Mit seinem Buch „Das geheime Leben der Bäume“ ist Peter Wohlleben bekannt geworden. Foto: dpa/Christian Charisius

Der Rundfunksender 3sat zeigt eine Doku über Peter Wohlleben, seine Meinung über den Wald und die Bedeutung der Bäume für den Klimawandel.

Berlin - Es sind Detailaufnahmen von Samen, die aus Zapfen fallen. Von Eicheln, die auf den Boden purzeln und keimen. Im Zeitraffer entfalten sich die Blätter an den jungen Trieben. Blüten entwickeln sich. Milben krabbeln über den Boden, Raupen fressen sich an Blatträndern entlang. „Die Vielfalt des tierischen Lebens spielt sich häufig im Mikrokosmos ab“, sagt Erfolgsautor und Förster Peter Wohlleben. „In einer Handvoll Walderde stecken mehr Lebewesen als es Menschen auf der Erde gibt. Es handelt sich dabei um eine Art Bodenplankton.“ Dieses sei Anfang der Nahrungsketten im Wald und ein riesiger Recyclingbetrieb.

Die Aufnahmen sind mit meditativer Musik unterlegt. Idyllische Szenen zeigen Rehe, die am Laub knabbern. Aus der Vogelperspektive sieht man dann Bäume in Reih und Glied. Wohlleben bezeichnet sie nicht als Wälder. Sondern als Plantagen. Sein Buch „Das geheime Leben der Bäume“ hat ihn berühmt gemacht. 3sat zeigt den gleichnamigen, anderthalbstündigen Dokumentarfilm am Mittwochabend (20.15 Uhr) zum ersten Mal im Fernsehen. Er ist ein bisschen wie das Buch als Film - immer wieder wird durchgeblättert auf einzelne Kapitel, die dann als Art Zwischenüberschrift fungieren.

Kamera begleitet ihn zu zahlreichen Terminen

Dabei ist der Film unter der Regie von Jörg Adolph und Jan Haft gleichermaßen ein Film über den Wald wie auch über Wohlleben selbst. Die Kamera begleitet ihn zu Lesungen, zu Waldspaziergängen, zu Reisen nach Polen oder Kanada und hinter die Kulissen bei der ZDF-Sendung „Markus Lanz“ im Gespräch mit dem Moderator.

Die Kamera ist dabei, wenn er mit Forschern darüber spricht, ob in es in Wurzelspitzen gehirnähnliche Strukturen gibt, und als er bei einer Demonstration am Hambacher Forst als „der bekannteste Förster Deutschlands“ ans Mikrofon gerufen wird.

Durch all die Erläuterungen auf solchen Terminen, aber auch durch Erklärungen aus dem Off erfahren Zuschauer und Zuschauerinnen allerhand über den Wald: Dass man nicht nur anhand von Baumringen, sondern auch an Knoten entlang von Ästen das Alter von Bäumen ablesen kann. Welche Folgen schweres Gerät im Wald hat. Dass Buchen und Eichen innerhalb einer Art verabredet blühen. So könnten sich Rehe und Wildschweine nicht drauf einstellen, das halte die Populationen in Schach. Und blühten alle Bäume einer Region auf einmal, könnten die Tiere gar nicht alle Samen fressen. „Wie die das machen, ist nicht erforscht“, macht Wohlleben auch offene Fragen transparent.

Zugleich greift er übergeordnete Themen auf. „Sie können einen Wald nicht pflegen“, sagt der Förster. Ernten sei möglich. „Wenn Sie was für den Wald tun wollen, dann können Sie eigentlich nur unterlassen dort rumzusägen.“ Dabei komme es auf die richtigen Bäume an.

Kampf für die Wälder

Nadelbäume beispielsweise stammten aus kälteren, feuchteren Regionen, erklärt er. Hier sei der Wassermangel im Sommer zu groß. „Da geht denen die Spucke aus.“ Die meisten Nadelbäume würden in den nächsten 20 Jahren in Deutschland verschwinden, sagt er mit Blick auf die Erderwärmung. Und er betont: „Möchten wir Wälder als Mittel zum Kampf gegen den Klimawandel nutzen, dann müssen wir sie alt werden lassen.“

Es ist so etwas wie Wohllebens Mission: der Kampf für die Wälder.  Zahlreiche Bücher hat er inzwischen veröffentlicht, eine Zeitschrift mit seinem Namen kann man abonnieren. Brennen in den USA Wälder, wird Wohlleben als Experte befragt. Doch manche werfen ihm auch vor, den Wald zu mythologisieren und für die Bedrohung der Bäume nur die Forstwirtschaft verantwortlich zu machen. „Kritik der konservativen Forstwissenschaft an mir hat es immer gegeben“, hat Wohlleben dazu mal gesagt. Die einen fänden es gut, die anderen nicht.

Auch in der Doku geht er darauf ein, dass er Bäume und Wälder vermenschlicht. So sagt er etwa, sie stillten ihren Nachwuchs, sie stünden wie Familien zusammen. Dann wieder vergleicht er angelegte Wälder mit Massentierhaltung. Sagt, die Pflanzen seien aufgewachsen ohne Eltern. Wer das zu unsachlich findet, sollte lieber umschalten.