Joe Biden hat die Wahl gegen Donald Trump gewonnen. Foto: AP/Andrew Harnik

Der Bundespräsident und die Kanzlerin nehmen Abschied von der Ära Donald Trump und gratulieren dem Wahlsieger Joe Biden. Politiker nahezu aller Parteien artikulieren ihre Freude über den Wechsel im Weißen Haus.

Berlin - Sie gehörte zu den frühen Gratulanten: Nur eineinhalb Stunden, nachdem die großen US-Fernsehsender Joe Bidens Vorsprung bei der US-Präsidentenwahl für uneinholbar erklärt hatten, übermittelte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Samstagabend warme Worte an den künftig mächtigsten Mann der Welt und seine Stellvertreterin. Sie freue sich auf die Zusammenarbeit mit Biden, schrieb die Kanzlerin. „Ich wünsche ihm von Herzen Glück und Erfolg und gratuliere ebenso Kamala Harris, der gewählten ersten Vizepräsidentin ihres Landes.“ Sie drückte damit vermutlich die Sicht der meisten Bundesbürger aus.

Umfragen zufolge hatte sich nur jeder zehnte Deutsche gewünscht, der Amtsinhaber Donald Trump möge die Präsidentschaft weitere vier Jahre behalten. Unter ihm waren die deutsch-amerikanischen Beziehungen ziemlich erkaltet.

Die Erleichterung über den bevorstehenden Amtswechsel einte in Deutschland Vertreter nahezu aller Parteien. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier meldete sich am Sonntag zu Wort und verwies auf die sich nun bietenden Chancen. In einem Gastbeitrag in der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ schrieb er: „In den für uns wirklich existenziellen Fragen könnte der Unterschied zwischen den schwierigen, ja zerstörerischen letzten vier Jahren und dem, was die kommenden vier Jahre an Chancen bieten, kaum größer sein.“

Schäuble: „Isch over“

Auch Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) zeigte sich erleichtert. Er habe bei Joe Biden ein gutes Gefühl, sagte Schäuble der „Bild am Sonntag“. Der künftige US-Präsident wirke sympathisch und in keiner Weise überheblich, er könne auf andere hören und die Besten für sein Team gewinnen. Er hoffe, dass Biden die Spaltung des Landes verringere. Auch einen Wunsch an die Republikanische Partei formulierte Schäuble: Irgendwann müsse Trump seine Niederlage einsehen. „Und wenn er das nicht tut, müssen genügend Republikaner da sein, die ihm sagen: ‚Es isch, wie es isch, und jetzt isch over.‘“

Er sei erleichtert, dass der Wahlkrimi ein gutes Ende genommen habe, erklärte der CSU-Chef Markus Söder. Sein Vertrauen in die US-Demokratie sei gestärkt. FDP-Chef Christian Lindner erwartet die Chance auf einen Neustart, auch wenn nicht jede Meinungsverschiedenheit verschwinden werde. Und die Grünen-Chefin Annalena Baerbock twitterte: „Was für eine befreiende Nachricht!“