In Peking befindet sich die weltweit größte Fabrik von Mercedes-Benz. Foto: AFP/Wang Zhao

Mercedes-Benz rechnet in diesem Jahr in China trotz Corona mit einem zweistelligen Absatzwachstum. China ist der wichtigste Markt des Stuttgarter Autobauers.

Stuttgart - Das Geschäft auf dem chinesischen Automarkt läuft für Daimler in diesem Jahr rund. Der Einbruch im ersten Quartal infolge der Corona-Pandemie ist längst wieder wettgemacht. Der für China zuständige Konzernvorstand Hubertus Troska berichtete in einer Videokonferenz aus Peking von einer rasanten Aufholjagd in den vergangenen Monaten. Bereits bis November habe Mercedes-Benz das Vorjahresergebnis von 693 000 verkauften Autos übertroffen. „Wir werden in diesem Jahr zweistellig wachsen“, kündigte Troska an. Auch für das nächste Jahr zeigte sich der Daimler-Manager sehr zuversichtlich. Der chinesische Markt für Premiumautos wächst laut Troska stärker als der Gesamtmarkt. Mercedes-Benz profitiert hier nach Angaben des Daimler-Managers auch von den strengen Reisebeschränkungen, mit denen die Regierung einen neuen Ausbruch der Corona-Pandemie verhindern will. Weil Urlaubsreisen ausfallen müssen, sei viel Liquidität vorhanden, die auch für den Autokauf genutzt werde, sagte Troska.

Die S-Klasse von Mercedes-Benz ist in China besonders gefragt

China ist mit Abstand der weltweit wichtigste Markt für Mercedes-Benz. Besonders gefragt ist dort auch die hoch profitable S-Klasse, deren jüngste Generation vor kurzem erst Weltpremiere gefeiert hat. Im November hat der Autobauer auf der Messe in Guangzhou die Top-Variante Mercedes-Benz Maybach S-Klasse vorgestellt. Zudem startete der luxuriöse Geländewagen Mercedes-Benz Maybach GLS in China. Die Resonanz auf die neuen Luxusmodelle sei äußerst positiv, sagte Troska.

Die Produktion in China soll deutlich zulegen

Auch die Produktion in China wird nach Angaben des Daimler-Vorstands deutlich zulegen. Im vergangenen Jahr wurden dort 560 000 Autos produziert, in diesem Jahr sollen es mehr als 600 000 Wagen sein. Gemeinsam mit dem chinesischen Partner BAIC, der zugleich mit einer Beteiligung von fünf Prozent einer der größten Daimler-Aktionäre ist, betreiben die Stuttgarter mittlerweile zwei Fabriken in Peking, eine im Süden und eine im Norden der Hauptstadt. Das Werk im Süden Pekings ist der größte Standort im weltweiten Produktionsverbund von Mercedes-Benz. Insgesamt arbeiten 28 000 Mitarbeiter in der Produktion, hinzu kommen rund 1000 Mitarbeiter in der Entwicklung. Die Bandbreite der auch in China produzierten Modelle ist Zug um Zug ausgeweitet worden. Troska bekräftigte indes auf die Frage eines Journalisten, dass es keine Pläne gebe, auch die S-Klasse in Peking vom Band laufen zu lassen. Das Spitzenmodell der Marke bleibt in Sindelfingen.

Im nächsten Jahr starten weitere Elektroautos in China

Der im vorigen Jahr vorgestellte Elektro-Geländewagen EQC, der ebenfalls in Peking produziert wird, zählt bisher nicht gerade zu den Rennern auf dem Automarkt. Troska zeigte sich gleichwohl zufrieden mit dem Absatz und verwies darauf, dass 90 Prozent der in China verkauften E-Autos in der Preisklasse unterhalb von umgerechnet 32 000 Euro verkauft werden. Der Preis des EQC liege deutlich darüber. Der erste Vertreter der EQ-Elektrofamilie der Premiummarke bewegt sich nach Darstellung des China-Chefs in einem noch schmalen Marktsegment. Zuletzt seien jedoch jeweils 500 bis 600 Wagen im Monat verkauft worden; dies sei eine gute Entwicklung so Troska.

Im nächsten Jahr starten die in einem niedrigeren Preissegment positionierten weiteren Elektromodelle EQA und EQB auch in China, die ebenfalls auch dort produziert werden. „Diese Autos werden auch in China sehr erfolgreich sein“, sagte der Daimler-Vorstand. Der EQS als Elektro-Variante der S-Klasse soll dagegen importiert werden.

Daimler weitet die Zusammenarbeit mit Geely aus

Deutlich ausweiten will Daimler auch die Zusammenarbeit mit dem chinesischen Partner Geely. Zu diesem Auto-Imperium gehören unter anderem auch Volvo und die neue Elektroauto-Marke Polestar. Geely-Gründer Li Shufu ist vor zwei Jahren mit einer Beteiligung von zehn Prozent bei Daimler eingestiegen und ist heute größter Aktionär.

Ein Gemeinschaftsunternehmen von Daimler und Geely entwickelt einen ganz neuen elektrischen Smart, der in China produziert wird und in zwei Jahren auf den Markt kommen soll. Zudem entwickeln beide Partner gemeinsam neue Verbrennungsmotoren, die sowohl in chinesischen als auch in europäischen Werken produziert werden sollen.