Daimler-Chef Ola Källenius, Truck-Chef Martin Daum und der Vorstandsvorsitzende Theodor Weimer läuten die Börsenglocke. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Zehn Tage nach der Abspaltung vom Mutterkonzern hat der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck sein Parkettdebüt absolviert.

Frankfurt - Bei Börsengängen stellen Unternehmen gerne ihre Produkte im Handelssaal aus. Das ging bei Daimler Truck dann doch nicht, wie Börsenchef Theodor Weimer am Freitag in seiner Begrüßungsrede feststellte: „Ich habe von vornherein gesagt: Versucht bloß nicht, einen 40-Tonner hier hereinzubringen.“ Immerhin auf dem Börsenplatz aber durfte das Unternehmen seinen E-Actros, den ersten elektrischen Serien-Lkw von Mercedes-Benz, abstellen.

Eine weitere besondere Note: Bei Ausrufung des ersten Handelspreises von 28 Euro pro Aktie erklang eine Lkw-Hupe. Trotzdem läuteten Daimler-Truck-Chef Martin Daum, Daimler-Chef Ola Källenius und Weimer auch ganz traditionell die Börsenglocke.

Analysten hatten sich mehr erhofft

Bis Handelsschluss kletterte der Aktienkurs auf rund 30 Euro. Dennoch blieb der Börsenwert des Unternehmens weit unter den von einzelnen Analysten prognostizierten 40 Milliarden Euro: Bei 823 Millionen Aktien zum Stückpreis von 30 Euro ergibt sich ein Börsenwert von knapp 25 Milliarden Euro. Daum reagierte darauf gelassen. „Es gab eine Bandbreite, und da liegt der Kurs drin“, sagte er.

Bisherige Daimler-Anteilseigner bekamen Truck-Aktien automatisch

Die Aktie des früheren Mutterkonzerns Daimler AG, der sich jetzt auf das Geschäft mit Autos und Vans konzentriert, notierte am Freitagabend bei 74 Euro. Am Vorabend, dem letzten Tag, an dem die klassische Daimler-Aktie noch beide Unternehmensteile repräsentierte, hatte sie 86 Euro gekostet. Als Ausgleich für die Abspaltung des Lkw-Geschäfts erhielten die bisherigen Daimler-Anteilseigner automatisch Aktien von Daimler Truck, und zwar im Verhältnis 2:1. Wer am Donnerstag zwei Daimler-Aktien im Wert von zusammen 172 Euro im Depot hatte, kam am Freitag also auf zwei Daimler-Aktien zu insgesamt 148 Euro zuzüglich einer Truck-Aktie im Wert von 30 Euro.

Daum rechnet allerdings damit, dass einige Altaktionäre die ihnen zugeteilten Truck-Anteile verkaufen. Es gebe sicherlich Anleger, die vor allem wegen der Luxusautos von Mercedes in Daimler investiert und am Lkw-Geschäft kein Interesse hätten, sagte Daum.

Aufnahme im Dax

Umgekehrt besteht nun aber für andere Investoren die Möglichkeit, ganz gezielt auf den Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck zu setzen. „Der eigentliche Kurs wird sich aus meiner Sicht erst im ersten Quartal einpendeln“, sagte Daum. Dann dürfte Daimler Truck auch in den Deutschen Aktienindex (Dax) aufgenommen werden – der nächste Termin, an dem die Zusammensetzung des Index überprüft wird, steht im März an. Freitag war der Lkw-Hersteller zwar ebenfalls im Dax gelistet, aber nur aus technischen Gründen – ab Montag wird das Unternehmen nicht mehr im Leitindex auftauchen.

Daum bekräftigte das Ziel, ab 2025 unter guten Marktbedingungen zweistellige Umsatzrenditen zu erwirtschaften. Man müsse aber „die Kirche im Dorf lassen“, betonte Daum. „Es wäre völlig falsch, wenn wir, nur um kurzfristig zehn Prozent zu erreichen, keine langfristigen Investitionen machten.“

Chipmangel wird Geschäft auch 2022 belasten

Aktuell belastet unter anderem der Mangel an Halbleiter-Chips das Geschäft. Dieser werde noch bis „weit in das Jahr 2022 ernsthafte Auswirkungen haben“, sagte Finanzchef Jochen Goetz.

Der Vorstandschef der Daimler AG, Ola Källenius, bezeichnete den Börsengang von Daimler Truck als Meilenstein. „Der Stern leuchtet jetzt doppelt“, sagte er über das neue Nebeneinander des Lkw-Herstellers und des Autobauers Mercedes-Benz. Sie könnten sich nun noch besser auf ihre unterschiedlichen Zielgruppen konzentrieren. Die Daimler AG wird im Februar in Mercedes-Benz Group AG umbenannt. Gemeinsames Ziel beider Unternehmen bleibe der Bau nachhaltiger Fahrzeuge, „aber die Wege, die wir nehmen werden, um dort hinzugelangen, sind verschieden“, sagte Källenius.

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Während Källenius angesichts der strikten Vorgaben zur Reduzierung von Treibhausgasen bei Autos voll auf Elektromobilität setzt, will Daum zweigleisig fahren: Gemeinsam mit Volvo arbeitet Daimler Truck an der Entwicklung von Lastwagen mit Brennstoffzellentechnologie, die mit Wasserstoff betrieben wird. Mindestens für die Zeit von 2025 bis 2035 würden sowohl batterieelektrische als auch Brennstoffzellen-Lastwagen benötigt, sagte Daum. Erst danach werde sich zeigen, welche Antriebsform sich bei den Nutzfahrzeugen langfristig durchsetze.

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