Vier Niederbayern haben eine Gegenpetition für den Erhalt des Donauliedes gestartet. Foto: dpa/Armin Weigel

Eine Passauer Studentin hat eine Petition gegen das traditionelle Donaulied ins Leben gerufen, einigen Menschen in Niederbayern passt das aber nicht. Sie haben jetzt eine Gegenpetition gestartet und wollen das Donaulied „retten“.

Stuttgart - Die Passauer Studentin Corinna Schütz hat Ende Mai eine Petition gegen das Donaulied ins Leben gerufen und über 31 000 Menschen stehen bereits hinter ihr. Der Text handelt nach deren Auffassung von einem Mann, der ein an der Donau schlafendes Mädchen vergewaltigt. „Ich machte mich über die Schlafende her, Ohohoholalala, Sie hörte das Rauschen der Donau nicht mehr, Ohohoholalala“, lautet die Erzählung in einer der Strophen. Die Ursprungsfassung des Liedes stammt aus dem 19. Jahrhundert, wie Michael Fischer, Direktor des Zentrums für Populäre Kultur und Musik an der Universität Freiburg sagt.

„Donaulied eine Form der sexuellen Gewalt“

Corinna Schütz setzt sich dafür ein, dass dieses Lied künftig nicht mehr in den Bierzelten der „Passauer Dult“ gesungen wird. Auf der Website ihrer Petition schreibt sie, dass Sprache das Denken forme. „In diesem alten Volkslied vermittelt der umgeschriebene Text ein Weltbild, welches sexuelle Gewaltfantasien gegen Frauen normalisiert und verherrlicht. Deswegen stellt das Donaulied eine Form sexueller Gewalt dar“, heißt es weiter. Doch es regt sich bereits Widerstand.

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„Rettet das Donaulied“ heißt die Gegenpetition von Ralph Seider und seinen Mitstreitern. Gemeinsam mit drei weiteren Aktivisten hat der Hobby-Volksmusiker am vergangenen Sonntag die Petition gestartet. Er hat bereits über 1 500 Unterstützer. Auf der Petitionswebsite erklären die Vier, dass dieses Lied zur Kneipenstimmung gehöre. „Wir sind uns sicher, dass kein Mensch bis vor kurzem bei diesem Lied an eine Vergewaltigung gedacht hat“, lautet das Argument. Wenn man wolle, könne man in jedem Lied etwas finden, das zu einem Verbot führe.

Es liegt in der Hand der Festwirte

Passaus Oberbürgermeister Jürgen Dupper (SPD) reagierte auf Instagram auf die Petition der 22-jährigen Studentin zustimmend. „Ich bin sehr zuversichtlich, das wir bei gutem Willen aller Beteiligten in Zukunft die Passauer Dult ohne dieses Lied feiern können“, schrieb der Politiker. Das mit dem guten Willen könnte sich allerdings schwierig gestallten. Das Festprogramm werde von den Wirten selbst geplant, so Dupper. Festwirt Walter Kandlbinder hat allerdings bereits eine recht eindeutige Meinung. Auf Facebook schrieb zwar, dass das Lied bestimmt nicht besonders geistreich sei. Frauen, die sich davon sexuell belästigt fühlten, hätten seiner Meinung nach noch ein anderes, größeres Problem.

Studentin will kein Verbot erwirken

Corinna Schütz wollen kein Verbot des Donauliedes erwirken, stellte die Studentin klar. Vielmehr sollten sich die Leute mit dem Text auseinandersetzen und freiwillig auf das Singen verzichten. Ob die Wirte der Passauer Dult der Aufforderung nachkommen, das könnte sich unter Umständen erst im nächsten Jahr zeigen. Oberbürgermeister Dupper fürchtet nämlich, dass das Volksfest wegen der Corona-Pandemie erst wieder im April 2021 stattfinden kann. So lange haben die Verantwortlichen noch Zeit, eine Entscheidung zu treffen.