Jens Spahn wird derzeit für alles verantwortlich gemacht, was in der Pandemie falsch läuft. Das ist nicht fair. Aber der Minister hat sich angreifbar gemacht. Foto: imago//Florian Gärtner

Er galt zunächst als souveräner Krisenmanager. Das ist vorbei. Manche Kritik an seinem Agieren in der Pandemie ist überzogen, aber der Minister hat den Faden verloren.

Berlin - Staatsversagen. Das Wort hat Konjunktur. Ein großes Wort. Ein Wort, mit dem man vorsichtig umgehen sollte. Sehr vorsichtig. Jens Spahn hat es gebraucht. Nein, nicht jetzt. Nicht am Tag, nachdem aufgrund des Impfstopps für Astrazeneca der gesamten Impfstrategie der Bundesregierung der Kollaps droht. Aber als Deutschland im Jahre 2015 mit dem Zustrom von 800 000 Flüchtlingen fertig werden musste, da meinte Spahn die öffentliche Debatte mit einem Einwurf vom Spielfeldrand bereichern zu müssen. In einem Beitrag für eine von ihm herausgegebene Aufsatzsammlung schrieb er: „Obgleich Zigtausende Menschen jeden Tag haupt- und ehrenamtlich fast Übermenschliches leisten, um der Lage Herr zu werden, erleben wir doch in vielen Bereichen eine Art Staatsversagen.“