Nach dem Vorfall ermittelt nun ein Fachkommissariat für Beamtendelikte wegen Körperverletzung im Amt. Foto: dpa/Paul Zinken

Bei einem Einsatz am 1. Mai in Berlin wird eine Mitarbeiterin eines Fernsehteams verletzt. Nun wird gegen einen Polizisten ermittelt. Er soll die Journalistin geschlagen haben.

Berlin - Die Berliner Polizei ermittelt gegen einen Kollegen wegen des Verdachts, am 1. Mai eine Mitarbeiterin eines Fernsehteams geschlagen und verletzt zu haben. Laut den Beamten sei eine 22-jährige Journalistin bei einem Polizeieinsatz am 1. Mai in Kreuzberg durch eine Einsatzkraft mit einem Faustschlag im Gesicht verletzt worden. Die Frau zeigte den Vorfall am 2. Mai an. Sie gab an, dass sie in der Nacht zuvor gegen 23 Uhr von einem Polizisten während eines Einsatzes in der Oranienstraße geschlagen und verletzt worden sei.

Trotz Corona-Verbots waren am Abend des 1. Mai einige Tausend Menschen in Berlin-Kreuzberg auf Straßen und Plätzen unterwegs. Nach Einbruch der Dunkelheit kam es zu Rangeleien zwischen Demonstranten und Polizisten.

Die Frau war mit einem Fernsehteam der Agentur Nonstopnews mit Sitz in Delmenhorst unterwegs, die Material für TV-Sender dreht und zuliefert. Laut dem Redaktionsleiter Gerrit Schröder war sie vor Ort als freie Tonassistentin für die Agentur im Einsatz und sei deutlich als Teil des Fernsehteams erkennbar gewesen.

Die Frau musste nach dem Vorfall ambulant behandelt werden. Eine ärztliche Untersuchung habe ergeben, dass bei der 22-Jährigen zwei Zähne abgebrochen seien und sie Prellungen im Gesicht erlitten habe. „Ich schätze die Sachlage so ein, dass unsere Mitarbeiterin ein ziviles Opfer bei einem ruppigen Polizeieinsatz wurde. Einen Angriff gegen die Presse sehe ich so nicht“, so Schröder. Möglicherweise habe der Polizist sie nicht als Pressevertreterin wahrgenommen. „Aber auch dann stellt sich die Frage, warum so eine Art der Gewalt nötig ist“, sagt Schröder. Die 22-Jährige sprach gegenüber „rbb24“ und der „taz“ von einem gezielten Schlag.

DJU fordert Aufklärung

Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in Verdi Berlin-Brandenburg fordert eine rasche Aufklärung des Falles sowie disziplinarische Konsequenzen. „Die Polizei hat die Presse, die eine öffentliche Aufgabe erfüllt, zu unterstützen und vor Übergriffen zu schützen und nicht niederzuschlagen“, sagte die Landesvorsitzende Renate Gensch einer Mitteilung zufolge. Die Frau sei unter anderem wegen einer langen Mikrofonangel eindeutig als Pressevertreterin erkennbar gewesen.

In den letzten Tagen gab es bereits mehrere gewalttätige Vorfälle gegen Journalisten. Dabei wurden die Reporter von Demonstranten angegriffen.

Demonstranten greifen Journalisten an

Am 6. Mai ist in Berlin ein Kamerateam der ARD bei einer nicht genehmigten Demonstration gegen die Corona-Beschränkungen vor dem Reichstagsgebäude angegriffen worden. Ein Mann soll versucht haben, einen Tonassistenten zu treten, traf dabei aber offenbar die Mikrofon-Angel, die dann gegen den Kopf des Kameramannes schlug. Der 46-jährige Tatverdächtige habe versucht zu flüchten, sei dann aber von Polizisten festgenommen worden.

Am 1. Mai wurde in Berlin ein Kamerateam der ZDF-Satiresendung „heute-show“ von Demonstranten angegriffen Es drehte bei einer Demonstration gegen die Corona-Regeln am Rosa-Luxemburg-Platz. Sechs Menschen wurden dabei nach Angaben des ZDF verletzt, vier mussten ins Krankenhaus gebracht werden. Der Satiriker Abdelkarim hat den Überfall auf sein ZDF-Kamerateam nach eigener Aussage wie einen brutalen Kriegsfilm erlebt. Laut Polizei wurden sechs Menschen festgenommen.