Islam Kryeziu (rechts) – hier mit seinem treuesten Mitarbeiter Louis Wacker – betreibt das Flint seit dem Jahr 2011. Foto: Simon Granville

Wer eine Bar in Ludwigsburg sucht, der sucht oft lange. Das Flint in der Leonberger Straße ist eine der wenigen alteingesessenen Kneipen. Was macht ihren Erfolg aus?

An die zehntausend junge Menschen studieren an einer der Hochschulen in Ludwigsburg. Kneipen, in denen sie abends zusammensitzen könnten, kann man aber fast an einer Hand abzählen.

Was für die Studenten schade ist, ist das Glück von Islam Kryeziu. Der 40-Jährige betreibt seit mehr als zehn Jahren das Flint, eine der wenigen Institutionen in der Kneipenszene der Barockstadt – und dementsprechend auch bei Studenten beliebt. „Ich würde es durchaus begrüßen, wenn es ein bisschen mehr Alternativen in Ludwigsburg geben würde“, sagt Kryeziu. Für die Stadt seien die wenigen Ausgehmöglichkeiten ein Armutszeugnis. „Andererseits kommen deshalb halt auch viele zu uns.“ Nicht nur Studenten, das Publikum ist tatsächlich bunt gemischt. Viele erfahren von begeisterten Flint-Gängern von dem Laden in der Leonberger Straße, der von außen überhaupt nicht wie eine Kneipe aussieht und den man dementsprechend auch leicht übersehen kann.

Die billigste Kneipe weit und breit?

„Wir profitieren viel von Mund-zu-Mund-Propaganda“, sagt Kryeziu. Beispielsweise sei das Flint fester Bestandteil der Einführungsveranstaltung der Klavier- und Orgelbauer, die das Handwerk in Ludwigsburg lernen. Neben den Empfehlungen ist das Erfolgsrezept denkbar einfach: In der Kneipe soll sich jeder wohlfühlen, der kommt, und billig etwas zu trinken bekommen. „Wir sind vermutlich die günstigste Bar im Umkreis“, sagt der Wirt. Die Preise auf der Schiefertafel über dem Tresen untermauern das. Eine Halbe für 3,60 Euro gibt es in Stuttgart sicherlich nirgends mehr, Shots kosten 2,50 Euro. Cocktails und Longdrinks gibt es teils für unter sieben Euro.

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Bekannt ist das Flint auch für seinen Kicker. Einige Stammgäste kommen nur deshalb – das Niveau am Tisch ist dementsprechend hoch. Dass das Spiel im Flint umsonst ist, auch das unterscheidet es von manch anderer Kneipe. „Die Leute achten unserer Erfahrung dann mehr auf das Inventar“, sagt Barmann Louis Wacker, der altgedienteste unter den elf Mitarbeitern.

Geraucht werden darf nicht mehr, aber getanzt

Gequalmt werden darf seit drei Jahren nicht mehr im Flint, das jahrelang Raucherkneipe war. „Das war schrecklich“, sagt Islam Kryeziu, der selbst lange dem Glimmstängel verfallen war. Bevor der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann die Kneipe im Jahr 2011 übernahm, hatte er der früheren Besitzerin über mehrere Jahre geholfen – unter anderem auch beim Umbau. Kryeziu schien ihr offenbar so vertrauenswürdig, dass sie fragte, ob er die Kneipe übernehmen wolle. Er wollte, wurde erst Geschäftsführer und dann Inhaber. Zwei Jahre Jahre lang arbeitete er nebenher noch in seinem alten Job bei einer Werbemittelfirma, bis er sich entschied, nur noch Wirt zu sein. Das sei ein schöner Beruf, aber auch viel mehr Arbeit, als man denkt.

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Auch wenn inzwischen nicht mehr geraucht werden darf, getanzt wird nach wie vor in der rund 70 Quadratmeter großen Bar. Von Hip-Hop über Elektro bis Indie und Rock läuft alles. Seit diesem Monat gibt es auch wieder eine Open Stage im Flint, Bingo, für das die Kneipe fast schon berühmt ist, findet auch wieder statt – und auch sonst ist wieder Leben in die Bar eingekehrt, die wie viele andere von Corona gebeutelt war.

Warum gibt es in Ludwigsburg so wenige Kneipen?

Am ersten Abend nach langer Schließzeit habe es im Übrigen gleich wieder Ärger gegeben. Islam Kryeziu lächelt inzwischen über diese Vorfälle. Ständige Kontrollen, hohe Mieten, sich beschwerende Nachbarn, Ärger mit dem Amt – ihn wundert es nicht, dass die Kneipenszene in Ludwigsburg so überschaubar ist. Das Flint, da ist er sich sicher, wird es aber noch eine ganze Weile geben.

Ein Bier gibt es für unter drei Euro

Serie
 In unserer Serie Lokalrunde schreiben wir in unregelmäßigen Abständen über Kneipen in der Region Stuttgart. Die Auswahl der Bars treffen unsere Autoren. Sie ist subjektiv und erhebt – angesichts der reichhaltigen Kneipenkultur in der Region – keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Das Flint
 in der Leonberger Straße 38 in Ludwigsburg ist montags bis samstags von 20 Uhr an geöffnet. Unter der Woche ist zwischen 1 und 1.30 Uhr Schluss, an Wochenenden deutlich später. Die Preise sind fair, Bier gibt es ab 2,80 Euro, einen Kaffee für 2,20 Euro. Dienstags ist Cocktailabend. Mehr Infos: www.dasflint.de.