Die Krefeld Pinguine wollen nicht in die DEL 2: hier Krefelds Trainer Igor Zakharkin (links) und Geschäftsführer Sergej Saweljew Foto: dpa/Marius Becker

Die Pinguine Krefeld wollen wegen des Abstiegs aus der DEL vors Schiedsgericht ziehen. Bei den Clubs aus Württemberg gibt es Zuspruch und Unverständnis für den Schritt.

Wenn einer beim Schwimmen untergeht, ist die Badehose wahrscheinlich nicht schuld daran. Das dürften die meisten Menschen so unterschreiben. Übersetzt in die Nomenklatur des deutschen Eishockey würde der Satz lauten: Die vor der Saison von allen 15 Clubs einstimmig beschlossenen Regularien, die einen Spielbetrieb in der DEL unter Coronabedingungen sicherstellen sollten, sind schuld daran, dass die Krefeld Pinguine absteigen. Doch die wollen das so nicht akzeptieren, der Liga droht ein Sommertheater am grünen Tisch. War also doch die Badehose schuld?

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Dass der Ex-Meister nach 31 Jahren Erstklassigkeit in die DEL 2 absteigen soll, will der seit Jahren finanziell und sportlich kriselnde KEV nicht hinnehmen. „Es geht um Wettbewerbsverzerrung“, wetterte Geschäftsführer Sergej Saweljew, „das ist der unsportlichste Abstieg in der Geschichte der DEL.“ Der 25-Jährige, der 3,5 Millionen Euro in den Verein gepumpt hat, kündigte sportrechtliche Schritte an, „das bereiten unsere Anwälte vor, wir haben einige Optionen.“ In der vergangenen Saison war der seit 2006 wieder eingeführte Abstieg wegen Corona ausgesetzt worden, in dieser Runde nicht. „In dieser Saison hätte es keinen Absteiger geben dürfen“, schimpfte Krefelds Co-Trainer Boris Blank, „diese Saison war, was Corona betrifft, schlimmer als letzte Saison.“

Zwar wurden die KEV-Oberen nicht konkret, wo sie mit ihrer Klage ansetzen wollen, ein wenig ließ sich Saweljew aber in die Karten blicken. Es gehe weniger um die Quotientenregelung, mit der die Tabelle errechnet wird (Punkte pro Spiel). Vielmehr sei bei Quarantäne-Anordnungen nicht alles mit rechten Dingen zugegangen. „Es geht darum: Wer hat bessere Connections zum Staat, zu den Gesundheitsämtern?“, hatte der Funktionär in einem Interview mit „Eishockey-News“ angedeutet. Krefeld fühlt sich benachteiligt, dass Gegner wegen Corona-Infektionen nicht antraten, als die Pinguine in Bestbesetzung waren. Als nach der Olympiapause viele Topakteure verletzt ausfielen, häuften sich die Spiele.

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„Jeder hat das Recht zu klagen. Sollte Krefeld dies tun, müssen wir abwarten, worauf die Klage basiert“, sagte DEL-Chef Gernot Tripcke. „Im Gesellschaftervertrag sowie in der Spielordnung sind Abstieg und Quotientenregelung verankert. Daher bin ich ganz entspannt.“

Christof Kreutzer, Trainer und Sportdirektor der Wild Wings Schwenningen, kann einem Gang vors Gericht etwas abgewinnen. „Ich habe Verständnis für das Vorgehen des Clubs“, sagte der 54-Jährige, „in dieser Saison gab es viele Unregelmäßigkeiten.“ Kreutzer, gebürtiger Krefelder, jedoch nie für diesen Club tätig, kritisiert ebenfalls den Verschiebebahnhof bei Terminen, obwohl nicht immer Corona der Grund gewesen sei.

Dagegen ist Volker Schoch empört über die Krefelder Ankündigung. „Das schadet unserem Sport“, sagt der Geschäftsführer der Bietigheim Steelers. „Alle Clubs haben sich darauf geeinigt. Nun dagegen vorzugehen, halte ich für erbärmlich.“ Gleichwohl mahnt Schoch, die DEL müsse für die nächste Runde verbindliche Regeln festlegen, die nicht je nach Situation verändert werden können. Zumindest darüber dürften sich alle einig sein – ob die Krefelder dann noch zum Kreis der DEL-Clubs zählen, ist indes unsicher.