Ehrenrunde der deutschen Mannschaft, die gegen Italien Selbstvertrauen tankt. Foto: dpa/Bernd Thissen

Zum Abschluss der Länderspielsaison tankt das deutsche Fußball-Nationalteam beim 5:2 gegen Italien Selbstvertrauen. Wie Spieler und der Bundestrainer reagieren.

Ein Spiel dauert ja bekanntlich 90 Minuten, heutzutage gerne auch deutlich länger. Erst dann fällt normalerweise das Urteil: erfolgreich oder nicht. Auch am Dienstagabend in Mönchengladbach wurde über 90 Minuten lang Fußball gespielt. Doch schon nach etwas mehr als 45 davon war klar: Für das deutsche Fußball-Nationalteam ist der Abend des Heimspiels gegen Italien eigentlich schon gerettet.

Jonas Hofmann war im Strafraum der Italiener von Alessandro Bastoni umgestoßen worden. Ein Kann-Elfmeter, kein Muss, doch Schiedsrichter Istvan Kovacz pfiff. Ilkay Gündogan ließ wenig später dem italienischen Schlussmann Gianluigi Donnarumma keine Chance – und weil in der Anfangsphase bereits Joshua Kimmich zum 1:0 getroffen hatte, war der jüngste Fluch mit dem zweiten Treffer besiegt.

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1:1 hatte das deutsche Team zuletzt gegen die Niederlande (bereits im März), im ersten Duell mit Italien, gegen England und in Ungarn gespielt. Dazu kamen schwankende Leistungen – und das Fazit: Das Alles ist zu viel, um erstmals in der Ära Hansi Flick Alarm zu schlagen, aber eben auch zu wenig, um im WM-Jahr von einer echten Aufbruchstimmung sprechen zu können. Das erneute Treffen mit dem Europameister aus Italien sollte die Richtung vorgeben für den Rest des Jahres 2022, an dessen Ende in Katar die WM gespielt wird.

Doppelpack von Timo Werner

5:2 hieß es am Ende gegen eine nur teilweise gefährliche Squadra Azzurra – und der Blick kann am Ende dieses Viererpacks der Spiele der Nations League nun deutlich positiver in Richtung Winter-WM gehen. Nach Kimmich (10. Minute), Gündogan (45. + 2) und Thomas Müller (51.) hatte Timo Werner mit einem Doppelpack in der 68. und 69. Minute für klare Verhältnisse gesorgt. Das Publikum war entzückt. „Wir haben phasenweise richtig guten Fußball gespielt“, sagte Gündogan, der sein Team auf dem richtigen Weg wähnte. „Wir haben an uns geglaubt“, ergänzte Kapitän Manuel Neuer, „das war ein wichtiger Meilenstein.“ Und Thomas Müller freute sich über die größere Risikobereitschaft seiner Mannschaft als zuletzt. Doch ganz ohne Fragezeichen beginnt der weitere Weg Richtung Katar aber auch nicht.

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In der Offensive suchten Timo Werner und Leroy Sané auch am Dienstag nach der Leichtigkeit des Stürmerlebens – trotz der beiden Treffer des Ex-Stuttgarters. Die Abwehr, dieses Mal bildeten Niklas Süle und Antonio Rüdiger die Innenverteidigung, schien nicht immer sattelfest – durch die Tor der Italiener zum 1:5 durch Sturmtalent Wilfried Gnonto (78.) und zum 2:5 durch Alessandro Bastoni in der Nachspielzeit war das mögliche Zu-Null-Erlebnis mal wieder dahin. Und an der Passgenauigkeit bei hohem Tempo gilt es auch noch zu arbeiten.

Wenig Zeit für die Vorbereitung

Aber: Im Gegensatz zum Auftritt am Samstag in Ungarn präsentierte sich das deutsche Team gegen eine junge italienische Mannschaft viel zielgerichteter, engagierter, mutiger und planvoller. Die Mittelfeldzentrale mit Kimmich und Gündogan funktionierte besser als zuletzt die Variante mit Leon Goretzka. Und dank dieses sportlichen Aufwärtstrends, der die DFB-Elf auf Rang zwei der Nations-League-Gruppe A 3 hievte (die Ungarn gewannen 4:0 in England), stimmt nun auch die Stimmung.

Die Nationalspieler gehen mit Rückenwind in die eher kurze Pause, ehe sie bei ihren Vereinen in die Saisonvorbereitung einsteigen. „Wir wollen weiter so erfolgreich sein“, sagte Gündogan. Schon am ersten Augustwochenende beginnt die neue Bundesligaspielzeit, Ende September schart dann Hansi Flick seine Auserwählten wieder um sich. Gegen Ungarn (23. September) und in England (26. September) stehen die letzten Härtetests vor der WM-Nominierung an. Am 23. November steigt dann bereits das erste Spiel der Weltmeisterschaft gegen Japan.

Hansi Flick lobt sein Team

Viele Möglichkeiten hat der Bundestrainer („Großes Kompliment an die Mannschaft, das war ein Stresstest für uns alle“) also nicht mehr, sein Team auf die Mission in Katar vorzubereiten. Umso wichtiger waren Auftritt und Ergebnis (höchster Sieg gegen Italien seit 83 Jahren) am Dienstagabend in Mönchengladbach.