Schulkinder sprechen heute kaum mehr Dialekt. Foto: IMAGO/Cavan Images/IMAGO/Cavan Images

Unsere Autorin ist Ur-Schwäbin, aber ihre Kinder sprechen reinstes Hochdeutsch. Gegen die vorherrschende Sprache in der Schule kommt sie als Mutter einfach nicht an.

Ich bin Schwäbin der xten Generation. Unter meinen Vorfahren tummeln sich Botnangerinnen und Zuffenhäuser, Magstädterinnen und Löwensteiner. Eine Großmutter aus Gütersloh findet sich allein auf weiter Flur in einem ziemlich schwäbischen Stammbaum. Wörter wie „Gräbele“, „Knäusle“, „Röhrle“ oder „gschwind“ werden von mir regelmäßig benutzt. Was das aber nicht bedeutet: Dass meine Töchter reinstes Schwäbisch sprechen würden.

Ehrlich gesagt wäre ich froh, sie hätten überhaupt den leisesten schwäbischen Einschlag. Aber weit gefehlt. Meine Kinder im Grundschulalter könnten genauso gut in Hannover oder Kassel aufwachsen. Dass sie in der baden-württembergischen Landeshauptstadt leben, hört man ihnen einfach nicht an.

Damit sind sie offenbar nicht allein: Eine Studie aus Tübingen bringt an den Tag, dass Jungen und Mädchen in Baden-Württemberg heute kaum noch Dialekt sprechen. „Ihr Sprachalltag liegt heute zwischen Dialekt und Standardsprache“, heißt es bei der Tübinger Arbeitsstelle „Sprache in Südwestdeutschland“.

Über mein „hasch“, „könntsch“ und „weisch“ mokieren sie sich liebevoll, sie sagen „Feerde“ zu den Vierbeinern, die beim Spaziergang am Wegesrand stehen. Gegen die standardisierte Hochsprache, die in der Schule gesprochen wird, komme ich offenbar einfach nicht an. Ich finde das schade, geht doch mit dem Verschwinden des Dialekts auch ein Stück Kulturgut, ein Stück Individualität verloren.

Kürzlich konnte ich einen kleinen Teilerfolg verbuchen: Meine Tochter benutzte im Deutsch-Aufsatz das schöne Wörtchen „stupfen“. Ihre Lehrerin unterkringelte es und schrieb Dialekt daneben – versehen mit einem wohlwollend lächelnden Smiley. Ich habe mich gefreut. Saumäßig sogar.