Foto: Sebastian Gall

Auf dem Stadtteilbauernhof wurde während der Corona-Pause kräftig gearbeitet, das Gelände wurde entrümpelt und einige Dinge neu gebaut.

Bad Cannstatt - Fünf Ziegen ziehen verspielt über das Gelände, nicht weit davon entfernt watschelt eine Entenfamilie durch die Gegend. Die Szenerie auf dem Stadtteilbauernhof unweit des Krankenhauses Bad Cannstatt wirkt idyllisch an diesem Vormittag. Die wenigen Kinder, die nach den Lockerungen wieder auf das Gelände dürfen, kommen erst nach der Schule. Dass überhaupt wieder Gäste auf dem Kleinod In den Wannenäckern erlaubt sind, hat aufgrund der Corona-Pandemie einige Zeit gedauert. Die Verantwortlichen haben unterdessen allerdings keine Pause eingelegt, sondern einige Dinge auf dem Gelände repariert, entrümpelt und neu gebaut.

„Unser Hof wurde zum 16. März geschlossen, wir hatten den restlichen Monat und im April keine Besucher“, sagt Roland Klapper, der Hofkoordinator. Weder Jugendfarm, Hort, die ehrenamtliche Arbeit, der Circus Circuli, noch Schulprojekte konnten in der Corona-Anfangszeit ihr Angebot aufrechterhalten. „Da ging es von 150 Besuchern in Spitzenzeiten auf dem Bauernhof auf null runter.“ Um trotzdem mit dem Publikum in Kontakt zu bleiben, hat man eine Telefonsprechstunde ins Leben gerufen. Mittwochs von 11 bis 12 Uhr können Eltern und Kinder anrufen. Die Resonanz sei groß gewesen. Von Eltern, die nach den neuesten Entwicklungen in den Verordnungen gefragt haben, bis zu Kindern, die als Tierpaten fungieren und sich nach dem Wohl ihrer Schützlinge erkundigen wollen. Auch über die eigene Facebook-Seite wurde immer wieder informiert. Kreative Ideen aller Einrichtungen in Stuttgart unter dem Dach der Stuttgarter Jugendhausgesellschaft (stjg) für die Beschäftigung von Kindern zuhause wurden auf der Homepage www.ideenwerkstadt.net gesammelt. „Ganz großes Kompliment an unsere Mitarbeiter, die sich da voll reingehängt haben, das Feedback der Nutzer ist super“, sagt Ioannis Kyrkos, Bereichsleiter Abenteuerspielplätze und Jugendfarmen bei der stjg.

Trotz dieser Maßnahmen war das Aufatmen bei den Verantwortlichen groß, als am 15. Mai Spielplätze und damit auch der Stadtteilbauernhof unter Auflagen wieder öffnen durften. Ab dem 20. Mai hat man dann das Programm „erweitertes Wohnzimmer“ gestartet. Jeweils zwei Familien gleichzeitig und maximal vier Familien am Tag durften getrennt voneinander auf dem Hof Zeit verbringen. In den Pfingstferien wurden dann 16 Kinder und Jugendliche betreut. Seit dem 9. Juni waren dann zehn Kinder mit Anmeldung auf dem Bauernhof erlaubt, seit dem 26. Juni 20 ohne Voranmeldung. Mittlerweile sind bei Veranstaltungen wieder 30 junge Menschen erlaubt. „Es ist einfach schön, sie wieder bei uns auf dem Hof spielen zu sehen“, sagt Roland Klapper. Kyrkos ergänzt: „Kinder brauchen Kinder. Auch um die derzeitige Situation gemeinsam zu verarbeiten.“ Durch die neuesten Verordnungen ist es nun auch möglich ein Sommerferienprogramm auf die Beine zustellen. Der Circus Circuli, das Hort und die offene Jugendarbeit mit den Kesselferien werden sich den Hof in den Sommerferien teilen. „Ein logistischer Kraftakt“, nennt Kyrkos das. Es müssen Bereiche abgetrennt und auf die penible Einhaltung etwa der Toilettennutzung geachtet werden.

Und das Wegbrechen der Veranstaltungen hat natürlich auch monetäre Auswirkungen. „Die letzten Wochen waren eine Saure-Gurken-Zeit“, so Kyrkos. Den laufenden Kosten stehen keine Einnahmen gegenüber. Eine Extra-Förderung von öffentlicher Seite gebe es nicht. Ein Lichtblick: In den Verhandlungen zum kommenden Doppelhaushalt letzten Dezember wurde den Jugendfarmen und Abenteuerspielplätzen mehr Sachmittel, eine zusätzliche Ausbildungsstelle, 25 Prozent mehr Förderung auf Investitionen und eine Kümmererstelle, die für die Ehrenamtlichen als Ansprechperson dienen soll, versprochen. Nach langem Zittern seien die Punkte diese Woche vom Jugendhilfeausschuss bestätigt und beschlossen worden, so Kyrkos. Ein zweiter Lichtblick: Lang aufgeschobene Aufgaben auf dem Stadtteilbauernhof konnten endlich erledigt werden.

Denn: „An vielen Ecken des Geländes lag vieles im Argen“, sagt der Bereichsleiter. Roland Klapper hat zusammen mit der FÖJlerin (Freiwilliges Ökologisches Jahr) Lisa Hinderer einiges zustande gebracht. Ein Highlight: Die neue Grill- und Feuerstelle auf dem unteren Teil des Hofs. Zwei überdachte Sitzmöglichkeiten und eine aus Stein gebaute Grillstelle wurden geschaffen. „Drei Wochen habe ich dafür gebraucht“, so der 62-Jährige. Mit dem angefallenen Aushub hat Lisa Hinderer einen Anbau für den Ziegenstall verwirklicht. Da es bei den Tieren Nachwuchs gab, würde dies nötig. „Dort haben wir nun auch steinigen Untergrund, wie es der natürliche Lebensraum der Tiere ist.“ Auch der Barfußpfad wurde runderneuert. Zudem hat Klapper eine Holz- und Steinwerkstatt angelegt, in denen die Kinder ihrer kreativen Ader freien Lauf lassen können. Generell wurde der gesamte Stadtteilbauernhof entrümpelt. „Das sind Dinge, für die ich bei Normalbetrieb einfach keine Zeit habe.“