Familien ziehen am Sonntag mit Protestplakaten durch die Stadt. Foto: Lichtgut/Julia Schramm

Bei einer Demonstration durch die Stuttgarter Innenstadt fordern die Teilnehmer mehr Freiheiten für Kinder und Jugendliche. Sie geißeln vor allem die Ungleichbehandlung – dass zum Beispiel Tausende Menschen ins Fußballstadium dürfen, Einschulungsfeiern aber nicht erlaubt sind.

Stuttgart - Um 11 Uhr wurde es am Sonntag vor dem Sozialministerium an der Else-Josenhans-Straße voll und laut. Zur Melodie von Queens „We will rock you“ tönten „Kinder haben Rechte“-Rufe durch die kleine Gasse beim Karlsplatz. Rund 300 bis 400 Menschen haben sich nach Schätzungen eines Vertreters von „Laut für Familie“ hier mit Luftballons und Plakaten, auf denen „Keine Masken am Platz“ oder „Stoppt den Maskenwahnsinn im Unterricht“ steht, versammelt. „Sieht ja aus wie ein Kinderfest“, fasst ein Passant das Bild zusammen, bevor er mit dem Fahrrad weiterfährt.

Vielmehr haben die Vertreter der Initiativen „Laut für Familie“, „Zeig Dein Herz für Kinder“ und der Initiative Familien, Landesgruppe Baden-Württemberg zur Demonstration geladen. Über den Karlsplatz und den Schlossplatz zogen die Demonstranten zur Abschlusskundgebung vors Kultusministerium an der Thouretstraße. „Chancengleichheit und Teilhabe“, fordert dort eine der Veranstalterinnen in ihrer Rede. Und ihre Kollegin ergänzt: „Wir haben die Schnauze voll, ehrlich! Dass Erwachsene sich treffen und Kontakte pflegen dürfen und Kinder nicht. Kinder haben auch Rechte. Wie kann es sein, dass 10 000 im Fußballstadion sein dürfen, aber keine Einschulungsfeier erlaubt ist.“

Chancengleichheit für Kinder und Schüler

Und auch die mitlaufenden Eltern haben gute Gründe, hier zu sein: „Ich demonstriere, weil die Kinder ungleich behandelt werden“, so Sarah aus Leinfelden-Echterdingen, die mit ihren Kindern heute hier ist. Ihrer Ansicht nach sei es wichtig, dass Eltern sich über die Risiken einer möglichen Covid-Erkrankung bei Kindern selbst informieren. Und ihre Begleitung, die Kinderärztin und dreifache Mutter Johanna, ergänzt: „Es gibt sicher schwere Verläufe bei Kindern, aber das sind Einzelfälle, man muss hier die Relation sehen“, so die junge Frau. Dabei ist es beiden wichtig zu betonen, dass sie sich mit ihren Forderungen klar von Pandemieleugnern wie den Querdenkern oder Verschwörungstheoretikern distanzieren möchten.

Von den Querdenkern distanziert

Von denen haben sich am heutigen Tag ein paar wenige unter die Demonstrierenden gemischt und erregen hier mit „Corona Wahnsinn Stoppen“-Plakaten und Querdenken-T-Shirts Aufmerksamkeit. „Wir sind absolut keine Querdenker. Wir sind alle geimpft und absolut pro Impfung“, so Sarah. Freundin Johanna kann ihr da nur zustimmen: „Corona ist gefährlich, und für Erwachsene sind die Maßnahmen in Ordnung. Masken schützen uns. Aber bei Kindern müssen wir die Folgeschäden gegen den Nutzen abwägen“, so ihre Einschätzung. Auch andere Teilnehmer stimmen den beiden zu und freuen sich gar nicht über diese Mitdemonstrierenden: „Das wirft ein falsches Bild auf uns, wir sind keine Pandemieleugner“, ärgert sich ein Vater aus Freudenstadt.