Rolf Münzmay von den Naturfreunden (l.) und Klaus Enslin vom Bürgerverein (r.) mit dem Preisträger des Albert-Dulk-Preises 2019, Peter Grohmann. Foto: Elke Hauptmann - Elke Hauptmann

Vor genau 200 Jahren, am 17. Juni 1819, wurde der Freidenker Albert Dulk geboren. Drei Untertürkheimer Vereine verleihen den von ihnen gestifteten Albert-Dulk-Preis 2019 an den Stuttgarter Kabarettisten Peter Grohmann.

UntertürkheimAm 17. Juni 1819 wurde Albert Friedrich Benno Dulk geboren. Aus Anlass des 200. Geburtstags des Schriftstellers und Vorkämpfers der Sozialistenbewegung haben der Bürgerverein Untertürkheim, der Untertürkheimer Kulturhausverein und die Naturfreunde Untertürkheim/Luginsland feierlich bekannt gegeben, wer den von ihnen gestifteten Albert-Dulk-Preis 2019 erhält: der Stuttgarter Kabarettist, Autor und Publizist Peter Grohmann. Gewürdigt wird damit ein Mann, „der sich ähnlich wie der Namensgeber des Preises in Kunst, Kultur und Sozialleben engagiert“, erklärt der Vorsitzende des Bürgervereins, Klaus Enslin. Die Ehrung ist mit 3000 Euro dotiert und wird am 15. November feierlich im Kulturtreff Untertürkheim übergeben.

Die Verkündung des zweiten Preisträgers fand aus gutem Grund im Ortsmuseum Rotenberg statt. Dort ist derzeit eine Ausstellung zu sehen, die sich unter dem Titel „Vier von hier“ prominenten Persönlichkeiten aus dem Stadtbezirk widmet – neben Albert Dulk sind das Schultheiß Eduard Fiechtner, Pfarrer Alexander Beutter und Künstler Carl Schmauck. „Albert Dulk nimmt freilich den größten Raum ein“, so Enslin. Dessen bewegtes Leben als Extremsportler, Lebemann, Abenteurer und Freidenker füllt immerhin 13 Schautafeln.

Grohmann sei so etwas wie das heutige Pendant zu Dulk, stellt der Bürgervereinsvorsitzende fest. Es gebe viele biografische Schnittpunkte: Grohmann wurde in Breslau geboren, dort absolvierte Dulk seine Apothekerausbildung. Beide sind „Neigschmeckte“, die in Stuttgart eine Heimat fanden. Dulk hatte ebenfalls als Schriftsetzer gearbeitet – wenn auch nicht so gern wie Grohmann, der einst in Wangen eine kleine „Kellerdruckerei“ betrieb. Vor allem aber gelten beide als unbequeme Querdenker, die ihre Meinung auch gegen Widerstände aus den eigenen Reihen vertraten. „Ich bin wegen unbotmäßigen Verhaltens aus der SPD ausgeschlossen worden“, erzählt der bald 82-Jährige mit gewissem Stolz.

„Den Dulk hätte ich wirklich gern kennengelernt“, sagt Grohmann mit knitzem Blick. Jener fiel damals nicht nur durch einen freizügigen Lebensstil auf, sondern vor allem wegen subversiven Gedankenguts. Als junger Mensch sei er fasziniert gewesen von dieser charismatischen Persönlichkeit, von seinem unbändigen Drang nach Freiheit, von der Idee des solidarischem Handelns im Alltag, vom beharrlichen Eintreten für eine bessere Zukunft, erzählt Grohmann. Wie Dulk wurde er ein Streiter gegen Obrigkeitsglauben, Gehorsam und Standesdünkel. Das Lebensmotto des Alt-Linken: „Unruhe ist die erste Bürgerpflicht.“ Er gehört unter anderem zu den Mitbegründern des legendären Stuttgarter Club Voltaire und des Bürgerprojekts Die AnStifter.

Vermutlich hätte Albert Dulk seine helle Freude an dieser Wahl, denn mit dem nach ihm benannten Preis ehren die drei Untertürkheimer Vereine „Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur, Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft, die mit Mut und Offenheit Grenzen überschreiten, die Freiräume schaffen und nutzen“. Der Albert-Dulk-Preis wurde 2016 erstmals verliehen an Pablo Wendel. Der Stuttgarter Performance-Künstler war bekannt geworden durch eine Aktion, bei der er sich 2006 in China als Terrakotta-Krieger in die Phalanx der Figuren geschmuggelt hatte. Das Preisgeld wird ausschließlich über Spenden finanziert. „Der Betrag ist noch nicht ganz zusammen“, räumt Enslin ein. Man freue sich über weitere Unterstützer.