Dieses Gebäude in Marbach soll durch ein neues Heim ersetzt werden. Foto: Archiv (Kuhnle)

Marbach und Steinheim wollen unter anderem Container aufstellen lassen. Notfalls soll in der Schillerstadt sogar die Stadionhalle umgerüstet werden.

Im Frühjahr war der Marbacher Bürgermeister Jan Trost noch guter Dinge, dass die Stadt bei der Unterbringung von Geflüchteten nicht in die Bredouille kommt. Doch nun zeigt sich: Die als recht komfortabel eingeschätzten Reserven werden nicht reichen, die Stadt muss weitere Plätze schaffen, um vor allem jene Menschen beherbergen zu können, die vor den russischen Raketen aus der Ukraine fliehen. Dazu hat die Verwaltung einen Ideenkatalog erarbeitet, der dem Gemeinderat an diesem Donnerstag zur Verabschiedung vorgelegt werden soll.

Container bei der Gemeindehalle

Zum einen will man kurzfristig in Rielingshausen auf dem Ausweichparkplatz der Gemeindehalle Module platzieren, in denen rund einem Dutzend Geflüchteten ein Dach über dem Kopf geboten werden könnte. Die Container waren ursprünglich für die Musikschule in Marbach als Unterrichtsräume produziert worden. Jan Trost sagt, dass für die Einrichtung Ersatz bestellt werden soll.

Wohnungen statt Schreibtische

Dagegen werden die Container, in denen Schüler des Bildungszentrums während der aktuellen Sanierung pauken, wohl nicht mehr lange für diesen Zweck benötigt. Die Stadt möchte die Module dann aber nicht zurückgeben, sondern weiter anmieten – um auch dort Wohnraum für Geflüchtete zu schaffen. „Ich denke, dass wir dort 40 bis 50 Personen unterbringen können“, sagt Trost. Frische Kapazitäten möchte die Kommune zudem in der Marktstraße 32 bereitstellen, wo vor dem Umzug ins neue Rathaus Schreibtische für Verwaltungsmitarbeiter standen. Zusätzlichen Wohnraum wolle man ferner im Gebäude in der Bottwartalstraße 9 akquirieren, das aktuell teilweise leer steht.

Neubau in der Wildermuthstraße als Ziel

Eher perspektivisch zu sehen ist ein Projekt, das die Verwaltung für die Wildermuthstraße 13 ins Auge gefasst hat. Das Haus soll abgerissen und das Grundstück mit einem Heim für Geflüchtete frisch bebaut werden. 45 bis 50 Personen könnten dort einziehen.

Zur Not soll die Stadionhalle umgerüstet werden

Der Rathauschef hofft, dass dieses Maßnahmebündel reicht und keine öffentlichen Gebäude umfunktioniert werden müssen. Sollten aber alle Stricke reißen, so der Verwaltungsvorschlag, soll auch die Stadionhalle zur Unterkunft werden. Dort könnten mehr als 100 Personen beherbergt werden.

100 neue Plätze in Steinheim

Grundsätzlich vermeiden will auch die Stadt Steinheim, Hallen in Unterkünfte umzurüsten. Weil aber auch hier die Kapazitäten zur Neige gehen, sollen in Höpfigheim bei der Melchior-Jäger-Halle und in der Kernstadt selbst zwischen der Riedhalle und dem Stadion Container installiert werden. Dadurch sollen insgesamt 100 neue Plätze entstehen.

Wie lange und ob das überhaupt reicht, muss man sehen. Derzeit werden dem Landkreis Ludwigsburg rund 150 Personen pro Woche zugewiesen, davon etwa 80 Geflüchtete aus der Ukraine, berichtet Landratsamtssprecherin Caren Klatt. „Wir rechnen in den kommenden Wochen und Monaten mit gleichbleibend hohen und möglicherweise noch weiter steigenden Zugangszahlen“, fügt sie hinzu. Der Landkreis selbst habe auch schon auf Notunterkünfte zurückgreifen müssen. Die Sporthalle des Beruflichen Schulzentrums Bietigheim-Bissingen „wurde bereits teilweise belegt, die Sporthalle der Carl-Schäfer-Schule in Ludwigsburg und eine Gewerbehalle in Freiberg für eine mögliche Belegung vorbereitet“, erklärt Klatt.