Jedes Jahr erkranken 75 000 Frauen neu an Brustkrebs. Etwa 30 Prozent dieser Frauen haben Kinder im schulpflichtigen Alter. Foto: picture alliance/dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Die Psychoonkologin Bianca Senf gibt am Welttag der Kinder krebskranker Eltern in einem Online-Vortrag Gesprächsanreize.

An das Gespräch, an dem ihre unbeschwerte Kindheit ein Stück weit zu Bruch gegangen ist, erinnert sich die Tochter genau: Sie kam nachmittags nach Hause, die Mutter strich ihr ein Brot und sagte dann in beiläufigem Ton, dass sie Krebs habe. „Erst war ich geschockt – dann kam die Wut“, sagt die Jugendliche. Entstanden aus der Sorge, die Mutter verlieren zu können.

Der Welttag der Kinder krebskranker Eltern ist stets am 8. November

Nach den neusten Schätzungen des Robert-Koch-Institutes erkranken in Deutschland 500 000 Menschen jährlich neu an Krebs. Die Deutsche Krebshilfe geht davon aus, dass jedes Jahr bis zu 200 000 Kinder unter 18 Jahren erleben, dass ein Elternteil an Krebs erkrankt. Ihnen ist der Welttag der Kinder krebskranker Eltern gewidmet, der stets am 8. November mit Aktionen begangen wird. So berät das Cancer Center – Tumorzentrum Eva Mayr-Stihl des Klinikums Stuttgart mittels eines digitalen Vortragsabends Eltern, Ärzte Erzieher, Lehrer und Jugendarbeiter wie sie in das Gespräch mit betroffenen Kindern kommen können.

„Das Verschweigen der Krankheit ist immer der falsche Weg“

Denn über die Krebserkrankung zu sprechen ist wichtig, sagt die Psychoonkologin Bianca Senf von der Evangelischen Hochschule Darmstadt, der Hauptrednerin des Vortragsabends. „Das Verschweigen der Krankheit – etwa weil die Eltern die Kinder schonen wollen – ist immer der falsche Weg.“ Dann verlieren sich die Kinder in Fantasien darüber, was los sein könnte. Dies löse extremen Stress aus. So gelten Kinder krebskranker Eltern als Risikogruppe im Hinblick auf die Entwicklung psychischer und psychiatrischer Störungen. Zudem sei es wichtig, den Kindern Zeit und Raum für Fragen und Gefühlsreaktionen zu geben: Im Fall der an Brustkrebs erkrankten Mutter verrauchte die anfängliche Wut der Tochter. Die Eltern bezogen sie stärker in den Therapieverlauf ein. Die Krankheit wurde zur Familienangelegenheit. „Irgendwie konnten wir so besser damit umgehen“, sagt die Tochter.

Der Online-Vortrag „Wahrheit braucht Mut“ mit Bianca Senf an diesem Dienstag beginnt um 18 Uhr: www.stuttgart-cancer-center.de