dort sollen sie eine Woche lang stehen. „Das sind unsere Heiligtümer“, sagt Schausteller-Vertreter Mark Roschmann. Teuer waren sie, gut gehütet, immer gepflegt. Ohne sie konnte das fahrende Volk nicht reisen, kein Geld verdienen. Vom Volksfest zu Volksfest fuhren sie auch am Montagabend. Eine besondere Tour, die nur zum 200. Geburtstag so möglich ist. Erstmals gibt es den Rummel im Doppelpack. Das Historische Volksfest auf dem Schlossplatz beginnt am Mittwoch.

Krämermarkt schwächelt

Das Original auf dem Wasen startet am Freitag um 15 Uhr mit dem Fassanstich von Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn im Schwabenbräu-Zelt von Wirt Michael Wilhelmer. Für seine 200 Jahre hat es sich ganz ordentlich gehalten das Fest. Wenngleich so manche Altersbeschwerden spüren. Die Krämer und Händler waren bereits bei der ersten Auflage 1818 dabei, lang vor den Karussells. Doch der Zahn der Zeit nagt am Krämermarkt. Beim Frühlingsfest klafften dort Lücken, auch heuer tat sich die Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart schwer, den Platz am Eingang bei der König-Karls-Brücke zu füllen. „Der Krämermarkt schrumpft immer mehr“, sagt Linda Brandl vom Landesverband der Marktkaufleute und Schausteller. Die Alten ziehen sich zurück, die Jungen wollen nicht mehr. Anders sieht es bei den Fahrgeschäften und Imbissbuden aus. Wie immer gab es viel zu viele Bewerber, 280 Betriebe wurden schließlich zugelassen. Darunter wieder die 80 Meter hohen Kettenflieger, und als Neuheit das Laufgeschäft „Villa Wahnsinn“. Sieben Festzelte gibt es, mit insgesamt rund 35 000 Sitzplätzen. Die Wirte haben sich zum Jubiläum bemüht, die Tradition aufrechtzuerhalten und den Bierpreis auf 10,50 Euro für die Maß erhöht. Günstiger geht es allerdings auch: In allen Zelten gibt es Bratwurst, Sauerkraut und einen halben Liter Bier für 9,90 Euro.

Halbe Milliarde Euro

Apropos Geld. Etwa eine halbe Milliarde Euro bringe das Volksfest in die Stadt, schätzt Andreas Kroll von der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart. Das sind natürlich die Ausgaben für Göckele und Bier. Aber Geld landet auch bei den Schreinern und Elektrikern, die die Zelte aufbauen, den Lieferanten, den Einzelhändlern, Taxifahrern und Hotels. Wer zu spät bucht, der findet in der Stadt kein Zimmer mehr. So ging es auch den Fußballern von Werder Bremen. Das Spiel des VfB am Samstag beschert nicht nur der Polizei und den Organisatoren Kopfzerbrechen, weil sie Staus fürchten. Auch die Bremer Kicker sind genervt: nach langer Suche fanden sie eine Unterkunft – in der Nähe von Karlsruhe.