Im Dezember schließen zumindest in Stuttgart mehr Paare den Bund fürs Leben als in einem anderen Monat. Foto: dpa - dpa

Bundesweit geht man in diesem Monat gern den Bund fürs Leben ein. Die steuerlichen Vorteile, die andernorts eine Rolle spielen könnten, scheinen hier in der Region nachrangig zu sein.

StuttgartWenn Statistiker in ihren Zahlenreihen blättern, entdecken sie oft Erstaunliches. Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (Bib) etwa hat herausgefunden, dass der Dezember deutschlandweit zu den beliebtesten Heiratsmonaten zählt. Einer der Gründe ist ökonomischer Natur: „Wenn sich ein Paar bis zum 31. Dezember traut, gilt es steuerrechtlich für das gesamte Jahr als verheiratet“, so die Bib-Statistiker. Dahinter steckt das Ehegattensplitting: Je größer die Gehaltsunterschiede zwischen Mann und Frau, umso mehr profitieren diese Paare davon im Steuerausgleich.

Der Bib-Experte Sebastian Klüsener berichtet über Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland: „Weil die Erwerbstätigkeit von Frauen in Ostdeutschland höher ist als im Westen, sind die Unterschiede beim Einkommen zwischen den Partnern meist nicht so groß“. Im Osten lässt sich im Dezember nur jedes 18. Paar trauen, im Westen aber jedes zehnte.

Auch in Stuttgart ist der Dezember absoluter Topmonat zum Heiraten. Mehr als 160 Trauungen stehen in der Statistik des Standesamts. Das sind mindestens 40 mehr als in den nächstbeliebten Heiratsmonaten Mai und September. Steuerliche Aspekte hat Verena Rathgeb-Stein, Leiterin des Stuttgarter Standesamts, bisher als eher nachrangig ausgemacht. „Viele geben an, dass sie sich in dieser Zeit kennengelernt haben. Oder dass in der Weihnachtszeit bei ihnen der Entschluss gereift ist, sich zu trauen“, erklärt sie. Und für zahlreiche Paare sei es ein wichtiger Grund, dass man sich jetzt eh viel mit Freunden, Bekannten und Verwandten treffe, ergänzt sie. In Stuttgart hat der Weihnachtsmarkt als Flirt- und Kontaktbörse offensichtlich einen höheren Einfluss auf das Heiratsdatum als Steuervorteile. Freilich, genau hat Rathgeb-Stein das statistisch nicht aufbereitet: „Es ist für uns ja nicht sonderlich relevant zu erfahren, weshalb sich die Paare ausgerechnet in diesem oder in jenem Monat trauen lassen wollen. Für uns zählt, dass es für sie, egal in welchem Monat, ein unvergessliches, schönes Erlebnis ist. Deshalb fragen wir da auch nicht systematisch nach.“

Aber für das Jawort im Dezember ist beim Stuttgarter Standesamt derzeit mehr Personal tätig als im Rest des Jahres. Das gilt sogar zwischen den Feiertagen: Standesamtlich getraut wird 2019 am 23., 27., 28., 30. und sogar am 31. Dezember. Für den einen oder anderen Tag wäre heuer sogar noch kurzfristig ein Termin zu haben.

Wobei es mit „kurzfristig“ denn doch seine eigene Bewandtnis hat: Denn dem Erscheinen vor dem Standesbeamten hat die Anmeldung einer Eheschließung vorauszugehen, das frühere Aufgebot. Und das ist ein bürokratischer Akt: Mindestens ein Abgleich der Melde- und Geburtsregister ist fällig. Zwischen den Feiertagen wird das nicht erledigt. Sind die Voraussetzungen gegeben, muss nicht zwingend auf dem Standesamt geheiratet werden, viele Orte sind möglich. Allerdings empfiehlt sich in solchen Fällen die rechtzeitige Anfrage, ob die Wunschorte überhaupt für solche Zeremonien vorbereitet sind.