Die AfD-Kundgebung fand auf dem Schillerplatz in Stuttgart statt. Foto: Lichtgut - Ferdinando Iannone/Ferdinando Iannone

Wegen der Veranstaltung der rechten Partei auf dem Schillerplatz und einer Gegendemonstration standen auch zwei Wasserwerfer am Alten Schloss.

Stuttgart - Es gibt Tage, an denen Friedrich Schiller nur zu gerne von seinem Sockel heruntersteigen und seinen Schillerplatz mitten in Stuttgart für ein paar Stunden verlassen würde. An diesem Samstag vor dem dritten Advent war so ein Tag. Für den Nachmittag hatte die AfD zu einer Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen aufgerufen. Der ganze Platz war von der Polizei frühzeitig abgesperrt worden, zur Planie und zur Markthalle hin standen am Alten Schloss Wasserwerfer bereit, ein großes Polizeiaufgebot hatte rund um den Platz an allen Zugängen Stellung bezogen. Der Durchgang zur Kirchstraße war ganz abgeriegelt, dort versuchten Demonstranten gegen Rechts lautstark, den AfD-Rednern zu Füßen von Schiller etwas entgegenzusetzen.

Die bemühten zwar nicht Schiller, der selbst Arzt war, aber beispielsweise John Lennon, dem das möglicherweise nicht gefallen hätte. Der Sprecher der AfD Stuttgart, Andreas Mürter, rückte die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung und der Länderregierungen in die Nähe der grausamen Versuche der Nationalsozialisten an Menschen und gab sich überzeugt: “Wir sind viele und wir werden weltweit mehr.”

Um 17 Uhr war die Kundgebung beendet

Der Stuttgarter AfD-Bundestagsabgeordnete Dirk Spaniel musste seine Rede kurz unterbrechen, um die Anwesenden aufzufordern, Masken zu tragen, weil die Veranstaltung sonst von der Polizei aufgelöst würde. Sie könnten sie ja eine Viertelstunde später wieder runterziehen, fügte er an. Spaniel stellte die Pandemie in Abrede, sprach dagegen von einer Massenpsychose. “Weder die Krankenhäuser noch die Intensivstationen sind mehr ausgelastet als sonst üblich in dieser Jahreszeit”, behauptete er, die belegbaren und nachlesbaren Zahlen ignorierend. Es seien auch nicht viel mehr Menschen gestorben als in den vergangenen Jahren, die Zahlen deuteten nicht auf eine wirklich bedrohliche Pandemie hin. Spaniel: “Wir werden in eine Hysterie hinein getrieben. Das hat mit der Realität überhaupt nichts zu tun.” Spaniel bezeichnete den neuen Bundesgesundheitsminister als Psychopathen und forderte “ein Ende der symptomlosen Testerei”.

Friedrich Schiller musste die Veranstaltung bis Einbruch der Dunkelheit aushalten, gegen 17 Uhr war sie beendet. 200 Teilnehmer waren dafür angemeldet gewesen. Es kam auch dank des großen Polizeiaufgebots mitten in der Stadt am Adventseinkaufssamstag zu keinen größeren Zwischenfällen.