Schauspieler und Filmcrew proben am Filmset mit Mund-Nasen-Masken. Die SWR-Serie „Die Fallers“ wird seit 1994 ausgestrahlt und hat über 1000 Folgen Foto: dpa/Philipp von Ditfurth

Die Dreharbeiten für TV-Serien finden nach der Corona-Zwangspause unter erschwerten Bedingungen statt. „Die Fallers“ im Schwarzwald haben jetzt Masken und neue Drehbücher – und sie meiden den Stammtisch in der Dorfkneipe.

Furtwangen - Die Schauspieler gehen auf Abstand, Kuss- und Liebesszenen sind tabu, Aufnahmen mit Menschenmassen wurden aus den Drehbüchern gestrichen. Über die Dreharbeiten des Südwestrundfunks (SWR) wachen nicht nur Regisseur und Aufnahmeleiter, sondern neuerdings auch ein Hygienebeauftragter. Die wöchentlich ausgestrahlten Fernsehserie „Die Fallers“ ist eine der ersten in Deutschland, bei der nach dreieinhalb Monaten Corona-Zwangspause die Dreharbeiten wieder begonnen haben. Wegen Corona ist vieles anders, doch die Geschichten um eine zeitgenössische Bauernfamilie im Schwarzwald sollen trotz allem unterhaltsam trotzdem sein.

„Endlich geht es wieder los, wir haben es vermisst“, sagt Sebastian Mirow am Rande der Dreharbeiten. Der 52 Jahre alte Schauspieler, Ensemblemitglied am Theater Baden-Baden, spielt bei den „Fallers“ seit elf Jahren den Bauer Markus Riedle. Vor dem Fallerhof bei Furtwangen im Schwarzwald trifft er den Landwirt Karl Faller, verkörpert von Peter Schell (63). Die beiden Bauern sind Freunde. Wegen Corona bleiben sie sichtbar auf Distanz zueinander.

Gedreht wird im Schwarzwald

Gedreht wird am Originalschauplatz bei Furtwangen im Schwarzwald die Folge 1094, sie ist Teil der 128. Staffel. Die Serie läuft seit 1994, sie wird jeden Sonntag um 19.15 Uhr im SWR-Fernsehen ausgestrahlt mit den Hauptsendegebieten Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Saarland.

Produziert werden sollte bereits im März. „Wir hatten Drehbücher gelesen, Texte gelernt und waren startklar“, sagt Mirow. Doch dann wurde wegen des Coronavirus ein Produktionsstopp verhängt – nicht nur bei den „Fallers“ und anderen SWR-Produktionen, sondern branchenweit. „Es war schlagartig Schluss“, sagt sich der Schauspieler.

Corona-Regeln machen alles komplizierter

Gemeinsam mit dem Robert-Koch-Institut hat der SWR ein Konzept mit Abstands- und Hygieneregeln erarbeitet, das eine Wiederaufnahme der Dreharbeiten seit Ende Juni möglich macht. Der Schutz vor dem Coronavirus ist nun fester Bestandteil der Fernsehproduktion. „Die Dreharbeiten und Produktionsabläufe werden dadurch deutlich komplizierter“, sagt Aufnahmeleiter Daniel Geier.

Nun ist immer ein mobiler Desinfektionswagen vor Ort, an dem alle Beteiligten Hände und Gegenstände waschen, reinigen, desinfizieren können. Ein Hygienebeauftragter achtet darauf, dass alle Regeln eingehalten werden. Es gilt ein Mindestabstand, die Zahl der Mitarbeiter wurde reduziert. Zudem braucht es mehr Fahrzeuge, um Darsteller und andere an die Drehorte zu bringen. Denn in einem Auto dürfen höchstens zwei Menschen sitzen. Sammelfahrten, wie früher, sind nicht mehr möglich. Auch das gemeinsame Mittagessen geht nur mit Abstand.

Proben mit Maske

Zudem gilt eine Maskenpflicht für alle 35 bis 40 am Dreh Beteiligten. Auch die Schauspieler müssen sich daran halten, sagt Regisseur Alexander Wiedl. Die Masken abnehmen dürfen sie nur bei Drehen, geprobt wird mit Maske. „Das ist schwierig, weil ein Schauspieler die Mimik des anderen nur erahnen kann“, sagt Wiedl. Schauspiel lebe auch von Gesichtsausdrücken und Emotionen. Mit Maske sei dies schwierig, die Proben leiden darunter. Gearbeitet werde nun konzentrierter. Dies sei das Positive an der Krise.

„Während der Produktionspause haben wir alle Drehbücher umgeschrieben, um den nun geltenden Regeln gerecht zu werden“, sagt „Fallers“-Redaktionsleiter und Produzent Tobias Jost. Die in der Serie beliebten Szenen am Stammtisch der Dorfkneipe etwa, bei denen die Schwarzwälder auch mal eng beisammen sitzen, wurden gestrichen.

Die Zuschauer sollen nichts merken

Groß thematisiert werde das Coronavirus in der Fernsehserie bewusst nicht, sagt Jost: „Die Folgen, die wir drehen, werden genau ein Jahr später gesendet.“ Aktuelle Bezüge seien daher schwierig: „Niemand kann heute vorhersagen, wie es in einem Jahr aussieht.“ Zudem sei die Serie unterhaltend: „Wir wollen den Menschen die Möglichkeit geben, die Alltagssorgen auch mal zu vergessen und sich an unserer Serie zu erfreuen.“ Fernsehzuschauer sollten deshalb auch nicht merken, dass unter erschwerten Corona-Bedingungen gedreht wird.

Gefragt seien hier vor allem die Kameraleute, sagt Regisseur Wiedl. Weil die Schauspieler deutlich Abstand zueinander halten, müssten andere Kamerawinkel und Positionen gewählt werden: „Sonst würden die Szenen sehr statisch und wenig ansprechend aussehen.“ Auch die Licht- und Tontechnik müsse sich darauf einstellen. Dem Corona-Produktionsstopp seien acht Folgen zum Opfer gefallen, sagt Jost. Die Dreharbeiten würden bis zum Jahresende nachgeholt. Die Folge seien mehr und längere Drehtage.

Im September wird die Serie 26 Jahre alt. Seit dem Ende der „Lindenstraße“ sind „Die Fallers“ die älteste noch laufende wöchentliche Serie im deutschen Fernsehen. Nach Angaben des Senders schalten pro Folge mehr als eine Million Zuschauer ein.