Der Vertrag von David Alaba beim FC Bayern München läuft im nächsten Sommer aus – noch ist unklar, ob der Österreicher an der Isar bleibt oder es ihn nach anderswo zieht. Foto: imago /Laci Perenyi

Der Streit zwischen dem FC Bayern München und David Alaba eskaliert: Erst zieht der Rekordmeister sein Vertragsangebot zurück, dann attackiert der Abwehrchef die Vereinsführung. Für den Trainer Hansi Flick kommt die Zuspitzung des Konflikts zur Unzeit.

Stuttgart/München - Es dauerte fast acht Minuten, bis die Video-Pressekonferenz mit David Alaba eine mit heimischen Klängen wurde. Der österreichische Fußballheld, in seiner Heimat längst auf einer Stufe mit Skigrößen wie Marcel Hirscher oder Anna Veith, spielt an diesem Dienstag in der Champions League mit dem FC Bayern München bei Red Bull Salzburg (21 Uhr) vor. Mehr geht nicht aus rot-weiß-roter Sicht – weshalb die zugeschalteten Medienschaffenden aus Salzburg oder Wien, nun ja, schon recht heiß waren auf die Fragen an Alaba vor dessen Stelldichein in der Heimat.

Wie er denn die Salzburger so einschätze, das wurde Austrias Fußballstolz am Montagmittag gefragt. Und der Wiener Reporter wollte auch wissen, ob Alaba schon geflaust habe mit einigen Salzburger Kollegen, die er aus der Nationalelf kenne (das sog. Flausen steht in Österreich fürs Flachsen und das Sich-gegenseitig-auf-den-Arm-Nehmen).

Lesen Sie hier: Der Kommentar zum Alaba-Poker und seinen Folgen

David Alaba aber, sonst selten um einen Schmäh verlegen, war nicht zum Flausen zumute. Denn die Lage war ernst. Das wurde deutlich in den knapp acht Minuten vorher, als Alaba vor der Busfahrt nach Salzburg mit versteinerter Miene im Pressestüberl des FC Bayern München saß – wo es nur um ein Thema ging.

Was hat Alaba gefordert?

Der Präsident Herbert Hainer verkündete am Sonntagabend, dass der FC Bayern nach monatelangem Poker das aus seiner Sicht sehr lukrative Vertragsangebot an den Abwehrchef Alaba, dessen Kontrakt im Sommer 2021 ausläuft, zurückgezogen habe. Alaba und seine Berater stehen nun als Raffzähne da. Weil die angeblichen Gehaltsforderungen nun mehr denn je im Raum stehen. Die sollen offenbar bei rund 18 Millionen Euro jährlich liegen – was Alaba aber nun verneinte. Zunächst verblüffte der Abwehrchef mit der Aussage, dass er die Neuigkeit mit dem Verhandlungsabbruch des FC Bayern ebenfalls „aus den Nachrichten erfahren“ habe.

Dann legte er nach mehreren Nachfragen zum Thema los. „Ich kann jedem einzelnen Fan versichern, dass die Summen, die in den Raum gestellt wurden, nicht der Wahrheit entsprechen“, sagte Alaba, der es „aus der Perspektive von Außenstehenden“ sogar nachvollziehen könne, jetzt als „raffgierig dazustehen“.

Lesen Sie auch: Fast alle Mann an Bord beim VfB-Training

Er habe aber, so Alaba weiter, „eine ganz andere Perspektive auf die ganze Geschichte“. Und: Er hätte sich mit Blick auf die Clubchefs des FC Bayern gewünscht, „dass Internes auch intern bleibt“. Die Millionenzahlen, die kursierten, seien von Vereinsseite nicht dementiert worden, meinte Alaba noch – und schloss mit diesem Satz: „Meine Person dann in der Öffentlichkeit so darzustellen wie in den vergangenen Monaten, darüber war ich enttäuscht und verletzt.“

Vereinspräsident Herbert Hainer hatte im BR gesagt, die Berater von Alaba hätten das letzte Angebot des FC Bayern als „noch immer unbefriedigend“ bezeichnet. Daraufhin habe sich der Verein entschlossen, „das Angebot vom Tisch zu nehmen“. Der Verein wollte nach etlichen Gesprächsrunden bis Ende Oktober Klarheit. Diese Sieben-Tage-Bedenkzeit war Alaba, wie er es sagt, mit mehreren Auswärtsspielen nacheinander zuletzt zu kurz.

Ist die Tür noch einen Spalt offen?

Präsident Hainer jedenfalls schlägt die Tür trotz der klaren Ansage vom Sonntag noch nicht zu. „David ist ja noch acht Monate bei uns unter Vertrag, und wir schätzen ihn unheimlich“, sagte er. Der 28-jährige gebürtige Wiener ist ein Eigengewächs, er ist seit 2008 im Verein und holte zweimal das Triple (2013 und 2020). So einen Burschen verlieren die Bayern nicht gern, erst recht nicht nach dessen teils überragenden Leistungen als neuer Abwehrchef in den vergangenen Monaten.

Und Alaba? Für den ist die Tür offenbar auch noch einen Spalt offen. „Ich bin ein Spieler, der wirklich sehr gerne für Bayern spielt“, sagte er noch. Zu anderen Clubs habe er „keinen Kontakt“ gehabt.

Der direkte Draht zu seinen Chefs in München aber ist auch erst einmal gekappt – nachdem der FC Bayern in der nun vorerst letzten Verhandlungsrunde vor gut einer Woche angeblich weiter rund elf Millionen Euro Jahresgehalt geboten haben soll. Sportvorstand Hasan Salihamidzic hatte in Richtung der Alaba-Seite immer wieder betont, dass es eine finanzielle Obergrenze gebe: „Robert Lewandowski und Manuel Neuer. Ich denke nicht, dass David selbst glaubt, er stünde über diesen zwei Kollegen.“

Flick lobt seinen Abwehrchef

Wie auch immer – der Mann, der Alaba in München sportlich anleitet, zeigte sich am Montag verärgert über den Streit. Trainer Hansi Flick nahm nach Alaba Platz auf dem Podium, und er verteilte eine Breitseite in Richtung der Münchner Clubchefs. „Ganz ehrlich: Ich bin alles andere als glücklich, dass wir uns mit diesem Thema in einer Woche, wo wir zwei sehr, sehr schwere Spiele in Salzburg und am Samstag bei Borussia Dortmund haben, befassen müssen“, sagte Flick – und lobte Alaba demonstrativ. „Ich wäre sehr froh, wenn David dem FC Bayern über die Saison erhalten bliebe. Er ist ein absoluter Topspieler und ein ganz toller Mensch.“