Der Niederschlag fiel unterschiedlich aus in den Stadtgebieten. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Im Norden war’s trocken wie Stroh, im Süden fiel zu viel Sommerregen – das Wetter im Juni hat die Niederschläge diesmal ungleich verteilt. Ansonsten gab sich der Monat durchschnittlich.

Stuttgart - Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast. So heißt es zumindest. Und wenn man sich die Wetterdaten aus dem Juni von Stuttgart anschaut, könnte man schon meinen, dass da doch einer gewaltig an einer Zahl gedreht hat. Kann doch gar nicht sein – „deutlich zu trocken“ steht in der Analyse des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Wie zu trocken? Wir erinnern uns an prasselnde Schauer, an ruhigen Landregen und an windige Gewittergüsse. Da hatten die Biergärten endlich wieder offen und man konnte nur selten hin. So war es doch, zumindest gefühlt. Und dabei sollen nur jämmerliche 53,9 Liter Regen pro Quadratmeter im ganzen Monat zusammengetröpfelt sein? Das wären ja nur ungefähr 58 Prozent des vieljährigen Mittels (93,2 Liter).

Auf den Fildern war’s zu nass

Die Auflösung des Rätsels liegt darin, dass Regen eben punktuell gemessen wird. Und wo bei Temperatur und Sonnenscheindauer ein paar Kilometer Entfernung zwischen den Messpunkten kaum einen Unterschied machen, ist das beim Regen anders. Ganz anders. Der für die Stuttgart-Statistik des DWD maßgebliche Wert wird auf dem Schnarrenberg gemessen. Und da hat wohl einer das Messgläsle umgekippt – oder der Stuttgarter Norden ist ein Dürregebiet. Könnte man meinen, ist aber falsch. „Es gab in der Tat große regionale Unterschiede“, sagt Andreas Pfaffenzeller. Der Meteorologe des DWD verwies auf die Regenmenge, die im gleichen Zeitraum auf dem keine 15 Kilometer entfernten Flughafen gemessen wurde. Auf den Fildern geht der Juni nämlich als zu nass in die Statistik ein. Die Messanlage auf dem Airport verzeichnete satte 117,1 Liter Regen pro Quadratmeter, das ist mehr als doppelt so viel wie am Schnarrenberg und knapp 18 Prozent mehr als das vieljährige Mittel. Anders gesagt war es am Flughafen statistisch zu nass. „Die Unterschiede erklären sich hauptsächlich damit, dass der meiste Regen im Juni im Form von Schauern und Gewittern niederging“, sagt dazu Meteorologe Pfaffenzeller.

Also keine gefälschte Statistik, sondern eine, die sagt, dass es beim Regen eben oft nach dem Gießkannenprinzip geht. Hier viel, da nix. Gefühlt war der Juni nämlich wassertechnisch ein ganz normaler Monat. Der Rasen ist nicht verdorrt wie vor einem Jahr und man brauchte auch schon mal den Schirm, wie das eben so ist im ersten Sommermonat. Dieses Gefühl bestätigt übrigens dann auch wieder die Statistik. In ganz Baden Württemberg fielen nämlich im Schnitt gut 100 Liter Regen pro Quadratmeter, was etwa 96 Prozent des Mittels entspricht, also ganz normal. Das tröstet. Und auch der Schnarrenberg wird nicht zum Ödland, weil künftig einige der wieder vermehrt startenden Flugzeuge ein paar kräftige Schauer gen Norden drücken werden.

Ein angenehmer Sommer steht bevor

Fast normal war übrigens auch die Temperatur. 17,6 Grad im Schnitt sind zwar 1,2 Grad mehr als das Mittel, das ist aber in Zeiten des Klimawandels eigentlich ein guter Wert. Und obendrein ein angenehmer. Vor einem Jahr war der Juni satte 4,3 Grad zu warm, es gab fünf heiße Tage über 30 Grad und mit 35,6 Grad am 30. Juni fast einen Monats-Hitzerekord, der seit 2002 bei 36 Grad liegt. Dieser Juni schaffte die 30 Grad nie, aber es gab elf Sommertage über 25 Grad, und am 26. Juni wurden immerhin 29,8 Grad gemessen. Das reicht ja auch. Ziemlich im Schnitt lag auch die Sonnenscheindauer. Knapp 208 Stunden sind rund 99 Prozent des Mittels. Für einen veritablen Sonnenbrand reichte das auf jeden Fall. Den gab es oft, weil zu der Sonne meist ein kühlendes Windchen wehte, das einen böse täuschen konnte. Im Juni ist ja auch der Siebenschläfer-Tag (27.), an dem sich ja das Wetter der kommenden sieben Woche zeigen soll. In Stuttgart war es an dem Tag angenehm warm (28,6 Grad) aber nicht heiß, und es hat auch mal geregnet. Ja, auch am Schnarrenberg, immerhin mehr als fünf Liter. Und die Prognosen für die kommende Zeit deuten tatsächlich darauf hin, dass Stuttgart vor einem sehr angenehmen Hochsommer mit moderaten Temperaturen und einem Mix aus Sonne und Regen stehen könnte. Wenn der dann auch noch am Schnarrenberg fällt, dann hat auch die Statistik wieder ihren Frieden.