Der Dax-Chart im Handelssaal der Deutschen Börse Foto: AFP/Daniel Roland

Dem Deutschen Aktienindex gehören ab 20. September 40 Unternehmen an, bislang waren es nur 30. Zu den Neulingen gehört Porsche SE.

Frankfurt - Der Deutsche Aktienindex (Dax) hat Zuwachs bekommen: Statt 30 gehören dem Index ab dem 20. September Aktien von 40 Unternehmen an. Die wichtigsten Fragen und Antworten dazu im Überblick.

Wer ist neu im Dax 40?

Der Flugzeugbauer Airbus, der Online-Modehändler Zalando, der Medizingeräte-Hersteller Siemens Healthineers, der Duft- und Aromenproduzent Symrise, der Kochboxen-Lieferant Hellofresh, der Pharma- und Laborzulieferer Sartorius, die Porsche SE als Holdinggesellschaft von Volkswagen, der Chemikalienhändler Brenntag, der Sportartikelhersteller Puma und der Diagnostikkonzern Qiagen. Entscheidend für ihre Aufnahme war die sogenannte Free-Float-Marktkapitalisierung. Die Marktkapitalisierung eines Unternehmens entspricht dem Börsenwert, also der Anzahl der Aktien multipliziert mit deren Kurs. Bei der Free-Float-Marktkapitalisierung werden aber nur die in Streubesitz (Free Float) befindlichen Aktien berücksichtigt, die nicht als festes Paket von einem Ankeraktionär gehalten werden.

Was bedeutet die Dax-Reform für ETFs und andere Fonds?

Dax-ETFs bilden nun die Wertentwicklung von 40 Aktien nach, bislang waren es nur 30. In der neuen Zusammensetzung hätten die Pharma- und Gesundheitsbranche etwas mehr Gewicht als vorher, erklärt LBBW-Analyst Uwe Streich. Damit vermindere sich die Anfälligkeit des Dax für Konjunkturschwankungen: „Der Dax wird weniger zyklisch.“ Die Analystin Silke Schlünsen von der US-Investmentbank Stifel hebt hervor: „Unter den Neumitgliedern sind einige wachstumsstarke Zukunftsunternehmen, die den Index bereichern werden. Der Dax wird dadurch auch für ausländische Investoren attraktiver.“ Damit ändert sich auch die Messlatte für aktiv gemanagte Aktienfonds, die sich am Dax orientieren. Ihre Wertentwicklung kann aber – anders als bei ETF – vom Leitindex abweichen.

Welche Auswirkungen hat der Dax 40 für den M-Dax?

Der Mittelwerte-Index schrumpft mit der Reform von 60 auf 50 Unternehmen zusammen. Da er seine Vorzeigeunternehmen an den großen Bruder Dax abgebe, werde sich der M-Dax bei Investoren neu beweisen müssen, meint Stifel-Expertin Schlünsen. Ulrich Stephan dagegen, Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank für Privat- und Firmenkunden, hält den M-Dax weiter für attraktiv: „Wegen des höheren Risikos bei Nebenwerten verspricht der Index auch zukünftig eine höhere Rendite.“

Warum wurde der Dax reformiert?

Den unmittelbaren Anstoß lieferte die Pleite des Skandalkonzerns Wirecard. Der Zahlungsdienstleister war im September 2018 in den Dax aufgestiegen, keine zwei Jahre später schlitterte Wirecard nach Aufdeckung von Bilanzmanipulationen in die Insolvenz. Peinlich für die Deutsche Börse: Damals gab es keine Handhabe, das Unternehmen sofort aus der ersten Börsenliga auszuschließen. Für den Rauswurf im August 2020 musste erst eine neue Regel eingeführt werden, dass Unternehmen nach einem Insolvenzantrag kurzfristig aus Dax, M-Dax, S-Dax und Tex-Dax fliegen.

Ein Rauswurf ist seit März auch möglich, wenn ein Unternehmen aus der Dax-Familie gegen die Vorgabe verstößt, Quartalsberichte und von einem Wirtschaftsprüfer testierte Geschäftsberichte zu veröffentlichen. Wirecard hatte 2020 die Veröffentlichung des Geschäftsberichts immer wieder verzögert. Zudem müssen Mitglieder aller Dax-Auswahlindizes einen Prüfungsausschuss im Aufsichtsrat einrichten. Bereits seit dem Jahreswechsel gilt, dass Dax-Kandidaten vor der Aufnahme in den Leitindex zwei Jahre in Folge ein positives Vorsteuerergebnis aufweisen müssen.

Sind bei den Aufsteigern Kurssprünge zu erwarten ?

Nicht unbedingt. Der Vermögensverwalter HQ Trust hat sich angeschaut, wie sich die Kurse von Dax-Neulingen in der Vergangenheit entwickelt haben. Ergebnis: Im Jahr vor dem Aufstieg schnitten sie besser ab als der Dax. Im ersten Jahr nach der Aufnahme blieb die Kursentwicklung aber hinter der des Gesamtindex’ zurück. „Nur in neun von 26 Fällen konnten die Neulinge im Index im ersten Jahr ein besseres Ergebnis als der Dax erzielen“, erklärt Marcel Müller von HQ Trust. Über die längerfristige Entwicklung sagt das allerdings nichts aus.