Das Stadtbad am Neckar ist im Sommer vergangenen Jahres für immer geschlossen worden. Die Sanierung hätte rund 26 Millionen Euro gekostet. Foto: Nagel

Wann das mehr als 50 Jahre alte Cannstatter Stadtbad in der Hofener Straße abgerissen wird, steht noch nicht fest. Die Stadt plant einen Wettbewerb für die Flächen zwischen der Wilhelmsbrücke und der Nauheimer Straße.

Die Eröffnung des 44 Millionen Euro teuren Sportbads im Neckarpark im Herbst 2022 bedeutete auch das Aus für zwei Traditionseinrichtung in Sachen Schwimmsport am Neckar. Die Traglufthalle im Untertürkheimer Inselbad, durch die ein Wettkampf- und Trainingsbetrieb über die Wintermonate erst möglich wurde, und der Betrieb des Stadtbads an der Hofener Straße in Bad Cannstatt sind Geschichte.

Sanierung viel zu teuer

Während niemand dem „Flickenteppich“ im Inselbad, der jedes Jahr mühsam auf- und abgebaut werden musste, nachweint, hinterlässt die endgültige Schließung des Hallenbads eine Lücke für etliche Vereine und Schulen aus Bad Cannstatt, Münster und Mühlhausen, da seit Herbst längere Anfahrtswege in andere Bäder in Kauf genommen werden müssen. Doch angesichts der geschätzten Sanierungskosten in Höhe von 26 Millionen Euro für das mehr als 50 Jahre alte Gebäude war klar: Das Stadtbad wird – so wie es auch in der Beschlussvorlage für den Bau des neuen Sportbads steht – abgerissen und durch Wohngebäude ersetzt.

Masterplan Erlebnisraum

Doch diese Entwicklung kann noch einige Jahre dauern. „Entlang des Neckars in Stuttgart soll in den nächsten Jahren ein zusammenhängendes Freiraumsystem mit hoher Aufenthaltsqualität entwickelt werden“, sagt der Stadtsprecher Oliver Hillinger. Um dies zu realisieren, habe die Stadt mit dem „Masterplan Erlebnisraum Neckar“ ein Leitbild geschaffen, wie es einmal entlang des Neckars zwischen Hedelfingen und Mühlhausen aussehen könnte.

Kein Projekt bisher umgesetzt

Im Sommer 2015 hatte der damalige Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Die Grünen) die Initiative ergriffen und seine Projektideen und Visionen von Stuttgart als Stadt am Fluss erläutert. Der Gemeinderat folgte in den Beratungen zum Doppelhaushalt 2016/17 seinem Vorschlag, die Mittel für die Projekte Hechtkopf am Sicherheitshafen, Umgestaltung des Neckarufers beim Lindenschulviertel, Naturoase Auwiesen, Wasenufer und Wasenquerung sowie für den Ideenwettbewerb Neckarknie in Höhe von insgesamt 14,5 Millionen Euro in die mittelfristige Finanzplanung verbindlich einzustellen. Bis auf den Ideenwettbewerb wurde bisher aber noch kein Projekt umgesetzt.

Stadt plant Wettbewerb

„Der Gemeinderat hat das Referat Städtebau, Wohnen und Umwelt beauftragt, für den Bereich Mühlgrün zwischen der Wilhelmsbrücke und der Nauheimer Straße ebenfalls einen Wettbewerb auszuloben“, sagt der Stadtsprecher. Das Besondere: Neben der Ufergestaltung ist auch ein städtebaulicher Ideenteil integriert. „Der Wettbewerb nimmt somit nicht nur die Freiflächen entlang des Flusses in den Fokus, sondern auch den angrenzenden Stadtraum und damit auch die Flächen des Stadtbads“, betont Hillinger. Ziel des Wettbewerbs sei unter anderem, Antworten zur baulichen Machbarkeit im Kontext des städtebaulich-freiräumlichen Umfeldes zu liefern.

Frage der Wohnungszahl offen

Was heute schon fest steht: Im Anschluss an das Wettbewerbsverfahren ist ein neuer Bebauungsplan notwendig, da der heute rechtsgültige keine Wohnnutzung zulässt. In welchem Umfang dort Wohnungen entstehen könnten, ist daher völlig offen. Zudem muss laut der Bauverwaltung auch noch geprüft werden, welche Flächen insgesamt für den Wohnungsbau und die Freiflächengestaltung verfügbar sind. Denn es ist auch vorstellbar, dass andere Nicht-Wohnnutzungen dort untergebracht werden sollen. „Ein Zeitplan steht noch nicht fest, da aktuell im Bezirk Neckar noch andere Projekte prioritär abgearbeitet werden müssen“, so Hillinger.

Stadt will Grundstück verkaufen

Was die Zukunft der Stadtbadflächen angeht, so gibt es momentan also mehr Fragen als Antworten. Allerdings sollen die Grundstücke, die unmittelbar an den Neckardammradweg grenzen und einen attraktiven Wohnungsbau mit Blick auf den Neckar ermöglichen, verkauft werden. So steht es jedenfalls in der Vorlage zum Baubeschluss für das Sportbad. Im Jahr 2016 soll dabei der Grundstückswert bei drei Millionen Euro gelegen haben. Doch ist diese Summe laut Liegenschaftsamt im Jahr 2023 sicher höher anzusetzen. Was ebenfalls in der Vorlage steht: Die Verkaufserlöse sollen die Kosten des Sportbads zum Teil gegenfinanzieren.

Kombilösung möglich

Fakt bleibt, dass das Stadtbad abgerissen wird. Dennoch gibt es seit dem Jahr 2019 auch wieder berechtigte Hoffnung auf ein Ersatzbad. Der Grund dafür liegt in der Schulturnhalle der benachbarten Jahn-Realschule, die marode ist. Die SPD-Gemeinderatsfraktion schlug deshalb eine Kombilösung vor. Auf der Fläche der veralteten Turnhalle der Jahn-Realschule soll ein zweigeschossiger Neubau mit dreiteiliger Sporthalle und einer Schwimmhalle mit 25-Meter-Bahnen entstehen. Die SPD wollte zudem prüfen lassen, inwieweit diese neue Kombilösung für die dortigen Schulen (Kepler-Gymnasium, Brunnen-Realschule und Jahn-Realschule) Platz für eine Mensa ermöglicht. „Sport, Schwimmen und Essen – alles unter einem Dach, diese Kombilösung am Schulcampus bietet ein gutes Gesamtpaket für den Stadtbezirk an“, ist SPD-Fraktionsvorsitzender Stefan Conzelmann nach wie vor von dem Vorschlag überzeugt.

Zudem habe die Stadt ihren ersten Antrag zu einem Kombineubau im Oktober 2020 positiv beantwortet. „In der Stellungnahme steht klipp und klar, dass eine zweigeschossige Neubebauung auf einer Grundfläche von rund 2000 Quadratmetern am vorgeschlagenen Standort planungsrechtlich möglich ist“, so der SPD-Fraktionschef.

Neubau ist möglich